Eine unzüchtige Lady
Liebe, also behaltet es besser für Euch.«
Wenn sie es irgendwem erzählt hätte, würde er noch mehr als
sonst von jungen, willigen Frauen belagert werden, die nicht nur seinen Titel und sein Vermögen, sondern auch sein Herz erobern wollten. Das würde sie jedoch nicht tun. »Es wird mir kaum möglich sein, irgendwem gegenüber zu erwähnen, ich würde Euch nicht bloß flüchtig kennen, nicht wahr?«, wies Caroline ihn auf die unumstößliche Wahrheit hin. »Ich kann kaum behaupten, ich würde irgendwas über Eure persönlichen Gefühle wissen, schon gar nicht in Fragen der Ehe.«
Er blickte sie an. Ihre Pferde passierten langsam eine Weidengruppe, deren lange Zweige bis in das träge dahinfließende Wasser hingen. Die Sonne fühlte sich warm auf ihrem Rücken an. »Ich habe das Gefühl, es wird nach dieser Woche ein bisschen schwierig werden, wenn wir vorgeben, einander nicht zu kennen. Mir wurde einmal gesagt, eine Frau vergisst ihren ersten Liebhaber nie.«
Es konnte kein Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Worte bestehen. Denn das, was Edward ihr angetan hatte, disqualifizierte ihn, diesen Titel zu tragen.
Der Unterschied zu Nicholas konnte kaum größer sein. Und obwohl ihr Körper nicht mehr jungfräulich war, hatte er recht - er würde ihr erster Liebhaber sein.
Es war eine überraschende Erkenntnis, aber sie verlor allmählich ihre ahnungsvollen Ängste und freute sich darauf.
Vielleicht freute sie sich sogar sehr darauf.
Caroline räusperte sich. »Ich bin sicher, das stimmt. Ihr habt recht, ich werde Eure … Freundlichkeit nicht vergessen.«
Amüsiert verzog er den Mund. »Freundlichkeit? Ein merkwürdiges Wort, um fleischliche Gelüste zu beschreiben, meine Liebe. Da Ihr hier seid, um - wie Ihr selber sagt - die eine oder andere Lektion im Bett zu lernen, lasst mich meine Rolle als Lehrender weiter ausüben. Eure sexuelle Lust, wenn wir beisammen liegen, steigert die meinige. Zu wissen, dass man einer
Frau Lust schenkt, ist für jeden Mann ein machtvolles Aphrodisiakum.«
Unglücklicherweise wusste sie aus erster Hand, dass er damit falsch lag. Es fühlte sich an, als kippte ihr jemand kaltes Wasser über den Kopf. »Nicht alle Männer, Nicholas«, erwiderte sie leise. »Ich wünschte, ich könnte dies mit weniger Gewissheit behaupten.«
In der schrecklichen Stille, die ihren Worten folgte, waren der dumpfe Hufschlag und das Trillern eines Singvogels die einzigen Geräusche. Schließlich sagte er: »Ich war schon wieder anmaßend. Entschuldigt.«
Sie wollte nicht an die dunkle Zeit ihrer Ehe zurückdenken. Nicht an einem so herrlichen Tag, nicht wenn sie mit dem attraktivsten Mann Englands zusammen war und sie noch eine ganze Woche vor sich hatten, die er unvergesslich machen wollte. Sie schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. »Ich glaube, Ihr wurdet bereits anmaßend geboren, Euer Gnaden. Zu Eurem Glück finde ich, es macht einen Teil Eurer Anziehungskraft aus.«
»Ihr findet mich anziehend? Vielleicht habe ich wenigstens letzte Nacht Eindruck auf Euch gemacht.« Er schien durchaus gewillt zu sein, von dem ernsten Thema abzulassen und sein leichtherziges Necken wiederaufzunehmen. »Macht es Euch etwas aus, mir zu verraten, welchen Teil Ihr besonders aufschlussreich fandet?«
Das war nicht schwer zu beantworten, und sie schuldete ihm dafür großen Dank. »Alles.«
Und es stimmte. Diese umwerfenden, sanften Küsse, die köstlichen, intimen Berührungen, das Geschenk einer Lust, von der sie sich nicht hatte vorstellen können, dass sie existierte.
Fast augenblicklich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Leise sagte er: »Ich glaube, ich kann genauso viel von Euch lernen in der kommenden Woche, meine eisige Lady Wynn.«
Kapitel 11
Das Sonnenlicht fiel in Sprenkeln auf das grünende Gras der kleinen Lichtung. Das leise Rauschen des Flusses klang beruhigend. Nicholas stieg aus dem Sattel und wandte sich an Caroline, um ihr herunterzuhelfen. Seine Hände ruhten um ihre schlanke Taille, als er sie auf den Boden aufsetzte. Er lächelte träge auf sie hinab. »Das ist ein recht ansprechender Ort, findet Ihr nicht? Noch dazu so privat.«
Ihre anmutigen Brauen hoben sich. »Ist das wichtig?«
Es war verdammt wichtig, denn beinahe seit dem Moment, als sie am Morgen aus dem Bett gestiegen waren, hatte er bei sich das überwältigende Verlangen verspürt, sie direkt wieder dorthin zu bringen. Ein Bett war jedoch nicht zwingend notwendig, jedenfalls nicht, wenn ein versteckter, romantischer Ort in
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