Eine unmoralische Affäre
Sie auf diesen gottverdammten Slant-Holer hereinfallen konnte.« Er schwenkte seinen kleinen runden Schädel herum und deutete mit einem verächtlichen Kopfnicken auf Jace.
Ein Slant-Holer war jemand, der diagonal in eine Ölquelle bohrte, die jemand anders entdeckt hatte. Während des Booms war das ein schweres Verbrechen gewesen, und der Missetäter galt als übelster Abschaum.
Hinter Katherine ertönte Jasons tiefes, grölendes Lachen. »Willst du hier bloß blöd rumstehen und mich beleidigen oder holst du uns jetzt mal was zu trinken?«
»Hol dir doch selbst was. Ich will erst das Baby sehen.«
Katherine bemerkte, dass sie sich bloß zum Spaß gegenseitig hochnahmen. Billy trat zu Jace und nahm ihm Allison vom Arm. Das Baby griff prompt nach dem roten Taschentuch in Billys Hemdtasche, und der ältere Mann lachte fröhlich gackernd.
»Das ist ein Mädchen. Du weißt, wer deine Freunde sind, was? Halt dich an den alten Billy, und du hast immer eine gute Zeit. Ja, echt. Komm, wir gehen mal hier rüber, dann zeig ich dir was Schönes«, schäkerte er mit ihr. Währenddessen trug er die Kleine zu seinem Schreibtisch, der chaotisch aussah.
Katherine und Jace lachten. »Bei einem Baby werden alle Männer zu Vollidioten«, meinte er. Und setzte mit einem Augenzwinkern zu Katherine hinzu: »Und vielleicht noch bei einer schönen Frau. Ich dachte, ich müsste deine Ehre verteidigen, so wie Billy dich anschaute.«
»Also ich fühlte mich geschmeichelt.« Sie strahlte. »Ich glaube, Billy ist der perfekte Gentleman«, schwärmte sie.
»Was? Der alte Gaunerstrick? Du machst mich jedes Mal böse an, wenn ich so herumpoltere wie er und kein Blatt vor den Mund nehme.«
»Ja, aber bei dir ist das was anderes.«
»Warum?«
»Weil ich nicht mit ihm verheiratet bin. Darum. Ich bin mit dir verheiratet.«
Er musterte sie mit gestrengem Blick, um seine Mundwinkel herum zuckte es jedoch verräterisch. »Stimmt. Schreib es dir hinter die Ohren«, grummelte er.
Sie kicherten verschwörerisch, und er zog sie impulsiv an sich. Katherine war immer noch atemlos von der schnellen, innigen Umarmung, als er einen rostgesprenkelten Kühlschrank aufriss und zwei Getränkedosen herausnahm. Allison saß quietschvergnügt auf Billys Schoß und ließ sich von ihm betüddeln.
»Komm mal kurz hier rüber«, meinte Jace. »Ich möchte dir einen Vorschlag machen.« Er deutete auf einen Schreibtisch an der Längswand des Containers.
Sie schob sich hinter ihm an der Wand vorbei, wo er ihr den Stuhl hinter seinem Schreibtisch anbot.Verglichen mit dem Chaos dort sah Billys Schreibtisch geradezu aufgeräumt aus. Auf Jasons Tisch türmten sich Tabellenblätter, Landkarten und Diagramme. Sie konnte nur raten, was sie darstellten, gleichwohl war sie neugierig auf seinen Vorschlag.
Er griff über ihre Schulter und angelte nach einem Blatt Papier. Angesichts der ausgreifenden, steilen Handschrift tippte Katherine darauf, dass es sich um irgendeine wichtige Notiz handelte. »Ich hab dieses Memo von Willoughby bekommen. Er ist der Firmenchef von Sunglow. Ich hab ihn bestimmt schon erwähnt.« Als sie nickte, fuhr er fort.
»Offenbar macht Willoughby sich ernsthafte Sorgen, nachdem die Ölgesellschaft zunehmend in den Fokus der Kritik geraten ist. Von wegen saubere Energiegewinnung
wie Solarzellen, Windräder und so weiter. Demnach plant er, das öffentliche Image von Sunglow aufzupolieren. Wie er schreibt, hat er einen Deal mit diversen großen TV-Stationen in den Hauptabnehmermärkten von Texas und Oklahoma geschlossen - unter anderem mit Houston, Dallas, Fort Worth, Austin und Oklahoma City. Sunglow will den Sendern Werkstätten, Kraftstoffe und Ersatzteile für ihre Firmenwagen stellen und erwartet dafür im Gegenzug kostenlose Werbeeinblendungen.«
Er nahm einen Schluck Soda und fragte: »Kannst du mir folgen? Unterbrich mich ruhig, wenn du Fragen hast. Ich brauchte eine ganze Weile, um das zu verdauen.«
»Ich kann dir zwar folgen, aber …«
»Jetzt kommt der Teil, der dich betrifft. Er braucht jemanden, der die Werbetexte schreibt. Da hab ich dich empfohlen.«
Katherine starrte ihn völlig perplex an. »Mich?«, kreischte sie. »Jace, ich hab keine Ahnung von …«
»Öl? Brauchst du auch nicht. Was Willoughby vorschwebt, sind aufklärende Werbespots aus der Sicht des Konsumenten. Er möchte die Idee transportieren, dass Sunglow die Energiesituation ernst nimmt und mit Effizienz und Knowhow daran arbeitet, dass die Energieversorgung
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