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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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hatte.
    Aber andererseits hatte sie gar nicht gewusst, was sie überhaupt erwartete.
    Nach ihrem gleichgültigen Vater und ihrem dominierenden, grausamen Ehemann hatte sie von den meisten Männern keine allzu hohe Meinung. Vielleicht war sexuelle Offenbarung nicht das Einzige, was sie in dieser verruchten Woche lernen würde.
    »Morgen früh können wir zum Fluss reiten, wenn Ihr mögt.«
    Caroline wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie spürte, wie ihr eine zarte Röte in die Wangen stieg. »Ich stehe Euch zur Verfügung.«
    Er lächelte. In den Augenwinkeln zeichneten sich zarte Fältchen ab, die ihm sehr gut zu Gesicht standen. »Das zu hören gefällt mir, Mylady.«
    Der heisere Unterton in seiner Stimme brachte sie aus dem Konzept. »Ich meinte …«, setzte sie zu einer scharfen Erwiderung an, doch dann verstummte sie. Tatsächlich meinte sie genau das, was sie gesagt hatte.
    Nicholas hob seine Augenbrauen. Er saß einfach nur da, entspannt und bequem.
    »Hat für Euch denn alles eine sexuelle Bedeutung, Rothay?« Sie klammerte sich an ihre kühle Haltung wie an einen Mantel, der sie umschmiegte. Nach der Intimität der gemeinsamen Mahlzeit und dem romantischen Spaziergang durch den Garten - wo er ihr Rosen pflückte, ihr sogar eine Rosenblüte hinter das Ohr ins Haar steckte - war es einfacher, als sie sich vorgestellt hatte, sich ganz der Situation hinzugeben.
    »Wenn ich mit einer Frau zusammen bin, die so schön ist wie
Ihr, ist das vermutlich so.« Er zeigte keine Reue und zuckte mit seinen breiten Schultern.
    »Gibt es Frauen, die Euch widerstehen können?« Sie musste zugeben, dass sie neugierig war. Sein Ruf war legendär, aber Klatsch und Tratsch waren in Fragen dieser Art unzuverlässig.
    Er spielte gedankenverloren mit dem Stiel seines Weinglases. Das flackernde Kerzenlicht tanzte auf seinen feinen Gesichtszügen, hob die Perfektion der Knochen unter der Haut hervor und brachte sein rabenschwarzes Haar zum Glänzen. »Ich bin in meiner Auswahl anspruchsvoll.«
    »Mit anderen Worten, sobald Ihr eine Frau aus dem Gedränge williger Bewunderinnen wählt, gehört sie Euch?« Sie hatte die Gerüchte gehört und auch erlebt, welch starken Einfluss er auf die anwesende Damenwelt ausübte, sobald er einen Ballsaal betrat oder im Hyde Park vorbeiritt.
    Sein Lachen war leise und weich. »Wie geschmacklos das klingt, wenn Ihr es sagt. Als würde ich eine Stute aus einer Zuchtherde auswählen.«
    Sie war nicht gut darin, sich Wortgefechte zu liefern. In ihrem Leben gab es nur selten die Gelegenheit, sich darin zu üben. »Manchmal bin ich allzu ehrlich«, gab sie zu. »Meine Tante hat mir Zeit meines Lebens erklärt, wie undamenhaft das sei, obwohl meine Gouvernante mich stets ermutigte, frei zu denken. Ich vermute, bis zu einem gewissen Grad ist das der Grund, warum ich so still bin, wenn ich mich in der Gesellschaft bewege. Gott allein weiß, dass ich durchaus etwas sagen könnte, das allzu freimütig ist. Es muss daran liegen, dass ich als Kind einen Großteil meiner Zeit allein verbracht habe. Es gibt keinen Grund, sich selbst zu belügen.«
    Nicholas lehnte sich in seinem Sessel zurück, ganz männliche Anmut. Sein Gesichtsausdruck aber war schwer zu entziffern. »Ich beneide Euch darum, ob Ihr es glaubt oder nicht.«

    »Beneidet mich worum?«
    »Der Gedanke, dass Ihr in Eurer Jugend diese Privatsphäre hattet. Und Eure Fähigkeit, Eure Meinung frei heraus sagen zu können. Von klein auf schwebte über mir die Zukunft als herzoglicher Erbe. Und glaubt mir, man lehrte mich Höflichkeit, sobald ich das erste Wort hervorbrachte. Der Titel bringt eine gewisse Verantwortung und zwangsläufig Kritik mit sich, die andere an mir übten.«
    »Darüber habe ich so noch nie nachgedacht.« Caroline neigte den Kopf zur Seite und betrachtete ihn nachdenklich. »Es fällt mir schwer, jemanden zu bedauern, der gutaussehend, reich und mit einem Titel gesegnet ist, aber ich vermute, alles hat gewisse Nachteile.«
    »Es ist schwierig, für eine Frau Mitleid zu empfinden, die von erlesener Schönheit und zudem Erbin ist. Eine Frau, die unter allen Männern Londons wählen könnte. Aber möglicherweise hat sie immer noch mit ihren Dämonen zu kämpfen.«
    Seine Einsicht kam der Wahrheit ziemlich nahe.
    Ja, Edward war ein Dämon, der sie noch immer heimsuchte und es ihr erschwerte, ein vollwertiges Leben zu leben. » Touché «, erwiderte sie kühl. »Ich zähle darauf, dass Ihr mir in der kommenden Woche zumindest einen Dämon

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