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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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den Tisch, um ihn zu verärgern.
    Mit pflichtbewusster Zuneigung küsste er sie und richtete sich auf. »Was für eine angenehme Überraschung.«
    »Ich bin heute Nachmittag angekommen. Althea begleitet mich. Die Kinder sind mit ihrem Kindermädchen in Kent geblieben. Sie ist oben und zieht sich fürs Dinner um. Charles wird sich auch zu uns gesellen. Er ist seit drei Wochen in London, und sie hat ihn vermisst. Darum sind wir hier.«
    Also hatte er das Vergnügen mit seiner Mutter, seiner älteren Schwester und seinem Schwager. Es schien, als müsste er eher mit der Familie dinieren, als er sich vorgestellt hatte. Er blickte auf die Uhr und hoffte, seine Mutter bemerkte nicht seinen leisen Unmut. Ein ruhiger Abend mit Dinner in seinem Club kam wohl heute nicht in Frage. »Das klingt herrlich.«
    »Ja, du siehst auch sehr begeistert aus, Liebling.« Die Herzoginwitwe neigte ihren Kopf. »Ich verstehe schon, wir durchkreuzen deine Pläne«, bemerkte sie mild tadelnd. »Du musst nicht bleiben und mit uns essen, wenn du es nicht wünschst. Mir ist bewusst, dass wir dich über unsere bevorstehende Ankunft nicht angemessen informiert haben.«

    Seine Unruhe hatte nichts mit irgendwelchen Plänen für den Abend zu tun, sondern eher mit einer sehr hübschen jungen Dame, die seine Gedanken in den Stunden seines Heimwegs beschäftigt hatte. Entschied Caroline sich zum Bleiben? Seine Gefühle waren in dieser Sache ausgesprochen zwiespältig. Er konnte sich äußerst lebhaft vorstellen, wie sie in dem Bett schlief, in dem sie so viele gemeinsame Stunden der Lust geteilt hatten. Es machte ihn rastlos.
    Warum? Er war nicht sicher. Gewöhnlich ging er und blickte nicht zurück.
    »Ich habe keine besonderen Pläne, aber ich bin ebenfalls soeben erst angekommen. Ich war nicht in der Stadt.«
    »Ich verstehe.« Seine Mutter warf ihm einen wissenden Blick zu. »Wer ist sie?«
    »Was lässt dich denken, es gebe eine Sie? Ich habe eine Menge Gründe, die Stadt zu verlassen, und mache es oft genug.«
    Stumm betrachtete sie ihn prüfend.
    Himmel, das konnte er nun wirklich nicht brauchen. Waren alle Frauen so scharfsinnig, oder brachten das nur Mütter bei ihren Söhnen zustande? Er schüttelte lächelnd den Kopf. Er war ein erwachsener Mann und weigerte sich, über dieses Thema zu reden. Besonders nicht, wenn es dabei um Caroline ging. »Ich werde das nicht kommentieren. Wie war deine Reise?«
    »Es war angenehm.«
    Zumindest akzeptierte sie seine ablehnende Haltung. Er hatte jedoch das ungute Gefühl, dass diese Diskussion noch nicht ausgestanden war. Sie tauschten ein paar weitere Höflichkeiten aus, ehe er sich entschuldigte. »Es wird mir ein Vergnügen sein, mit zwei meiner liebsten Damen das Dinner einzunehmen, und du weißt, wie sehr ich Charles schätze. Lass mir nur Zeit, mich umzukleiden. Ich bin etwas staubig. Die Kutsche hat mir heute Nachmittag nicht behagt, und ich bin lieber geritten.«

    Er verneigte sich höflich und eilte nach oben. Die altbekannte Umgebung seines Schlafzimmers übte zumindest eine beruhigende Wirkung auf ihn aus. Sein Leibdiener, der von seiner Ankunft bereits unterrichtet war, erwartete ihn mit der ihm eigenen Effizienz. »Guten Abend, Euer Gnaden«, begrüßte er Nicholas. »Man wird das heiße Wasser bald heraufbringen.«
    Nicholas nickte. »Danke, Patrick.«
    Zurückhaltend und ernst eilte der junge Mann mit dem dichten roten Haar und dem sommersprossigen Gesicht hin und her, um jedes Kleidungsstück aufzuheben, sobald sein Herr es ablegte. »Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise.«
    Sie war eigentlich mehr als angenehm.
    »Es war … befriedigend.«
    Befriedigend. Das schien ihm eine angemessene Wortwahl.
    Die Frage aber war doch: Würde ihn die Situation auch weiter befriedigen?
    Caroline hatte es klar und deutlich abgelehnt, weiterhin mit ihm in Kontakt zu bleiben. Er hatte keine andere Wahl.
    Er musste sich eingestehen, dass er daran nicht gewöhnt war. Es schmerzte ihn. Er war jedoch ein erfahrener Mann, und so viel verstand er, dass sie ihm ungewöhnlich tief unter die Haut ging. Zu diesem Schluss war er auf seinem Ritt von Essex gekommen. Der Kuss, mit dem sie sich von ihm verabschiedet hatte, war ihm noch lebhaft in Erinnerung. Wie sich ihre schlanken Arme um seinen Hals legten. Wie warm und empfänglich ihr weicher Mund war …
    Es war ein verdammt guter Abschiedskuss gewesen. Hatte er sich nur eingebildet, dass sie einen Moment länger als nötig an seinem Hals hing? Den Bruchteil

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