Eine unzüchtige Lady
nötig sein als ein schönes Zimmer, um
dieses Ziel zu erreichen. Sie starrte auf die Tür, die zu den Gemächern des Hausherrn führte, und fühlte jetzt doch, wie ein angstvolles Zittern von ihr Besitz ergriff.
Kapitel 7
Lange, sanfte Schatten fielen über das Gras, eine duftende Brise wehte durch die Gärten und ließ die glänzenden Blätter rascheln. Es schien, als hätten sich alle Vögel Englands versammelt, um hier zu zwitschern und zu singen. Ein Kaninchen hoppelte über einen Kiesweg, knabberte an einem Grashalm und bewegte aufmerksam eines seiner Schlappohren. Ihre Anwesenheit auf der nur wenige Schritte entfernten Steinplattenterrasse schien es nicht zu kümmern. Es war wie eines jener Szenarien, an die er sich aus den Büchern seiner Kindheit erinnerte, wo die Welt von immerwährendem Sonnenschein und wolkenlosen Himmeln erfüllt war.
Oder aber seine abgestumpfte Seele verbrachte allzu viel Zeit in der Stadt.
Das gängige Märchen war nicht komplett ohne eine wunderschöne Jungfer.
Nicholas trank, in einen bequemen Sessel gelehnt, Brandy und keinen Tee. Er beobachtete seinen hübschen Gast mit, wie er hoffte, zwangloser Aufmerksamkeit und nicht dem raubgierigen Interesse, das er in Wahrheit verspürte.
Die Nacht, in der Derek und er zu tief ins Glas geschaut hatten, war in seiner Erinnerung verschwommen, und als er im Licht des nächsten Tages bemerkte, dass sie die Wette öffentlich gemacht hatten, indem sie diese in den Bücher bei White’s notieren
ließen, hatte er innerlich aufgestöhnt. Der beste Weg, den daraus erwachsenden Aufruhr aus Geflüster und Interesse zu bewältigen, schien es zu sein, die Situation mit so viel Humor wie nur möglich zu nehmen. Jetzt der atemberaubenden Lady Wynn gegenüberzusitzen hinterließ bei ihm jedoch eine gewisse Unsicherheit, ob es sich dabei wirklich um einen betrunkenen Fehltritt handelte.
Sogar die Art, wie sie an ihrem Tee nippte, wie sie ihre Hände hob und ihre Lippen kaum den Tassenrand berührten, war zurückhaltend und maßvoll. Ihr Blick schien auf ein nicht identifizierbares fernes Objekt gerichtet zu sein, als würde sie ihn bewusst nicht anschauen.
Nicholas war ihr in der Vergangenheit ein oder zwei Male begegnet, aber er hatte ihr nicht allzu viel Aufmerksamkeit gewidmet, erstens weil sie unverheiratet war, dann aufgrund ihrer Position als junge Braut, die noch keinem Erben das Leben geschenkt hatte, und anschließend wegen ihrer Abwesenheit von der Gesellschaft, nachdem ihr Mann verstorben war. Ja, dachte er, sie war auf eine ansprechende Weise reizend. Ihr üppiges Haar und die makellose Haut betonten diese unbeschreiblich silbrigen Augen, aber sie war einfach keine Frau, der er nachstellen würde. Es war mehr, als würde man ein Gemälde im Museum bewundern - es zog die Blicke auf sich und gefiel auf ästhetische Weise, aber man wusste, dass man es nie besitzen würde. Darum verschwendete man keine Zeit damit, zu viel darüber nachzudenken.
Bis zu dem Augenblick, an dem sich alles änderte.
Er würde sie auf eine sehr körperliche Art besitzen, und er blickte mit einer Vorfreude auf dieses Ereignis, die ihn erstaunte. Vielleicht war es die ungewöhnliche Situation, vielleicht war es diese dumme, arrogante Wette, aber er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal nach so kurzer Zeit ein so ein intensives Interesse an einer Frau entwickelt hatte.
»Erzählt mir von Euch.« Er hielt sein Brandyglas und beobachtete, wie sie erneut einen Schluck aus der zierlichen Porzellantasse nahm. Das Sonnenlicht ließ ihr kastanienbraunes Haar herrlich rot funkeln. Sie trug ein modisches Kleid in taubengrau, das genau zu ihren Augen passte. An einer anderen Frau hätte die Farbe vielleicht schäbig gewirkt, doch Caroline kleidete sie perfekt. Das Kleid betonte sowohl ihre lebendige Haarfarbe wie auch die schlanke Sinnlichkeit ihrer Figur.
Er konnte es nicht erwarten, es ihr abzustreifen, befand er mit einer für ihn untypischen Ungeduld. Ihre Brüste, die unter dem schlichten Ausschnitt wogten, zogen seine Blicke auf sich und riefen alles andere als kultivierte Spekulationen darüber hervor, wie es sich wohl anfühlte, dieses verführerische Fleisch zu berühren und zu schmecken.
Caroline blickte ihn etwas überrascht an. »Was gibt es, das Ihr über mich wissen möchtet, Euer Gnaden?«
»Nennt mich Nicholas.«
»Wie Ihr wünscht.« Aber sie wirkte verunsichert und nahm hastig noch einen Schluck Tee. Die Tasse zitterte nur leicht - aber
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