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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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einer Sekunde zu lang, ehe sie sich voneinander lösten?
    Er schüttelte die Erinnerung ab, badete rasch und kleidete sich an, ehe er nach unten ging. Sein Schwager war inzwischen
eingetroffen. Charles Peyton war zehn Jahre älter und hatte ein freundliches Gemüt und einen scharfen Verstand. Nicholas war sich nicht sicher, was genau sein Schwager für das Kriegsministerium machte, aber er wusste, dass er in allen Kreisen hoch angesehen war. Vermutlich hatte seine Geheimhaltung etwas mit dem Nachrichtendienst zu tun.
    »Nicholas … Wie schön, dich zu sehen.« Peyton kam mit einem Glas Rotwein in der Hand zu ihm herüber und warf ihm über den Rand des Glas einen höflichen Blick zu. »Ich habe gehört, du seist nicht in der Stadt?«
    »Das stimmt, ich war eine Weile unterwegs«, bestätigte er. Dann jedoch, als Carolines verführerische Gestalt ihm in den Sinn kam, murmelte er: »Leider nicht lange genug.«
    »Hat es etwas mit diesem kleinen Wettbewerb zu tun, den Manderville und du ausgelobt habt?«
    Warum er überrascht war, dass jeder sofort erriet, wieso es ihn aufs Land zog, wusste er nicht genau. Besonders bei Charles sollte es ihn nicht wundern, dessen Verstand messerscharf wie ein Rapier war. »Reden die Leute immer noch über diese idiotische Angelegenheit?«
    Charles grinste. Seine hellblauen Augen blitzten voller Mitgefühl. »Aber natürlich. Deine überstürzte Abreise ohne jegliche Erklärung hat nicht geholfen, die Gerüchte einzudämmen.«
    »Bei Gott, ich war bloß fünf Tage fort und schulde wohl kaum jemandem eine Erklärung für meine Abwesenheit.« Nur selten verspürte er Erleichterung, dass ihm sein Status erlaubte, sich über die Regeln hinwegzusetzen, die für Mitglieder der Gesellschaft niederen Rangs galten. In diesem Fall war es so, denn warum sollte er irgendwem Rechenschaft über seinen Verbleib ablegen? Er widmete England genug Zeit.
    »Ich habe nicht behauptet, dass du das tust. Aber jeder will natürlich hören, wie die Ergebnisse verkündet werden.«

    »Es freut mich, dass dich dieser Umstand amüsiert.«
    »Bis zu einem gewissen Grad«, gestand sein Schwager und verzog den Mund. »Gestatte uns langjährig verheirateten Männern einfach, uns durch deine Heldentaten etwas lebendiger zu fühlen, ja? Die Spekulationen drehen sich mehr darum, wer bei eurem unorthodoxen Wettbewerb die Richterin gibt, denn auf den Ausgang des Wettstreits. Auf den Ausgang wurde allerdings auch ein ziemlich großer Betrag gesetzt.«
    »Ach, zur Hölle«, murmelte Nicholas vorsichtig, so dass seine Mutter ihn nicht hörte.
    »Ja, so kann man es auch ausdrücken.«
    Das konnte bei Charles alles bedeuten, und Altheas Eintreten unterbrach sie in ihrer Unterhaltung. Nicholas’ Schwester wirbelte in duftige, violette Seide gekleidet herein. Schimmernde Perlen und ein teures Parfüm vervollständigten ihre Abendgarderobe.
    Er sandte ein stilles Dankgebet, dass sie in diesem Moment unterbrochen wurden. Hoffentlich bemerkte niemand Carolines Abwesenheit, die mit seiner eigenen Reise zeitlich übereinstimmte, und zog die richtigen Schlüsse. Das würden sie nie tun, versicherte er sich rasch. Niemand konnte sich derlei von der so kühlen Lady Wynn vorstellen.
    Sie war auf jeden Fall in Sicherheit.

Kapitel 17
    Annabel blickte aus dem regenüberströmten Fenster auf die nasse Straße. Hin und wieder spritzte ein vorbeiratterndes Gefährt Wasser auf und durchbrach das beständige Rauschen des Regens.
Der finstere Himmel schien direkt über den Häuserdächern zu kleben. »Ich fürchte, ich bin verwöhnt. Unser Wetter war zuletzt so schön, dass ich fast vergessen habe, wie schlecht es werden kann.«
    »Ihr scheint heute stiller als sonst zu sein, meine Liebe.« Alfred lächelte sie an. »Ich bin froh zu hören, dass es am Wetter liegt und ansonsten alles in Ordnung ist.«
    Wenn er wüsste … Nichts war in Ordnung.
    Nichts.
    Wenn sie Derek glaubte, hatte Alfred ihre Anspannung bemerkt. Schlimmer: Er hatte Derek damit konfrontiert.
    Sie schaute zu ihrem Verlobten auf und fragte sich, warum sie Zweifel hegte. Er sah aus wie immer, war elegant nach der neuesten Mode gekleidet, seine Stiefel waren auf Hochglanz poliert. Sein kastanienbraunes Haar war sorgfältig aus dem Gesicht gekämmt, das zwar nicht gerade hübsch, so doch ein ganz angenehmer Anblick war. Dieselben braunen Augen, dieselbe Nase, derselbe Mund. Aber statt ob seiner Gegenwart beruhigt zu sein, fühlte Annabel sich aus einem verrückten Grund in ihrem

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