Eine unmoralische Affäre
Katherine total im Stress:
Allison baden und anziehen, selbst duschen, sich in Schale werfen und Make-up auflegen. Sie trug ein zartgelbes Leinenkleid und darüber einen marineblauen Blazer. Ihr Outfit war weit entfernt von einem traditionellen Hochzeitskleid, aber es war ja auch keine Hochzeit im traditionellen Sinne.
Es überraschte sie nicht länger, dass Jace anziehen konnte, was er wollte - er sah immer umwerfend gut aus. Heute hätte er in seinem dunkelblauen Jackett, der beigefarbenen Bundfaltenhose, naturweißem Oberhemd mit Paisley-Krawatte die Models im Gentleman’s Quarterly vor Neid erblassen lassen. Er bewegte sich in formeller Garderobe genauso lässig und selbstbewusst wie in Jeans.
Jace plädierte dafür, Katherines Wagen zu nehmen. Die Rückbank des Jeeps schien ihm nicht sicher genug für Allison, auch wenn die Kleine vorschriftsmäßig in ihrem Kindersitz angeschnallt war.
Die Fahrt von Van Buren nach Dallas dauerte über den Interstate Highway zwar nur zwei Stunden, aber diese zwei Stunden zogen sich schier endlos hin. Ihre Unterhaltung beschränkte sich auf das Nötigste. Die meiste Zeit schwiegen sie und hingen ihren eigenen Gedanken nach.
Kurz vor Dallas hielt Jace an einer Raststätte, an der wegen des Labor Day jede Menge los war, und fragte den Tankwart nach dem Weg zum Gericht.
Katherine hielt es vor Neugier nicht mehr aus. »Wie hast du es eigentlich geschafft, in Dallas das Aufgebot zu bestellen?«, platzte sie heraus.
»Ich hab dir doch erzählt, dass Marks Freund alles Erforderliche für uns organisiert. Wir brauchen bloß noch zu unterschreiben. Und setz der guten Ordnung halber
deinen zweiten Vornamen hinzu. Den wusste ich nämlich nicht.« Er löste den Blick sekundenlang von dem dichten Verkehr und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
»June«, murmelte sie unbehaglich. Irgendwie kam ihr das Ganze ungeheuerlich vor. »Aber verlangen die nicht Bluttests und dergleichen?«
»Ein früherer Kommilitone von mir ist Arzt in Denver. Er hat sich für uns eingesetzt und irgendwelche Unbedenklichkeitserklärungen ausgefüllt, und dann hat Mark die fraglichen Dokumente hergeschickt.«
Sie war wie vor den Kopf geschlagen. »So was ist strafbar, nicht? Von wegen Irreführung der Behörden und so?«
Er zuckte bloß mit den Achseln. »Mag sein. Keine Ahnung.« Das durchtriebene Glitzern, das sie bereits kannte, trat in seine Augen, und er fragte verschwörerisch: »Wieso? Meinst du, du hast Syphilis?«
»Oh, du Schuft«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Kiefern hervor.
Jace lachte. »Reg dich ab, Süße. Mach ein feierliches Braut-Gesicht, denn wir sind da.«
An einem langen Urlaubswochenende einen Parkplatz zu finden, war kein Problem, und sie parkten Katherines kleines Auto direkt vor dem historischen Gebäude aus rotem Backstein.
»Wart noch kurz hier. Ich bin in einer Minute zurück«, sagte Jace. Er schwang sich aus dem Wagen und ging zu zwei Männern, die auf den Eingangsstufen zu dem verlassenen Gebäude standen. Nach einer kurzen Unterredung kehrte er zurück und rief: »Alles paletti.«
Katherine schüttelte den beiden Männern die Hand. In der Aufregung vergaß sie ihre Namen, bemüht, ihren forschenden
Blicken auszuweichen. Sie glaubten vermutlich, dass Allison ihr Baby war - folglich auch die Blitzhochzeit. Das Aufgebot wurde von allen Beteiligten unterzeichnet.
Der Wind wirbelte wie ein Tornado durch die Wolkenkratzer von Dallas. Katherine kämpfte mit ihrem Rock, der sich andauernd hochbauschte, während sie Allison im Arm wiegte, die leise zu weinen begonnen hatte. Als sie gebeten wurde, ihre Unterschrift unter die Trauungsurkunde zu setzen, nahm Jace der völlig aufgelösten Katherine das Baby ab und schmiegte es an seine Schulter. Die Kleine beruhigte sich sofort.
Dann war es vorbei. »Sie dürfen die Braut jetzt küssen«, meinte der Standesbeamte. Woraufhin Jace Katherine einen flüchtigen Kuss auf die Lippen hauchte. Dann liefen sie zurück zum Parkplatz. Als Katherine und Allison im Wagen saßen, ging er abermals zu den beiden Männern, griff in seine Jacketttaschen und angelte ein Bündel Geldscheine heraus. Er bezahlte die beiden, verabschiedete sich mit Handschlag von ihnen und kehrte zum Auto zurück.
Jace schlug vor, noch irgendwo eine Kleinigkeit zu essen, Katherine lehnte jedoch ab. Sie sehnte sich nach der Geborgenheit ihrer eigenen vier Wände.
»Möchtest du vielleicht lieber zu Neiman-Marcus und dir dort ein Hochzeitsgeschenk aussuchen?«
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