Eine unmoralische Affäre
unweigerlich registriert, dass mein Jeep die ganze Nacht hier geparkt stand, und jetzt denkt sie vermutlich, dass wir irgendwas miteinander anstellen, was für ihr Empfinden verrucht, verboten und tabu ist.«
»Herrje, Happy! Die hab ich in der Hektik total vergessen«, japste Katherine bestürzt.
»Weißt du was, wir gehen nachher zusammen zu ihr und erzählen ihr das mit unserer Hochzeit.«
»Und du willst wirklich in die Kirche?«
»Ja. Es sei denn, du bist Atheistin und hast damit nichts am Hut. Also ich bin Protestant. Hast du damit Probleme?«
»Nein, nein, es ist bloß so, dass …«
»Katherine, ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass darüber geredet wird, wenn die junge Witwe Adams Hals über Kopf ihren Schwager heiratet, der lange Zeit im Ausland war? Und weil die junge Witwe Adams ein Baby hat, das gerade mal ein paar Monate alt ist? Da die Mannings zumindest vorübergehend in Van Buren wohnen werden, möchte ich schleunigst dokumentieren, dass sie der Gemeinde mit gutem Beispiel vorangehen. Glaub
mir, ich werde dich vor falschen und infamen Spekulationen zu schützen wissen. Bis auf die Tatsache, wer Allisons leibliche Eltern sind, haben wir absolut nichts zu verbergen, und sobald wir die Kleine adoptiert haben, ist das auch kein Thema mehr. Zudem ist Angriff die beste Verteidigung.« Er spähte über den Rand der Zeitung hinweg zu ihr und grinste. »Okay?«
»Ja, und danke«, murmelte sie und schlug die Augen nieder. Tränen glitzerten in ihren Wimpern. Sie nahm das vorbereitete Fläschchen und lief aus der Küche, um Allison zu füttern. Grundgütiger, sie mochte sich Jason nicht verpflichtet fühlen, und trotzdem musste sie ihm dankbar sein. Hatte dieser Mann eigentlich immer alles unter Kontrolle? Übersah er nie etwas? Seine Argumentation war jedenfalls schlüssig, seufzte sie.
Jace war bester Laune, weil ein paar Geschäfte am Labor Day geöffnet hatten und er folglich das in Aussicht gestellte breitere Bett kaufen konnte. Er vereinbarte mit dem Möbelhaus, dass das Bett tags darauf geliefert und aufgestellt werden sollte.
»Aber Jace, ein Doppelbett passt gar nicht in das kleine Zimmer!«, protestierte Katherine, als sie die Riesenspielwiese sah.
»Dann räumen wir eben ein paar von den Schränken raus. Ein kleineres Bett bringt doch nichts.« Lachend drückte er ihren Arm. »Ich verspreche dir auch, dass ich das hübsche Ambiente, das du dir geschaffen hast, nicht zerstören werde.«
Er kaufte einen neuen Kombi und zückte dafür mal eben locker seine Goldcard. Katherine war baff. Schließlich musste sie jeden Cent dreimal umdrehen, bevor sie
ihn ausgab, und für jede größere Anschaffung lange sparen. Dass jemand auf einen Schlag so viel Geld ausgeben konnte, war ihr unbegreiflich.
Dieser Lebensstil behagte ihr nicht. Sie hatte ihre Aversion gegen die Mannings nie ganz ausgeblendet, obwohl sie mit einem verheiratet war und inzwischen selbst den Namen Manning trug. Die Vorstellung, dass sie von dem Geld eines Manning lebte, war ihr unerträglich. Auf der Rückfahrt von ihrer Shoppingtour sprach sie das Thema an.
»Jace …«, begann sie unschlüssig.
»Hmm?« Er knabberte an einem Hershey-Riegel. Inzwischen wusste sie, dass er zu jeder Tages- und Nachtzeit Schokolade essen konnte. Wieso wurde er eigentlich nicht dick?
»Du hast die Krankenhausrechnung für Ronald Welsh bezahlt, stimmt’s?«
Er hörte auf zu kauen und spähte zu ihr. »Ja«, antwortete er. Er bremste und hielt mit dem neuen Wagen vor einer roten Ampel.
»Und du hast seiner Frau Geld geschickt?«
Statt einer Antwort nickte er.
Sie zupfte nervös mit den Fingern an ihrem Sommerkleid und fuhr zögernd fort: »Du musst eine Menge Geld haben. Ich meine, du bezahlst ein Auto mal eben locker mit deiner Kreditkarte und so. Ist … das von deinem Gehalt? Ich frag bloß, weil …«
»Du willst wissen, ob es mein Geld ist oder das meiner Eltern.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Er parkte eben den Wagen in Happys Einfahrt und drehte sich zu ihr.
»Es ist mein Geld, Katherine.« Ein Lächeln huschte über seine Lippen. »Und ich hab mir jeden Cent sauer verdient, denn ich hab geschuftet wie ein Pferd. Als ich Afrika verließ, war eine anständige Bonuszahlung fällig. Willoughby Newton, der Chef von Sunglow, ist überaus fair. Ich hab einen Anteil an sämtlichen Ölquellen, die ich für den Laden erschließe. Seit meinem Collegeabschluss hab ich von meinen Eltern keinen Cent mehr
Weitere Kostenlose Bücher