Eine unmoralische Affäre
fand sie schwer beunruhigend.
Eines Abends hatte er sie gebeten, sich neben ihn auf das Sofa zu setzen. Im Fernsehen kamen gerade die Spätnachrichten. Sie setzte sich ans andere Ende der Couch, woraufhin er sie mit einem leise gemurmelten »Och nöö« näher an sich zog. Dann sank er in das bequeme Rückenpolster zurück.
Sie zog die nackten Füße unter ihren Morgenmantel und stellte unversehens fest, dass sie sich entspannt an ihn lehnte. Sie fühlte seine gleichmäßigen Atemzüge, da er mit seinem Brustkorb ihren Rücken stützte.
Sie zuckte kaum merklich zusammen, als er begann, ihren Oberarm zu streicheln. Zuvor hatte sein Arm auf der Sofalehne gelegen. Sie warf ihm einen schiefen Seitenblick zu, doch er schien schwer in die Nachrichten vertieft.
Seine Bewegungen waren hypnotisch langsam und so sinnlich, dass die Innenseite ihres Arms warm erschauerte. Seine langen forschenden Finger näherten sich unaufhaltsam ihrer Brust. Sie spürte seine Liebkosungen auf der
weichen Rundung, obwohl er sie gar nicht dort berührte. Der Stoff ihres Morgenmantels knisterte verheißungsvoll, als seine Fingerknöchel ihre Armbeuge streiften. Es fehlte nicht mehr viel und er würde … Nein, Mist, er rührte sie nicht an.
Ihre Knospe erblühte vor Verlangen, eine glutheiße Woge durchflutete ihren Schoß. Gegen Ende der Nachrichten war sie versucht, seine Hand zu packen und auf ihre Brust zu pressen. Plötzlich verharrten seine Finger, und Katherine hielt den Atem an. Jetzt streichelt er mich dort, sann sie.
Zu ihrer bitteren Enttäuschung tätschelte er mit einer abschließenden Geste ihren Arm und zog sie vom Sofa hoch. »Schätze, ich geh mal besser schlafen«, meinte er.
In jener Nacht wälzte sie sich schlaflos auf ihrem schmalen Bett, ihr Körper, ihre Sinne befeuert von ungestillter Lust. Hätte er sie eingeladen, das neue große Doppelbett mit ihm zu teilen, wäre sie spontan zu ihm unter die Decke gekrochen. War das etwa Jasons spezielle Form von persönlicher Folter?
Mary hatte sich unsterblich in Peter verliebt, weil sie seinem Charme erlegen war, und nachdem er sie rumgekriegt hatte, hatte er sie psychisch und physisch gedemütigt. War Jasons Methode nur darin verschieden, dass er mit Samthandschuhen quälte? Versuchte er auf die sanfte, subtile Tour zu erreichen, dass sie total auf ihn abfuhr, damit er ihr dann kalt lächelnd eine Abfuhr erteilen konnte?
Das konnte er sich abschminken, entschied sie. Jace Manning durfte ihr auf gar keinen Fall zum Verhängnis werden. Wenn sie sich nämlich in ihn verliebte, war das wie ein qualvoller, schleichender Tod, zumal sie wusste,
dass sie ihm nicht viel bedeutete. Er begehrte bloß ihren Körper. Und konnte sie weiß Gott nicht damit irreführen, dass er ihr den spröde-zurückhaltenden Gutmenschen vorspielte. Sein Verlangen hatte sich bestimmt nicht in Wohlgefallen aufgelöst. Das las sie in seinen hungrigen blauen Augen, denn sie ertappte ihn des Öfteren dabei, wie er sie schamlos musterte.
Seine Motive für diese Heirat waren offensichtlich. Er wollte den Schaden wiedergutmachen, den sein Bruder Peter angerichtet hatte. Jason fühlte sich für Allison verantwortlich. Für seine kleine Nichte war er sogar bereit gewesen, Opfer zu bringen. Zumal er selbst eingeräumt hatte, dass er nicht wirklich heiraten wollte, weil das den Verlust seiner Freiheit und Unabhängigkeit bedeutete.
Wie Jace vorhergesagt hatte, schickte sein Freund Mark ihnen einen Zeitungsausschnitt, eine Pressemitteilung, in der ihre Heirat bekannt gegeben wurde. Jace wusste seine Eltern richtig einzuschätzen. Der Artikel zitierte die Stellungnahme der Mannings: »… dass Jace und Katherine eine tiefe Zuneigung füreinander entwickelt hätten - schon sehr bald, nachdem sie einander kennen gelernt hätten …« (wann sollte das gewesen sein?), »… und dass sie als Eltern des Bräutigams hocherfreut seien, dass er Marys bezaubernde Schwester geheiratet habe …«
Nach der Lektüre dieses Artikels hatte Katherine vor Wut geschäumt. Jace, der lediglich mit einem müden Achselzucken reagierte, hatte den Ausschnitt zusammengeknüllt in den Papierkorb geworfen. Verstand er sich womöglich besser mit seinen Eltern, als er zugab? Und tat er bloß so, als hätten sie unüberbrückbare Differenzen? Hatte er bei ihr auch nur so getan? Da hatte er ganze Überzeugungsarbeit
geleistet, um ihr weiszumachen, dass eine Heirat ihr Vorteile böte.
Während Katherine über den Tisch hinweg in sein strahlendes
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