Eine unmoralische Affäre
Angewohnheit hatte, sie pausenlos anzustarren, dass er stark schwitzte und sich dauernd die Lippen leckte, aber darüber sah sie geflissentlich hinweg. Sie liebte ihren Job.
Sie kratzte sich abwesend die Nase und schmierte unabsichtlich
Farbe darauf. Plötzlich klopfte es an der Tür, und sie stand leise summend auf. Wer mochte das sein? Happy? Wohl eher nicht, denn ihre Vermieterin machte sich für gewöhnlich nicht die Mühe anzuklopfen.
Katherine zupfte an den kurzen ausgefransten Hosenbeinen ihrer Shorts, die sie aus einer alten abgeschnittenen Jeans fabriziert hatte. Hoffentlich nahm die Person an der Tür keinen Anstoß an ihrem saloppen Outfit.
»Ja bitte?«, meinte sie, sobald sie schwungvoll die Tür aufgerissen hatte.
Spontan verschlug es ihr die Sprache. Vor ihr stand ein Schrank von einem Mann. Groß, breitschultrig und ausnehmend attraktiv. Mit kohlschwarzen Haaren und strahlend blauen Augen.
Er musterte Katherine von oben bis unten, und sein sinnlicher Mund verzog sich zu einem amüsierten Grinsen, als er ihre nachlässige Aufmachung bemerkte. Oha, vermutlich sah sie verboten aus! Da sie ohnehin vorhatte, den ganzen Tag zu Hause zu arbeiten, brauchte sie sich doch nicht großartig in Schale zu werfen, oder? Stattdessen hatte sie ihr honigblondes Haar hastig zu einem lockeren Dutt hochgesteckt, mit bunten Haarnadeln, die wie Igelstacheln von ihrem Kopf abstanden. Sonnengebleichte Strähnen hingen ihr in Stirn und Schläfen, klebten ihr feucht im Nacken.
Ihr Gesicht war von der Anstrengung und den feuchtwarmen spätsommerlichen Morgentemperaturen gerötet. Die superkurze abgewetzte Shorts wurde nur noch von einem verwaschenen Arbeitshemd getoppt, dessen Ärmel Katherine oder Mary irgendwann einmal abgeschnitten hatten. Die Hemdzipfel waren unter den Brüsten zusammengeknotet.
Zum Anstreichen langte das Hemd allemal, in der momentanen Situation indes war es eher grenzwertig.
Katherines erster Impuls war, die Tür zuzuknallen und sich weitere Peinlichkeiten zu ersparen, aber der Mann blickte ihr tief in die weit aufgerissenen grünen Augen und meinte lapidar: »Ich bin Jason Manning.«
2
Seine Enthüllung traf Katherine wie ein Schlag in die Magengrube, ihr Hirn war mit einem Mal wie leer. Sekundenlang stand sie zur Statue erstarrt, ehe sie vor den Türrahmen sank und hörbar ausatmete - wie ein Ballon, dem pfeifend die Luft entweicht. Sprachlos betrachtete sie dieses Prachtexemplar von einem Mann, der von sich behauptete, Peter Mannings Bruder zu sein.
Als sie nicht antwortete und keinerlei Anstalten machte, ihn hereinzubitten, bemerkte er spöttisch: »Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben. Ich hab bestimmt nicht vor, über Sie herzufallen, Miss Adams. Auch wenn ich gut zwei Jahre in Afrika gelebt habe, ändert das nichts an der Tatsache, dass ich ein zivilisierter Mensch bin.«
In seinen Augen blitzte der Schalk, und Katherine wurde augenblicklich wütend. Der Typ war hier, um die kleine Welt zu zerstören, die sie mühsam für sich und Allison aufgebaut hatte, und besaß auch noch die Unverschämtheit, sich auf ihre Kosten lustig zu machen!
»Darf ich reinkommen?«, fragte er höflich, woraufhin Katherine widerstrebend beiseitetrat. Sie schloss die Tür hinter ihm, überlegte es sich anders und riss sie wieder auf. Er registrierte ihre Reaktion und grinste noch breiter. Die Grübchen in seinen Wangen waren so ziemlich die
einzige Ähnlichkeit, die er mit Peter hatte, fand sie. Seine Zähne schimmerten unbeschreiblich weiß in dem braun gebrannten Gesicht.
»Immer noch skeptisch, dass ich Ihnen an die Wäsche will?«, zog er sie auf. Sein Grinsen verschwand, und er sagte weich: »Wenn ich Sie in diesem Outfit sehe, muss ich zwar einräumen, dass die Vorstellung verdammt reizvoll ist, trotzdem würde ich mich niemals an einer Lady vergreifen, die Farbsprenkel im Gesicht hat.«
Katherine blickte an ihren abgerissenen Klamotten hinunter und stellte entsetzt fest, dass der zerschlissene Flanellstoff aufreizend an ihren Brüsten klebte. Als sie Allison vorhin gebadet hatte, hatte sie ein paar Spritzer Wasser abbekommen. Es hatte sie nicht weiter gekümmert, dass das Arbeitshemd dabei nass geworden war - bis jetzt.
Oh Gott!, stöhnte sie mental. Sie riskierte einen weiteren Blick zu Jason Manning, dessen Astralkörper soeben in die Hocke ging. Er angelte nach einem feuchten Tuch, mit dem sie überschüssige Acrylfarbe weggewischt hatte. Hingerissen und wie paralysiert registrierte sie, dass
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