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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Reichweite war. Und er wollte nicht warten, bis sie sich am Abend zur Ruhe begaben, um sie endlich zu lieben.
    Zurückhaltung war ja schön und gut, aber wie lange musste er sich noch darin üben?
    Unglücklicherweise war die Antwort recht einfach. Bis sie so weit war. Es gab einen immensen Unterschied zwischen dem, was sie ihm gestatten würde und was sie mit ihm tun wollte. Seit ihrer Ankunft hätte sie es ihm jederzeit gestattet. Aber er war fast sicher, dass sie gestern Nachmittag und in der Nacht nicht das Verlangen verspürt hatte, das ihm so wichtig für sie war. Sie hatte einfach kapituliert.
    Aber wenn sie es auf seine Weise machten - und das hatte er vor -, würde sie lernen, ihn zu wollen.
    Er war nicht sicher, warum er so fasziniert war von der hübschen, aber unerfahrenen Lady Wynn. Fest stand nur: Er war fasziniert.
Zum Teil lag es wohl an ihrer Freimütigkeit, zum Teil an ihrer Schönheit. Zu seiner Überraschung fragte er sich, ob nicht auch die leise Verletzlichkeit einen Teil ihrer Faszination ausmachte, wenn sie ihn mit diesen herrlichen silbergrauen Augen anschaute.
    Gewöhnlich würde ihn allein das dazu bringen, so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen. Verletzliche junge Damen ließen seine Verteidigungswälle augenblicklich hochschnellen.
    »Ich dachte, wir könnten eine Weile im Schatten sitzen.« Seine Wimpern senkten sich leicht, und sein Blick glitt zu ihrem Mund. »Und die Aussicht genießen. Wir können über Literatur diskutieren, das ist doch eine Eurer Leidenschaften.«
    »Irgendwie habe ich mir den teuflischen Duke nie als jemanden vorgestellt, der an einem Fluss sitzen und die Schönheit der Natur oder den Aufbau eines Gedichts bewundern könnte. Die Gesellschaft würde das noch viel weniger glauben als die Tatsache, dass Ihr eine Meinung zum Thema Liebe habt.«
    »Ihr werdet in der Lage sein, die Gesellschaft vom Gegenteil zu überzeugen.«
    »Werde ich?«, sagte sie lachend, eine Braue emporgezogen. »Ich versuche mir vorzustellen, welche Meinung Ihr von Homer oder Rousseau haben könntet.«
    Ihr Lächeln kam viel zu selten. Es bezauberte ihn. Wie die Frau ist es eine Mischung aus Reserviertheit und unterschwelliger Sinnlichkeit, dachte er und blickte sie an. »Wollt Ihr etwa damit andeuten«, fragte er gedehnt, »ich könnte ein Philister sein, Lady Wynn?«
    »Fleischliche Gelüste scheinen eher Eure Domäne zu sein, Euer Gnaden.«
    »Erlaubt mir, den Versuch zu unternehmen, Eure Meinung über meinen Charakter zu ändern.«
    Ihre Antwort war beinahe flirtend. »Ihr könnt es versuchen.«

    Wie konnte er diese Herausforderung nicht annehmen? Nicholas wählte einen weichen Platz aus, von dem aus man den mäandernden Flusslauf beobachten konnte. Der Boden war eben, das Gras federweich und duftend. Sie setzen sich und redeten, während ihre Pferde grasten. Erneut musste Nicholas feststellen, wie ihn das Leuchten von Carolines Augen entzückte, wenn sie einen wichtigen Punkt ihrer Debatte eingehend diskutierte. Die unabhängigen Ansichten ihrer früheren Gouvernante bezogen zu den verschiedensten Themen Stellung, bemerkte er, während sie alles von Architektur bis zur Religion diskutierten. Caroline erzählte, Miss Dunworth - an die sie sich mit einem sentimentalen Leuchten in ihren ausdrucksstarken Augen erinnerte - hätte sie während ihrer Schulzeit auf jede nur erdenkliche Weise ermutigt und nicht nur die für junge Ladys üblichen Interessengebiete gefördert.
    »Sie starb an einer Lungenkrankheit«, sagte sie. Ihre Stimme stockte leicht. »Es war kurz vor meinem siebzehnten Geburtstag. Ich vermisse sie noch immer.«
    Das gab ihm die Gelegenheit, das Gespräch bewusst auf ihre Familie zurückzulenken.
    Gedankenverloren drehte er einen langen Grashalm zwischen seinen Fingern. Unter seinen leicht gesenkten Lidern beobachtete er sie. »Ihr habt nicht den Wunsch, nach York zurückzukehren, soweit ich es verstanden habe.«
    Ohne Zögern schüttelte Caroline den Kopf. Sie sah in der schlichten Bluse, dem Reitrock und den Halbstiefeln köstlich aus. Obwohl sie in damenhafter Sittsamkeit die Beine seitlich angezogen hatte, schaffte sie es dennoch, irgendwie verführerisch auszusehen. »Ich werde nie zurückgehen.«
    »Das klingt endgültig.«
    »Das ist es auch.« Kurz glitt etwas Schwermütiges über ihr Gesicht. »Zumal mein Vater mich dort auch nicht haben will.«

    »Dann ist er ein Dummkopf.« Nicholas nahm ihre Hand.
    Seine bisherige Zurückhaltung entglitt ihm. Ihre

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