Eine unmoralische Affäre
Jace steuerte ihren Wagen durch die belebte Innenstadt.
Einen kurzen Moment lang reizte sie die Vorstellung, zumal sie noch nie in dem berühmten Geschäft gewesen war. Allison nutzte exakt diesen Moment, um ihren Unmut über die Idee mit lautem Quengeln zum Ausdruck zu bringen. Widerstrebend schlug Katherine Jasons Angebot aus.
Sensibilisiert auf ihre Stimmungen und Empfindungen, merkte er ihr die Enttäuschung spontan an. »Wir fahren irgendwann später nochmal allein her. Versprochen.«
Die Rückfahrt nach Van Buren war eine Strapaze. Die beiden Erwachsenen waren gestresst und mit sich und ihrem neuen Status beschäftigt. Ob Allison die Spannung zwischen ihnen spürte oder ob sie einfach bloß müde war von dem ungewohnten Ausflug und ihre vertraute Umgebung vermisste, jedenfalls plärrte sie auf der gesamten Rückfahrt und ließ sich nicht beruhigen.
Jace, der den unbequemen kleinen Wagen verfluchte, erklärte, dass er am Dienstagmorgen als Erstes ein größeres Auto kaufen werde. »Verdammt, den geräumigsten Kombi, den ich kriegen kann.«
»Ich darf dich bitten, im Beisein des Babys auf deine Ausdrucksweise zu achten«, sagte Katherine zuckersüß.
Er riss ärgerlich den Kopf zu ihr herum und stieß sich dabei die Stirn an der Sonnenblende. Er fluchte abermals, dieses Mal jedoch gedämpfter.
Als sie schließlich in ihr Garagen-Apartment zurückkehrten, waren die drei verschwitzt, müde, hungrig und gereizt. Katherine fütterte Allison mit einem Gläschen Spinat, den die Kleine jedoch fröhlich wieder ausspuckte und sich und Katherine folglich eine Spinatdusche verpasste. Damit wurde ein zweites Bad fällig. Sobald das Baby frisch gewickelt in seiner Wiege lag, atmete Katherine hörbar auf.
Sie fühlte sich erschöpft und beschloss, selbst noch ein Bad zu nehmen. Nachdem Jace die Kleine gemeinsam mit ihr nach oben gebracht hatte, fuhr er noch einmal zum Motel.
»Ich muss kurz meine Sachen packen und auschecken. Ich wohn jetzt seit fast zwei Wochen dort. Bedaure, aber ich kann dir momentan kein schönes Heim bieten«, grinste er. »Macht es dir was aus, wenn ich mich für eine Weile in deinem Apartment einquartiere?«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte sie. Bis zu diesem Moment hatte sie gar nicht realisiert, dass sie verheiratet waren. Jetzt traf sie die Erkenntnis wie ein Faustschlag in die Magengrube. Sie und Jace würden zusammenleben. Zusammenleben - und was würden sie noch zusammen tun? Diese Frage verfolgte sie hartnäckig.
Auf wackligen Beinen verließ sie das Bad und schlich auf Zehenspitzen zu ihrem Kleiderschrank. Sie zog ein weites »University of Colorado«-T-Shirt an und eine alte, zerschlissene Jeans. Dann glitt sie in ein Paar Sandalen. Wenn ich nicht aussehe wie eine Braut, muss ich mich auch nicht wie eine verhalten, sinnierte sie zuversichtlich. Vielleicht hab ich Glück und kann auf diese Weise vor der Hochzeitsnacht kneifen. Sie bürstete sich die Haare, raffte sie zu einem lockeren Dutt zusammen und steckte ihn mit Kämmen am Hinterkopf fest.
Jace war noch nicht zurück, als sie begann, das Abendessen vorzubereiten. Er kam fröhlich pfeifend durch die Vordertür, als sie die Käsesandwiches auf den Grill legte.
Er steckte den Kopf durch die Tür. »Hab ich noch Zeit für eine Dusche?«, fragte er.
»Ja, aber mach schnell.«
»Mach ich. Alles okay mit dem Baby?«
»Ja, Allison schläft schon.«
»Gut«, sagte er. Sie hörte, wie er sich ins Bad zurückzog.
Gut? Was war daran gut, dass Allison schon schlief? Weil
sie somit aus dem Weg war? Katherines Hände zitterten, als sie den Kopfsalat in eine Schüssel verlas.
Sie verfeinerte eine Dose Pilzsuppe mit in Butter gedünsteten Zwiebeln und zwei Teelöffeln Kochsherry. Offenbar war Jace mit dem Ergebnis ihrer Kochkünste zufrieden. Nach dem ersten Löffel Suppe nickte er anerkennend und meinte: »Nicht übel. Du hast deinen ersten Test als junge Ehefrau bestanden.«
Ihren ersten Test? Sollten etwa noch weitere folgen? »Ich hoffe, du magst Schweizer Käse auf Bauernbrot.«
»Hmmm, lecker«, sagte er augenzwinkernd. Seine Haare waren noch feucht von der Dusche, er hatte Jackett und Bundfaltenhose gegen Jeans und Freizeithemd ausgetauscht. Das Hemd stand am Hals lässig offen, und Katherine stellte fest, dass sich der dichte Flaum auf seiner Brust feucht kräuselte.
»Hast du was dagegen, wenn ich meine Sachen erst morgen früh auspacke? Ich hab erst mal alles in dein Wohnzimmer gestellt.«
»N…nein, das ist … äh
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