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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Glauben erschüttert, die bevorstehende Hochzeit sei genau das, was sie wollte.
    Es war Dereks Schuld. Vollkommen. Wenn sie an den vorangegangenen Abend dachte, als er durch das Fenster in ihr Zimmer geklettert war, wurde sie erst recht wütend.
    Wie konnte er es wagen, ihr Glück zu zerstören?
    Ich liebe dich.
    Natürlich glaubte sie ihm kein Wort. Und selbst wenn sie ihm glaubte, wäre es egal. Er war nicht der Typ Mann, der treu sein konnte. Und sie war nicht die Art Frau, die mit jemandem verheiratet sein konnte, der nicht treu war. Punkt.
    Nicht dass er eine Heirat auch nur erwähnt hätte. Derek Drake war kein Mann, der einer Frau aufrichtig die Ehe anzutragen
vermochte. Das Einzige, was er wollte, war, sich kurz mit den Körpern der Frauen zu vergnügen. Nach jenem verheerenden Kuss letztes Jahr hatte sie gewusst, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Sie bezweifelte, dass sein ungestümes Eindringen in ihr Schlafzimmer und seine darauffolgende Liebeserklärung allein daher rührte, dass er sie nicht haben konnte.
    Denn niemals würde sie so dumm sein und ihm glauben, dass er es ernst meinte.
    »… konnte kaum die Straße überqueren, ehe er stolperte und ihr kopfüber zu Füßen fiel. Wie groß ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert?« Alfred grinste. Der schwere Siegelring an seinem Finger blitzte auf, als er die Teetasse an den Mund hob.
    Annabel blinzelte. Sie hatte der Anekdote nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit gelauscht, und jetzt vermischte sich ihr Schuldgefühl mit ihren anderen aufgewühlten Emotionen. »Das ist sehr amüsant«, unternahm sie den jämmerlichen Versuch, so zu tun, als hätte sie ihm zugehört.
    »Das war es zumindest damals.« Alfred stellte seine Tasse beiseite und betrachtete sie prüfend. Sein beständiger Blick war verwirrend. »Aber ich sehe, dass Ihr nicht in der richtigen Stimmung seid für kleine, alberne Geschichten. Wäre es besser, wenn ich ein anderes Mal bei Euch vorspreche?«
    »Nein!«, protestierte sie. Nach einem kurzen Schweigen seufzte sie. »Vielleicht wäre es besser, Mylord. Darf ich mich entschuldigen, weil ich heute so eine schlechte Gesellschaft biete?«
    »Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, meine Liebe. Das wisst Ihr. Wir werden viele, viele Jahre lang verheiratet sein und werden beide unser gerüttelt Maß an schlechter Laune zum Ausdruck bringen.«
    Viele, viele Jahre. Irgendwie half ihr das nicht aus ihrem Dilemma.
Bevor sie überhaupt verheiratet waren, saß sie hier und dachte an einen anderen Mann. Zum Teufel, so hatte sie sich das nicht vorgestellt.
    Alfred stand auf. »Ich werde morgen früh bei Euch vorsprechen. Und wenn es das Wetter erlaubt, können wir vielleicht eine kleine Ausfahrt wagen.«
    Das düstere Wetter passte ausgezeichnet zu ihrer aktuellen Stimmung. Annabel nickte.
    Ihr Verlobter kam zu ihr und nahm ihre Hand, hob sie an seine Lippen und berührte ihre Finger ganz vorsichtig mit dem Mund, ehe er sie losließ. »Dann bis morgen, meine Liebe«, sagte er. »Und ich hoffe, was auch immer Euch die Laune verdirbt, wird sich bis dahin klären. Wenn es etwas gibt, das ich für Euch tun kann, wisst Ihr, dass Ihr mich bloß darum bitten müsst.«
    Jener längst vergangene schicksalshafte Augenblick in der Bibliothek war auf jeden Fall Teil ihres Problems. Ihr kam eine Idee. Sie erhob sich abrupt. »Küsst mich.«
    Alfred wirkte angesichts ihrer Bitte erstaunlich überrascht. »Annabel, wir sind im Salon. Ich glaube kaum …«
    Sie hob das Gesicht und fragte ihn mit, wie sie hoffte, sanfter Überredungskunst: »Wünscht Ihr es nicht?«
    »Ja … also, ja, zum Kuckuck, natürlich. Aber der einzige Grund, warum wir relativ ungestört sind, ist, weil Thomas mir vertraut, dass ich mich wie ein Gentleman verhalte.«
    Er hatte recht. Die Tür des Salons stand weit offen, so dass jeder Diener, der draußen vorbeiging, sie sehen konnte. Zudem konnte auch Margaret jederzeit hereinhuschen. Aber es kümmerte Annabel nicht. Wenn es irgendetwas gab, das sie tun konnte, um diese quälende Erinnerung zu vertreiben, war sie bereit, das Risiko einzugehen. Im Übrigen würden sie schon in wenigen Monaten verheiratet sein. Bestimmt wäre niemand allzu entrüstet.

    »Ein Kuss ist wohl kaum ein allzu schrecklicher Vertrauensbruch. Nicht, wenn diese Frau schon bald Eure Ehefrau sein wird.« Seit sie debütierte, hatte sie einiges über die Kunst des Flirts gelernt. Sie blickte ihn unter dem Schleier ihrer Wimpern so einladend wie möglich

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