Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
sinken und sich auf der Stelle in Euch verlieben.«
    Die mangelhafte Logik, allein ein Kleidungsstück könne ein Gefühl hervorrufen, von dem sie ziemlich sicher war, dass Alfred es für sie nicht empfand, ließ in Annabel das furchtbare Verlangen aufsteigen zu lachen. Aber sie zwang es nieder. Stattdessen ballten sich ihre Hände zu Fäusten, und sie schüttelte den Kopf. »Es sind nicht die Nerven, Madame. Das Kleid ist wunderschön, aber ich bezweifle, ob ich es brauchen werde.«
    Margaret, die sich wohl bewusst war, dass sie sich an einem öffentlichen Ort befanden, sagte rasch: »Liebes, warum lässt du dir nicht von einem der Mädchen aus dem Kleid helfen und ziehst dich wieder an? Wir können das hier daheim diskutieren und kommen dann ein anderes Mal für die letzten Änderungen vorbei.«
    Rasch und effizient kleidete Annabel sich aus und tauschte
das Hochzeitskleid gegen ihr gelbes Tageskleid. Sie hatte die fröhliche Farbe gewählt, weil sie hoffte, sie könne so ihre Stimmung heben. Sie folgte Margaret aus dem Geschäft zur wartenden Kutsche. Sie hatten für diesen Tag einige zusätzliche Besorgungen geplant, aber Margaret gab dem Kutscher Befehl, sie sofort nach Hause zu fahren.
    Annabel wappnete sich für einen belehrenden Vortrag, den sie durchaus verdiente. Doch statt ihr mit gesetzten und vornehm gewählten Worten Vorhaltungen zu machen, hob die Frau, die Annabel wie ihr eigenes Kind aufgezogen hatte, einfach nur die Brauen, sobald die Kutsche sich in Bewegung setzte. »Madame DuShane ist eine wunderbare Schneiderin, aber leider auch eine schreckliche Klatschtante. Ich glaube, sobald wir daheim sind, solltest du sofort mit Thomas sprechen, damit er Lord Hyatt informieren kann, ehe er es von anderer Seite erfährt. Er ist ein netter Mann und wird sitzengelassen. Je weniger demütigend du es für ihn machst, umso besser.«
    Margaret hatte natürlich recht. Himmel, warum musste es bloß so kompliziert sein? Warum konnte sie nicht einfach ihn lieben und nicht einen anderen?
    »Du bist nicht überrascht?«
    »Liebste Annabel, ich habe doch Augen im Kopf. Habe ich dich nicht nach deiner letzten Anprobe gefragt, ob du noch immer wünschst, diese Hochzeit zu feiern?«
    »Ja«, gestand sie mit einem Seufzen. Die Tränen waren noch immer da und brannten hinter ihren Lidern. Was hatte Margaret noch bemerkt? Das freundliche Mitgefühl im Blick der älteren Frau verwirrte sie.
    »Im Übrigen ist immer irgendwas deutlich falsch, sobald eine zukünftige Braut jedes Mal, wenn sie ihr Hochzeitskleid anprobiert, einen bestimmten Grünton annimmt.«
    »Ich verstehe.«

    »Ich bin nur froh, dass du vor der Hochzeit zu dieser Erkenntnis gelangt bist und nicht am Morgen danach.«
    »Das verdanke ich Lady Wynn.« Annabel konnte sich deutlich an die Überzeugung in der Stimme der jungen Witwe erinnern, als diese ihr von den Tücken einer lieblosen Ehe erzählte. Vielleicht war das ein romantischer Standpunkt, den man sich besonders in der guten Gesellschaft nicht leisten konnte, denn hier waren arrangierte Verbindungen an der Tagesordnung. Aber die Lady schien aus bitterer Erfahrung zu sprechen.
    »Lady Wynn? Eine merkwürdige Ratgeberin. Ich wusste nicht, dass ihr Freundinnen seid.«
    Wenn sie nicht aufgrund ihrer Unschlüssigkeit, welche Entscheidung sie für oder wider ihre Verlobung treffen sollte, so verwirrt gewesen wäre, hätte Annabel geschwiegen. So aber stieß sie hervor: »Wir waren es bisher auch nicht. Nicht bis gestern. Sie ist eine Freundin von Derek.«
    Sie wurden durchgeschüttelt. Margarets Miene wirkte skeptisch. »Ich würde normalerweise so eine Sache nicht mit dir diskutieren, aber ich bezweifle, dass das stimmt. Davon habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Sie ist nicht seine Mätresse.« Annabel war über den Punkt hinaus, einen Gedanken daran zu verschwenden, ob ein Gesprächsthema angemessen für ihre Ohren war. Sie war in den vergangenen Wochen um ein Jahrzehnt gealtert. »Sie hat recht frei heraus zugegeben, dass er sich ihr nie auf amouröse Weise genähert hat.«
    »Du lieber Himmel«, murmelte Margaret, »das muss eine interessante Konversation gewesen sein. Ich rätsele nur, welche Motive sie dafür hat. Nichtsdestotrotz bin ich ihr dankbar. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Thomas übrigens auch.«
    Ihre Hände krampften sich in ihrem Schoß zusammen. Annabel starrte zu Boden. »Ihr seid, wie immer, zu gut zu mir.«

    »Unsinn. Du bist in jedem Wortsinne, wenn man von deiner Geburt

Weitere Kostenlose Bücher