Eine unzüchtige Lady
Verbindung gebracht hätte.
»Bist du immer noch auf der Hut?«
Caroline richtete sich auf. Es kostete sie einige Kraft, denn sie fühlte sich so unglaublich befriedigt und satt. »Was meinst du?«
»An jenem Abend in deiner Kutsche hast du mir gesagt, du wärst vor mir auf der Hut.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe gesagt, ich wäre wegen eines drohenden Skandals auf der Hut.«
»Bist du das jetzt nicht mehr?«
Bedeutete das, er würde ihr nie mehr als das anbieten, was sie gerade geteilt hatten? Caroline war nicht sicher, was sie darauf antworten sollte; sie schmiegte sich an ihn und schwieg. Sie war verunsichert, sah ihr Glück schwinden.
»Caroline?«
Langsam gestand sie: »Wenn du mich erneut bittest, mit dir eine Affäre zu beginnen, hoffe ich, du bist nicht wegen dieser Frage hergeritten. Jene Tage, die wir zusammen verbracht haben, waren für mich eine Offenbarung. Das ist für dich kein Geheimnis. Es ging um Sex, ja. Aber es ist auch die Erleuchtung, die ich in deinem Bett fand. Erinnerst du dich, als wir auf der Lichtung waren und uns zum ersten Mal liebten? Ich habe gemerkt, dass ich nicht das gesagt habe, was du gern hören wolltest, aber ich habe dir die Wahrheit gesagt. Du bist ein sehr netter Mann, Nicholas. All das Drumherum, die Titel, deine hohe
Geburt, dein Vermögen und deine sexuellen Fähigkeiten beiseitegelassen, bleibst du … einfach du.«
Zärtlich berührte er ihr Kinn, zwang ihr Gesicht nach oben, damit sie einander in die Augen sahen. »Und was bedeutet das?«
Wie sehr sie sich wünschte, ungezwungen darauf zu antworten. Aber sie konnte nicht. Sie flüsterte: »Ich habe mich in dich verliebt. Den Mann Nicholas. Nicht in den teuflischen Duke, sondern in den Mann dahinter.«
Kapitel 25
Drei Tage. Es war drei Tage her, seit er aus jenem kleinen Gasthof nach London zurückgekehrt war. Er vermutete, Nicholas und Caroline genossen dort noch immer ihre Zweisamkeit.
Derek ging es dagegen gar nicht gut. Es war eine Qual, sich vom Haus seines Onkels fernzuhalten, aber er wollte ebenso wenig ausgerechnet in dem Moment auf der Treppe auftauchen wie ein Aasgeier, der einem Rehkitz auflauert, da die Auflösung von Annabels Verlobung publik wurde. Darum hatte er gewartet.
Drei sehr lange Tage.
Die Abenddämmerung senkte sich mit zunehmender Geschwindigkeit über die Stadt. Und er saß immer noch da, missmutig und verunsichert. Sein Schreibtisch, der normalerweise ordentlich aufgeräumt war, war ein Chaos aus Papieren, das er kaum eines Blickes würdigte, weil er sich ohnehin nicht darauf zu konzentrieren vermochte. Eine nächtliche Brise trug die Düfte von der Straße und aus dem Garten zu ihm, eine merkwürdige Mischung aus Kaminrauch und verblühten Rosen.
Es war spät. Vielleicht sollte er ins White’s gehen oder ins Brook’s , sollte sich in eine Ecke setzen, eine Flasche Whisky bestellen und dann …
Was dann? Dort herumsitzen und an sie denken statt hier? Ja, das wäre sehr ergiebig.
Das leise, kratzende Geräusch riss ihn aus seinen Grübeleien. Er runzelte die Stirn und drehte sich überrascht zu dem offenen Fenster um. Das Rascheln von Stoff war Beweis genug, dass er sich nichts einbildete. Wie erstarrt saß er da und beobachtete, wie sich ein schlankes Bein über das Fenstersims schob.
Er wäre vielleicht beunruhigt gewesen. Aber wenn er eine Vermutung hätte anstellen müssen, dann wäre er davon ausgegangen, dass nächtliche Eindringlinge selten so wohlgeformte Waden hatten. Noch trugen sie für gewöhnlich Abendkleider aus cremefarbener Seide. Fasziniert von diesem Anblick saß Derek wie erstarrt in seinem Sessel.
Aber sein Herz hatte begonnen, heftig zu schlagen.
Annabel landete auf dem Boden. Ihr Atem ging schnell, und ihre Hände glätteten die Röcke, als sie sich aufrichtete. Die Gardinen hinter ihrem Rücken flatterten und umschmiegten ihren schlanken Körper. Als wäre es das Normalste auf der Welt, durch das Fenster in sein Arbeitszimmer zu klettern, sagte sie nur: »Ich habe noch Licht gesehen.«
Verspätet - denn er konnte es noch immer nicht glauben - stieß Derek sich von seinem Stuhl ab und warf ihn damit beinahe um. »Annie, was tust du hier?«
Sie stand vor ihm. So schön mit ihrem goldblonden Haar und der elfenbeinfarbenen Haut. Ihr Kinn hob sich leicht, und sie blickte ihn trotzig aus ihren blauen Augen an. »Ist das nicht gegenwärtig unsere gewohnte Vorgehensweise, wenn wir einander besuchen?«
Er erwiderte ihren Blick und fragte sich
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