Eine unmoralische Affäre
… schon in Ordnung«, stammelte sie. Hatten eigentlich alle Frischverheirateten Probleme mit der Konversation?
Als er sein Glas an die Lippen führte, warnte sie ihn: »Ich süße meinen Eistee nicht. Wenn du …«
»Ich nehm auch keinen Zucker. Siehst du, wie viele Gemeinsamkeiten wir schon haben?« Er nahm einen langen Schluck und prostete ihr zu, bevor er das Glas abstellte. Ganz klar, er zog sie auf, und sie war nervös und hektisch. Zumal er ihr mit einem Mal riesig vorkam. Als füllte er mit seiner Statur ihre kleine Küche aus. Seine maskuline Aura machte ihr Angst.
Sie aßen schweigend, angespannt. Als sie fertig waren, entschuldigte Katherine sich für das einfache Essen. »Ich war die letzten Tage nicht einkaufen, und mein Kühlschrank ist so gut wie leer.«
»Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Es war köstlich. Ich freu mich schon darauf, mich künftig von dir bekochen zu lassen. Du bist bestimmt eine spitzenmäßige Köchin. Aber glaub ja nicht, dass ich erwarte, dass du dauernd am Herd stehst. Ich bin auch ziemlich fit in der Küche.«
Er grinste, seine blauen Augen blitzten. Dabei fielen ihr die tiefen Grübchen auf. Hatte sie seine sinnlich geformten Lippen schon vorher bemerkt? Oh ja, räumte sie im Stillen ein, schon etliche Male.
Er zeichnete mit seinem langen, schlanken Zeigefinger abwesend die Holzmaserung auf ihrer Tischplatte nach. Seine Hände wirkten zupackend und trotzdem sensibel. Die Nägel waren sauber und gepflegt.
Während sie entrückt das Spiel seiner Hände beobachtete, fiel Katherine siedendheiß ein, wie er ihre Brüste gestreichelt hatte. Langsam, sinnlich, sanft. An jenem Tag am See hatte er ihr das T-Shirt hochgestreift und sie an seinen nackten Oberkörper geschmiegt. Als er sie geküsst hatte, hatten seine Finger ihre Knospen gerieben, sie zärtlich zwischen seinen …
Katherine schoss von ihrem Stuhl hoch, dass das Geschirr auf dem Tisch gefährlich klapperte. Sie konnte keine Sekunde länger so dasitzen und ihm zuschauen. Was war bloß auf einmal mit ihr los? Man könnte glatt meinen, sie hätte ihn aus romantischen Motiven heraus geheiratet. Wie absurd!
Jace langte über den Tisch hinweg und umschloss ihre Handgelenke mit der Präzision einer Boa Constrictor, die sich todbringend um ihr Opfer schlingt. Mit einem beschwörenden Blick in ihre schreckgeweiteten Tiefen vereitelte er, dass sie sich reflexartig von ihm losriss. Stattdessen zog er sie um den Tisch herum zu sich. Schob Katherine zwischen seine leicht gegrätschten Knie, schmiegte seine Schenkel an ihre.
Er ließ ihre Handgelenke los, griff in ihr Haar und löste die Kämme aus der aufgetürmten Pracht. »Ich mag es lieber, wenn du dein Haar offen trägst«, sagte er weich, während er zusah, wie sich die langen Strähnen um ihre Schultern fächerten. »Die Farbe ist ungewöhnlich. Hast du Strähnchen im Haar?« Er zupfte spielerisch an einer Strähne, die ihr Gesicht umrahmte.
»Nein, das … das kommt von der Sonne.« Sie japste nach Luft. Wieso hatte sie plötzlich einen Riesenfrosch im Hals?
»Es ist schön«, murmelte er. Mit seinen Händen umschlang er ihre Taille und schob sie dichter an seinen Schritt. »Du riechst gut.« Sie fühlte seinen heißen Atemhauch durch ihr T-Shirt hindurch.
»Komm her, Katherine«, flüsterte er und zog sie auf seinen Schoß. Für einen langen Augenblick betrachtete er gedankenvoll ihr Gesicht. »Hast du etwa Angst vor mir? Die brauchst du nicht zu haben. Ich zwing dich zu nichts. Wir werden uns nämlich viel Zeit lassen und so lange in getrennten Betten schlafen, bis wir uns besser kennen gelernt haben.« Er schenkte ihr ein lausbubenhaftes Grinsen. »Das mit gestern Abend zählt nicht.«
Gestern Abend! War es erst vierundzwanzig Stunden
her, dass er sie vor Ronald Welshs Kussattacke und vermutlich noch viel Schlimmerem bewahrt hatte? Eine glutheiße Röte schoss in ihre Wangen. Unwillkürlich besann sie sich wieder, wie sie sich in Jasons tröstlicher Umarmung verloren hatte, seine zärtlichen Küsse und sein sinnliches Streicheln genossen hatte. Während der heftigen Auseinandersetzung, die sie heute Morgen geführt hatten, hatte sie im Stillen gebetet, er möge ihren kleinen nächtlichen Ausrutscher nicht schamlos ausnutzen, um sie zu ihrem Glück zu zwingen. Hatte er nicht; er hatte ihn aber auch nicht vergessen.
Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, musterte sie ihn verwundert. Ihre Miene musste sie verraten haben, denn er
Weitere Kostenlose Bücher