Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
wenn er immer so selbstlos war. Die Ausschweifungen und Empfindungen hatten sie so sehr erschöpft, dass sie tatsächlich einschlummerte, während sie noch in seinen Armen lag. Und wenn ihr das jemand vor ein paar Tagen prophezeit hätte, dann hätte sie die Vorstellung vermutlich verspottet.
    Ungezügelte Lust und das wachsende Gefühl von Freiheit waren genau das, was sie sich mit ihrem skandalösen Angebot erhofft hatte. Und es kümmerte sie nicht, dass diese Lust allein einem Wettstreit zwischen zwei Männern entwuchs, der nach übermäßigem Alkoholgenuss geboren wurde. Wenn das hier vorbei war, würde sie für immer in seiner Schuld stehen, denn Nicholas Manning hatte ihr zumindest gezeigt, was sein könnte.
    »Was habt Ihr denn gedacht?« Sie strich eine Strähne von ihrer Wange, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, und beobachtete neugierig sein Gesicht.
    Nie in ihrem bisherigen Leben hatte sie einen Mann gefragt, was er wohl dachte. Bei Edward hätte sie es nie gewagt. Noch hätte sie es wissen wollen. Bei Nicholas hatte sie schon jetzt das Gefühl, sie könne ihn frei heraus fragen, ohne dass er es ihr verübelte.

    »Dass ich eindeutig zu viel Zeit in der Stadt verbringe, damit, mich nachts auf Partys herumzutreiben, im Club oder in meinem Arbeitszimmer zu hocken oder mit meinen Anwälten zu reden.« Er zuckte mit den Schultern. Sein glänzend schwarzes Haar schimmerte leicht bläulich wie die Schwinge eines Rabens, deren Federn vom Sonnenlicht reflektiert werden. »Ich sage mir immer, ich werde schon wissen, wann es an der Zeit ist, meinem Leben einen etwas ruhigeren Verlauf zu geben.«
    Damit meinte er unmissverständlich, sich eine Frau zu nehmen und einen Erben zu zeugen. Sie spürte den unerwartet stechenden Schmerz, als ihr bewusst wurde, dass es bei dieser Wette nur um einen zwanglosen Wettbewerb und ihre eigene Aufklärung ging. Was nach ihrer gemeinsamen Zeit passierte, zählte überhaupt nicht.
    Sie gab ihr Bestes, möglichst ungezwungen zu antworten. »Ihr seid noch jung. Obwohl ich mir denken kann, dass Eure Familie von Euch erwartet und darauf drängt, dass Ihr Eure Pflicht erfüllt.«
    Sein Profil wirkte aristokratisch - und ein wenig ernst. Einen Moment lang sah er überhaupt nicht wie der weltgewandte Wüstling aus, sondern geradezu grimmig. Sogar seine Stimme klang plötzlich kühl. »Das tut meine Familie tatsächlich.«
    Eigentlich ging es sie nichts an, und doch hörte sie sich fragen: »Aber Ihr seid abgeneigt?«
    »Ich bin offenkundig nicht daran interessiert, mir eine Frau allein zu Fortpflanzungszwecken zu nehmen.« In seiner Stimme hörte sie einen nervösen Unterton.
    Eine merkwürdige Einstellung für ein Mitglied des Hochadels, denn seit er laufen konnte, hatte er vermutlich gewusst, dass genau das seine Pflicht sein würde.
    »Ihr habt romantische Gefühle.«
    »Nein.«

    »Wenn ich das, was Ihr soeben gesagt habt, richtig verstehe, wollt Ihr Euch verlieben.«
    Sein Mund verzog sich zu einem verbitterten Lächeln. »Ich fürchte, Ihr habt völlig missverstanden, was ich gesagt habe, meine Liebe. Mich zu verlieben ist nichts, von dem ich erwarte, es könne mir irgendwann zustoßen, ob ich will oder nicht. Ich glaube nicht einmal, dass es mir möglich ist, mich zu verlieben.«
    Wenn sie je Überzeugung in der Stimme eines Gesprächspartners gehört hatte, dann in diesen Worten. Die Behauptung war ein bisschen unangebracht, wenn sie bedachte, dass sie von dem Mann kam, den sie inzwischen als jemanden kennengelernt hatte, der zu unbegrenzter, selbstloser Zärtlichkeit imstande war. »Wir wollen alle geliebt werden«, wagte sie sich weiter vor, obwohl sie vermutlich der letzte Mensch auf Erden war, der sich in diesen Dingen auskannte.
    »Geliebt zu werden ist nicht dasselbe, wie jemanden zu lieben.«
    Ihr Pferd trottete um einen kleinen Busch herum. In Gedanken versunken lenkte sie es zurück auf den Pfad. »Ich denke, das stimmt.«
    Sie wusste nicht viel über Männer, aber in seiner Stimme war eine untypische Schärfe, die selbst sie nicht überhören konnte.
    Diese Diskussion war auf eine Art persönlich, die ihr bisher unbekannt war.
    Dann lächelte er wieder, schüttelte die finsteren Gedanken ab und umgarnte sie wieder mit jenem Glanz des bösen, umwerfenden Zaubers, dem keine Frau in seiner Gegenwart widerstehen konnte. »Wenn Ihr irgendwem verratet, dass Ihr mit dem teuflischen Duke über gefühlsduselige Anhänglichkeit geplaudert habt, werde ich es leugnen, meine

Weitere Kostenlose Bücher