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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Augen, den sie nie zuvor gesehen hatte. Er drehte sich zu ihr um, blickte sie an und neigte seinen Kopf zu ihr herunter, um einer unmissverständlichen Absicht Taten folgen zu lassen …
    Und dann die Berührung seines Munds auf ihrem. Sanft, zärtlich. Besitzergreifend, und doch so großzügig. Er raubte ihr den Atem, zog jeden Lufthauch aus ihren Lungen …
    Doch dann drängte sich eine andere Erinnerung dazwischen. Derselbe Mann, der sie so zärtlich verführt hatte, diesmal mit einer anderen Frau in den Armen …
    Annabel verbannte beide Erinnerungen mit unbarmherziger Entschlossenheit und erklärte Margaret: »Ich bin glücklich.«
    Ihre Ersatzmutter blickte sie nur kurz an, ehe sie murmelte: »Wenn du das sagst, glaube ich dir.«
     
    Die Straße war überfüllt, als Derek am Spätnachmittag aus seinem liebsten Tabakladen in der Bond Street trat und beinahe mit einem der Fußgänger zusammengestoßen wäre, die an der Eingangstür vorbeihasteten. »Entschuldigt«, murmelte er.
    »Manderville. Wie schön, dass ich mit Euch zusammenstoße. Natürlich nicht im wörtlichen Sinne.« Der Mund des Mannes zuckte beim eigenen Versuch, sich ungezwungen zu geben.
    Gütiger Himmel, dachte Derek, als ihm bewusst wurde, mit wem er zusammengetroffen war. Es musste wohl Ironie des Schicksals sein, dass er von allen Leuten ausgerechnet dem Mann begegnen musste, den er am wenigsten sehen wollte. »Ja, tatsächlich.«

    Alfred Hyatt trug ebenfalls ein Päckchen. »Komme gerade vom Handschuhmacher. Ermüdende Angelegenheit, seine Erledigungen zu machen, aber hin und wieder muss man da wohl durch, nehme ich an.«
    »Kommt man kaum drum herum«, stimmte Derek mit grimmiger Höflichkeit zu. »Nun, ich glaube, ich muss …«
    »Schließt Ihr Euch mir auf eine Erfrischung an? Es gibt eine Schenke am Ende der Straße. Sie servieren dort einen recht anständigen Whisky.« Freundlich und höflich schaute Annabels Verlobter ihn erwartungsvoll an.
    Leute strömten vorbei. Kutschen ratterten über die Straße. Vielleicht lag es an den Geräuschen, die ihn ablenkten, vielleicht war er einfach im Augenblick begriffsstutzig, weil es ihm ironisch schien, mit seinem Gegenspieler eine Erfrischung einzunehmen. Aber Derek fiel einfach keine knappe Entschuldigung ein, ohne ungehobelt zu wirken.
    Zum Teufel auch, Hyatt wusste vermutlich nicht mal, dass sie Gegner waren.
    »Ein Whisky wäre jetzt genau das richtige«, murmelte er. Und das war nicht mal gelogen. Vielleicht trank er gleich die ganze Flasche, grübelte er, als sie Seite an Seite Richtung Schenke gingen.
    Der Gastraum war überfüllt. Die Gäste waren eine Mischung aus gutgekleideten Männern wie sie, Ladenbesitzern und Händlern. Sie fanden eine ruhige Ecke und setzten sich. Ein geschäftstüchtiges Schankmädchen mit irischem Akzent flitzte davon, um ihre Bestellung auszuführen.
    Hyatt lächelte sein höfliches Lächeln. Er saß auf der anderen Seite des abgenutzten Tischs. Alles, wirklich alles an diesem Mann, verdammt sollte er sein, war angenehm. Er war ein hübscher Anblick - wenn auch gewöhnlich -, kleidete sich modisch ohne besondere Affektiertheit, und sein Verhalten war weder geckenhaft
noch übertrieben. Die Männer mochten ihn, und wenn Annabel zugestimmt hatte, den Mistkerl zu heiraten, schien er auch auf Frauen eine gewisse Anziehungskraft auszuüben.
    Verdammt.
    »Es ist eigentlich ein schöner Zufall, Euch heute zu begegnen«, sagte Hyatt und faltete seine Hände vor sich auf dem Tisch, während sie auf ihre Getränke warteten. »Ich habe bereits überlegt, Euch in einer Sache um Rat zu fragen, die für mich von einiger Bedeutung ist.«
    Das war nicht, was er zu hören erwartet hatte. Derek hob eine Augenbraue. »Ach?«
    »Auf einem Gebiet, auf dem Ihr ein etwas größerer Experte seid als ich.« Hyatt lachte bescheiden. »Sagte ich ›etwas‹? Das könnte ich durchaus revidieren. Lasst mich einfach sagen, dass ich aus diversen Gründen ziemlich sicher bin, dass Ihr in der Lage seid, mir aus diesem Dilemma herauszuhelfen.«
    »Welchem Dilemma?«
    »Also … es hat natürlich mit Frauen zu tun. Ich gehe davon aus, dass Ihr im Zuge Eurer … ähm … vielen Beziehungen in der Vergangenheit herausgefunden habt, was Frauen gefällt, wenn man ihnen ein Geschenk machen möchte. Hinzu kommt, dass Ihr Annabel sehr gut kennt. Ich habe mich gefragt, ob Ihr mir einen Hinweis geben könnt, was ich ihr als Hochzeitsgeschenk kaufen könnte.«
    Derek starrte Hyatt an. Er fragte sich,

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