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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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und grinste. »Wenn Ihr mir das Wetter zuschreiben wollt, werde ich dies gern hinnehmen. Ich habe diesen herrlichen Abend nur für Euch bestellt.«
    »Und wenn es jemanden gibt, der die Elemente zwingen kann, sich seinen Wünschen zu unterwerfen, seid Ihr es, Rothay.« Caroline lachte und nahm einen Weinkelch von ihm entgegen. Ihre schlanken Finger schlossen sich um den Stiel. »Ich fürchte, ich werde verwöhnt.«
    »So sollte es sein. Ladys, die so hübsch sind wie Ihr, sollten kaum mehr tun, als die Welt mit ihrer Schönheit zu schmücken.«
    Sie blickte ihn unter leicht gesenkten Lidern an. Das Kerzenlicht wetteiferte mit dem Licht der Sterne um die Ehre, ihr Gesicht und ihre zarten, nackten Schultern zu beleuchten. »Ihr seid sehr galant.«
    »Das ist bei Euch sehr leicht.« Nachlässig hob er sein Glas zum Mund und nahm einen Schluck Wein.
    »Ich wünschte …« Sie verstummte und biss sich auf die Lippen. Kurz blickte sie beiseite. Ihr Profil wirkte plötzlich distanziert.

    Nicholas wartete. Er war schrecklich neugierig - wie immer, wenn sie etwas sagte. Er zählte auf ihren Mangel an Doppelzüngigkeit, dass sie ihren Satz vollendete. Als sie weiter schwieg, hakte er behutsam nach: »Ihr wünscht was?«
    Sie schüttelte bloß den Kopf. Strähnen ihres schimmernden Haars berührten ihren Hals. »Ich wollte gerade etwas sagen, von dem ich sicher bin, dass Ihr es beunruhigend und naiv fändet, darum werde ich dieses eine Mal nicht so direkt sein.«
    Er stellte sein Glas absichtlich besonders vorsichtig ab. »Ich glaube, ich mag Euren Mangel an Affektiertheit. Sprecht weiter.«
    Sie blickte ihn über den vertraulich kleinen Tisch hinweg an. Ihre weichen Lippen öffneten sich eine Winzigkeit. Dann sagte sie ruhig: »Ich wollte sagen, ich wünschte, das hier wäre real.«
    Sie hatte recht. Besorgnis erfasste und überflutete ihn. Die Schwierigkeit war, dass er nicht den Drang verspürte, sofort jegliche Andeutung romantischer Verwicklung vom Tisch zu wischen, sondern eine erheblich verstörendere Reaktion: Ein kleiner Teil von ihm - von dem er dachte, er sei nach seiner Erfahrung mit Helena tot und beerdigt - stimmte ihr zu.
    Um die Sache noch schlimmer zu machen, führte sie ihre Überlegungen weiter aus, und ihre Wimpern senkten sich eine Winzigkeit bei ihren Worten. »Ich meine, wenn die Täuschung schon so angenehm ist, wie viel schöner wäre es dann erst, wenn wir tatsächlich …«
    Er war überaus dankbar, dass just in diesem Moment seine schottische Haushälterin mit dem ersten Gang erschien und sie daran hinderte, ihren Satz zu vollenden, den er dann hätte kommentieren müssen. Als er von der Suppe kostete, verscheuchte er sein Unbehagen, dass er ganz genau wusste, was sie meinte.
    Immerhin war er derjenige, der diese romantische Szene und die verführerische Stimmung arrangiert hatte. Er hatte geglaubt,
er sei dagegen immun, aber vielleicht zeigte der absichtlich gewebte Zauber seine Wirkung.
    Sie aßen und redeten ruhig, tranken Wein und betrachteten den Himmel, an dem langsam strahlende Sterne aufleuchteten. Die Insekten in den Bäumen kamen zur Ruhe und machten leise, einschläfernde Laute. Das Essen war wie immer einfach, aber so frisch und mit Bedacht zubereitet, dass es ihm nichts ausmachte, auf ungewöhnliche Zutaten oder ausgefallene Saucen zu verzichten. Beim Dessert stellte er überrascht fest, dass sie über seine politischen Ansichten, seine Familie und seine Pferde diskutierten. Da sie so belesen war, besaß Caroline die faszinierende Gabe, ihn in ein Gespräch zu ziehen, bei dem es nicht um bedeutungslosen Klatsch oder, noch ermüdender, um Mode ging.
    Der Intellekt konnte tatsächlich ebenso attraktiv sein wie die anderen herrlichen Teile einer Frau, befand er. Entspannt lehnte er sich zurück und betrachtete den goldenen Schimmer des Mondlichts in ihrem Haar.
    Seine Mutter würde sie mögen.
    Gütiger Himmel, wo kam denn bloß dieser Gedanke her? »Ihr wart sogar schon in Rom?«, fragte sie und brachte ihn damit wieder zurück zum Thema ihres Gesprächs. Es drehte sich um seine Reisen, die er nach Abschluss der Universität unternommen hatte. »Ihr habt das Kolosseum gesehen? Die Aquädukte? Die großen Kirchen?«
    »Ich bevorzuge Florenz«, antwortete er. Ihm gefiel, wie ihr Gesicht interessiert aufleuchtete. Ihre Lebhaftigkeit ließ sie sogar noch attraktiver wirken als eine ausdruckslose Miene, die ihre perfekten, weiblichen Züge umschmeichelte. »Ihr solltet es eines Tages in

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