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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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zugleich, ob er gerade
einer absurden Halluzination aufsaß. »Zum Teufel, ist es nicht! Wenn du mich besuchen willst - und Ladys bitten nicht darum, bei Gentlemen vorsprechen zu dürfen -, dann komm mit einem Bataillon Anstandsdamen her. Und durch die Eingangstür!«
    Ihr Kinn hob sich etwas mehr. »Ich verstehe. Es gibt also einerseits Regeln, die für dich gelten. Und für mich gelten völlig andere Regeln. Für dich ist es absolut in Ordnung, durch mein Schlafzimmerfenster zu klettern, wenn du mir etwas zu sagen hast. Aber ich habe nicht so viel Spielraum?«
    Derek fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Gütiger Himmel, Annie. Du weißt genau, dass du den nicht hast. Wissen Thomas und Margaret, dass du hier bist?«
    »Natürlich nicht.«
    Er spürte, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. »Bitte sag mir, du bist nicht zu Fuß gekommen.«
    »Ich konnte mir wohl kaum eine Kutsche rufen, oder? Es ist ja nicht weit, und ich bin kein Krüppel.«
    Eine junge Frau allein auf der Straße zu dieser Stunde - sein Blick ging zu der Uhr, und er sah, dass es bereits nach Mitternacht war. Auch wenn die Gegend recht ansprechend und ruhig war, blieb ihr Vorhaben gewagt. Seine Knie wurden weich. »Himmel«, murmelte er. »Du kleine Närrin.«
    »Ich muss mit dir reden.«
    Eigensinnig war noch ein viel zu schwacher Ausdruck für sie. Er sprach mit barscher Stimme, weil er noch immer taumelte ob des Risikos, das sie eingegangen war, nicht nur für ihre Reputation, sondern auch für ihre Sicherheit. »Ich werde dich sicher nach Hause geleiten.«
    »Nein.« Sie atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Ich habe den Mut, das hier jetzt zu tun. Morgen früh könnte ich meine Meinung ändern. Außerdem will ich endlich vorankommen und nicht eine Minute länger in diesem inneren Kampf
gefangen sein, den ich allein nicht gewinnen kann. Bist du nicht interessiert daran zu erfahren, was mich hergebracht hat?«
    Es war dieselbe Frage, die er ihr in der Nacht gestellt hatte, als er verzweifelt genug war, in ihr Schlafzimmer einzusteigen.
    Sie hatte ihm gesagt, es interessiere sie nicht.
    Aber es war nicht die Wahrheit. Er hatte es an der Verletzlichkeit gesehen, die in ihren Augen aufflackerte.
    Es hatte genug Missverständnisse zwischen ihnen gegeben. Er musste nicht noch weitere Lügen hinzufügen. Derek erwiderte einfach: »Du solltest wissen, dass es mich interessiert.«
    Da sie nun seine Erlaubnis hatte, zögerte sie. Sie war so hübsch im sanften Schein der Lampe. Die helle Farbe ihres Kleids ließ sie noch jünger und unschuldiger wirken als je zuvor. Der tiefe Ausschnitt bildete da eine Ausnahme, denn er zeigte dezent die zarte Linie ihrer üppigen Brüste. An ihr war nichts Kindliches mehr. Sie war eine verführerische Frau, selbst ihr unabhängiger Geist war äußerst anziehend.
    Und sie war fesselnd. Das konnte er nicht gebrauchen. Er war nicht ihr Gefangener.
    Er half ihr auf die Sprünge. »Ich höre.«
    Sie versuchte gar nicht so zu tun, als wüsste sie nicht, was er damit meinte. »Nun, inzwischen weiß sicher jeder, dass ich meine Verlobung mit Alfred gelöst habe. Ich fühle mich schrecklich deswegen. Aber längst nicht so schrecklich, wie ich mich gefühlt hätte, wenn ich ihm durch unsere Heirat einen Bärendienst erwiesen hätte. Er war nicht mal sonderlich überrascht, glaube ich. Es war so, wie du mir gesagt hast.«
    Derek blickte sie nur an. Er hob langsam eine Braue.
    »Sei nicht so selbstgefällig«, sagte sie.
    Ihre Zurechtweisung wäre wohl wirkungsvoller gewesen, wenn ihre Stimme nicht gebrochen wäre. Nicht stark, nur ein kleines Stocken ihrer Stimme. Aber es genügte.

    Es genügte, um Hoffnung zu schöpfen.
    »Ich sollte versuchen, nicht so selbstgefällig zu sein«, murmelte er. »Ich bin auch gar nicht sicher, ob ich einen Grund dafür habe. Gibt es den? Außer vielleicht deine eher unkonventionelle Ankunft und Gegenwart zu dieser Stunde.«
    »Ich bin immer noch wütend auf dich.« Sie beantwortete seine Frage nicht.
    »Das habe ich bemerkt«, erwiderte er trocken. »Ich habe für einen Fehler nie so teuer bezahlt.«
    Sie blickte ihn mit glänzenden Augen an. Ihr Mund zitterte leicht. »Ich weiß nicht mal, warum ich mit dir reden sollte. Ich habe das letzte Jahr mit dem Versuch verbracht, den Mann, von dem ich glaubte, ihn zu kennen, mit dir in Einklang zu bringen. Ich habe diese Übung sehr ungern gemacht. Gib mir nur einen guten Grund, warum ich dir vertrauen sollte.«
    Kein Teil von ihm hätte je

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