Eine unzüchtige Lady
welches Verbrechen er begangen hatte, dass das Schicksal beschloss, ihn so zu bestrafen und ihn ausgerechnet der Mann, der mit der Frau verlobt war, die er liebte, um Rat fragte, was ihr gefallen könne, um ihre Vermählung zu feiern. Als er rasch auf sein bisheriges Leben zurückblickte, entschied er, dass nicht einmal die alles andere als engelhaften Momente so schlimm gewesen waren, um diese besondere Qual zu rechtfertigen.
Als er nicht direkt auf die Frage antwortete, fügte Hyatt hinzu: »Ich bin in dieser Sache in Verlegenheit, aber ich möchte es einfach richtig machen. Ich bin sicher, Ihr versteht, was ich meine.«
Wo zur Hölle blieb der Whisky?
Derek räusperte sich. »Was Ihr einer Geliebten oder einer Ehefrau kauft, sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Ich bezweifle, ob ich Euch in dieser Sache sehr hilfreich sein kann. Annabel ist nicht so eitel, dass sie versessen auf Juwelen oder teure Parfüms ist, fürchte ich.«
»Seht Ihr, Ihr kennt sie«, gab Hyatt zu bedenken. »Das hilft mir schon. Macht weiter.«
Das Schankmädchen erschien mit ihren Getränken. Obwohl sie eine von Pockennarben verunstaltete Haut hatte und vermutlich zwei Jahrzehnte älter war als er, hätte Derek sie küssen können. Er nahm sein Glas entgegen, trank einen so großen Schluck, dass er sich fast daran verschluckt hätte, und genoss das Brennen, als der Whisky seine Kehle hinunterrann.
Je schneller er das hier zu Ende brachte, umso schneller konnte er sich eine plausible Entschuldigung ausdenken und gehen.
»Ich kannte sie besser, als sie noch ein Kind war«, erklärte er. Das war nicht die ganze Wahrheit, kam ihr aber recht nah. Das offene, wissbegierige Kind hatte einer jungen Frau Platz gemacht, die von den Träumen einer Frau bewegt wurde und über die Fähigkeit einer Frau verfügte, zu betören und zu faszinieren. Hätte er ihre Verwandlung etwas besser verstanden, hätte er unter Umständen nicht alles ruiniert. »Wir reden nicht allzu oft miteinander.«
»Ja, das habe ich bemerkt.« Hyatt nahm einen ordentlichen Schluck Whisky.
Zum ersten Mal bemerkte Derek die Wachsamkeit im Blick des anderen Mannes.
Vielleicht war es geboten, die Situation neu zu bewerten, wurde ihm schlagartig klar.
Onkel Thomas hatte gesagt, er glaube, Lord Hyatt habe Annabels Verhalten bei der Verlobungsfeierlichkeit bemerkt.Vielleicht war der Mann auch in anderen Dingen so scharfsinnig. Thomas hatte Derek durchschaut. Unter Umständen betrachtete Hyatt ihn als Rivalen.
So gleichgültig wie möglich sagte Derek: »Wir sehen uns nicht allzu häufig.«
»Das hat sie mir gegenüber einmal erwähnt.« Hyatt lehnte sich leicht zurück. Sein Blick war aufmerksam, und wenn er auch nicht besonders feindselig wirkte, war seine Miene doch undurchdringlich. »Ich muss schon sagen, sie ist sehr angespannt, sobald die Sprache auf Euch kommt.«
Na wunderbar. Sie redeten über ihn. Obwohl Derek bezweifelte, dass Annabel den Kuss erwähnt hatte, zweifelte er nicht, dass sie kaum etwas Schmeichelhaftes über ihn zu sagen wusste. Er war nicht sicher, wie er ihren Spott entschuldigen sollte, doch er beschloss, das Beste daraus zu machen. »Ich glaube, als sie alt genug war, um das Gerede zu verstehen, hat sie beschlossen, dass ich nicht mehr der Held ihrer Kindheit war.« Er nahm einen weiteren Schluck vom feurigen Whisky. »Sie hat natürlich absolut recht.«
»Durchaus.« Hyatts Miene war undurchdringlich. »Wer weiß schon, wie eine Frau auf solche Dinge reagiert?«
Es war schwer, auf diese Frage die passende Antwort zu finden, daher entschied Derek, lieber zu schweigen. Er trank seinen Whisky aus und stellte das Glas auf den Tisch. »Es tut mir leid, wenn ich Euch nicht mit einer genialen Idee für das Geschenk helfen kann.«
»Mitnichten.« Hyatt machte eine wegwerfende Handbewegung. Der versteckt prüfende Blick verschwand nicht aus seinen
Augen. »Es war trotzdem nett, mit Euch zu plaudern. Schließlich werden wir schon bald zur selben Familie gehören und uns oft begegnen.«
Und wie zur Hölle sollte er das ertragen? Derek wusste es nicht. Schlimmer als die Vorstellung, wie seine Lordschaft und Annabel gemeinsam im Bett lagen, war nur der Gedanke daran, wie sie wohl aussah, wenn sie das Kind eines anderen Mannes unter dem Herzen trug. Ihn quälte diese Vorstellung auf ihm bisher unbekannte Weise.
»Natürlich«, fuhr Hyatt in sanftem Plauderton fort, »habe ich darüber nachgedacht, sie nach der Hochzeit eine Weile mit auf Reisen zu
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