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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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mir die Tiefe des Meeresgrunds wie ein Berggipfel erscheinen.« Derek sank mit einem frustrierten Seufzen tiefer in seinen Sessel.

    »Ah.«
    Und was zum Teufel sollte das bedeuten? Selbst wenn Derek letztlich nicht bei der Verwicklung der hübschen Lady Tanner genannt worden war, hätte der Zeitpunkt kaum unpassender sein können. Der Tanner-Scheidungsskandal war genau in dem Moment losgebrochen, als er sich endlich gestand, dass er den Zwischenfall mit Annabel nicht beiseiteschieben und sein Leben ohne sie weiterleben konnte. Und seinen Namen als möglichen Grund für Lord Tanners Wutausbruch zu sehen - obwohl das Gerücht nicht stimmte - hatte seiner Sache in keiner Weise geholfen. Phoebe Tanner hatte ihren wahren Liebhaber geschützt. Der wiederum müsste Derek zumindest von der Körpergröße und dem Aussehen ähneln, denn der glücklose Gentleman war durchs Fenster geflüchtet, als sie von ihrem zornigen Mann ertappt wurden. Daher die Verwechslung mit Derek. Doch weil er für die fragliche Nacht ein wasserdichtes Alibi hatte, konnte so seine Unschuld bewiesen werden. Aber was jetzt in den Köpfen der Leute steckte, war nicht seine bewiesene Unschuld, sondern seine Verwicklung in den Skandal.
    Er hatte Annabel vor einigen Monaten geschrieben. Wie ein Schuljunge hatte er über dem Brief gebrütet, hatte stundenlang an seinem Schreibtisch gesessen und versucht, die richtigen Worte zu finden, um ihr sein Handeln an jenem schicksalshaften Nachmittag in der Bibliothek zu erklären. Zu seinem Verdruss hatte er bisher keine Antwort erhalten. Er war sich ziemlich sicher, dass Annabel sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, seinen Brief zu lesen.
    »Leichtherzige Verführung ist so völlig anders als … das hier«, stieß Derek hervor.
    Der Mund seines Onkels verzog sich zu einem leisen Lächeln. »Du solltest das Wort ruhig aussprechen.«
    »Welches Wort?« Er widerstand dem Impuls, sich noch ein
Glas Portwein einzuschenken. Es löste seine Probleme nicht, wenn er zu viel trank, obwohl er diese Methode schon das eine oder andere Mal ausprobiert hatte.
    »Liebe«, sagte Thomas sanft. »Ich glaube, du solltest dich darin üben, es auszusprechen.«
    Über dem Kamin hing ein Ölgemälde von einem Jagdhund, zu dessen Füßen ein erschlaffter Fuchs lag. Derek richtete seine Aufmerksamkeit auf das Gemälde, um sich abzulenken. Warum ein Künstler aus ästhetischen Gründen tote Tiere auf die Leinwand bannte, blieb ihm ein Rätsel …
    Liebe. Nein, er war nicht sicher, ob er gewandt über dieses Thema reden konnte. In dem Brief hatte er sich entschuldigt und um die Möglichkeit gebeten, mit ihr zu sprechen. Blumige Erklärungen fehlten. Er wusste, wie er einer Frau mit einem wohlgesetzten Kompliment gefallen konnte, welche Worte er ihr ins Ohr flüstern sollte, wenn sie in seinem Bett lag, wie er sie mit der richtigen Berührung zum Seufzen brachte. Aber er wusste nichts darüber, wie man diese drei einfachen Worte aussprach.
    Ich liebe dich.
    Thomas fuhr fort: »Du musst es sagen. Frauen möchten es hören. Sie lieben es, die Worte zu hören, und es ist wichtig, um eine starke Bindung aufzubauen. Widerwillig einzugestehen, dass du sie heiraten willst, ist etwas vollkommen anderes, als ihr einfach zu erklären, was du für sie fühlst.«
    »Ich habe es nicht widerwillig eingestanden«, widersprach Derek.
    »Du hast ein Jahr gebraucht.«
    Das war ein Punkt für Thomas. Er war zu sich gekommen. Leider zwölf grausame Monate zu spät.
    »Wie ich mich fühle?«, murmelte er. »Das ist leicht gesagt: erbärmlich.«
    Ein gütiges Lächeln erhellte das Gesicht seines Onkels. »Dein
momentanes Unwohlsein zeigt mir, wie ernst du es meinst, Derek. Aber du wirst nicht allzu große Fortschritte machen, indem du einfach hier auftauchst und jedes Mal, wenn sie Lord Hyatts Namen erwähnt, finster dreinblickst.«
    »Ich blicke nicht finster.« Er versuchte bewusst, das heftige Stirnrunzeln von seinem Gesicht zu vertreiben.
    »Nein.« Sein Onkel kicherte. »Nicht immer.«
    »Deine Schadenfreude über mein gegenwärtiges Elend empfinde ich als leicht unsportlich. Ich habe geglaubt, zwischen Männern gebe es dieses unausgesprochene Gesetz, für einen gefallenen Kampfgefährten wenigstens Mitleid zu empfinden.« Derek erhob sich und ging ruhelos hinüber zum Fenster. Draußen war es vollständig dunkel, und sein Spiegelbild reflektierte in der Glasscheibe. Sein Mund wirkte angespannt und unglücklich.
    »Vertrau mir, das ist kein mangelndes

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