Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
Zum zweiten Mal verstummte Nicholas. Seine Finger schlossen sich um das Glas. Dann fügte er heftig hinzu: »Verdammt noch mal.«
    Abrupt stand er auf und ging ohne Abschiedswort davon.
    Derek schürzte die Lippen zu einem stummen Pfeifen. Er beobachtete die hohe Gestalt des Dukes, die den Raum verließ.
    Da Derek ein einziges Mal die unverzeihliche Sünde begangen hatte, seinen Gefühlen zu widerstehen, verstand er nur zu gut, wie diese Gefühle das Leben eines Mannes verändern konnten. Aber er wusste auch, dass alte Gewohnheiten nicht totzukriegen waren. Vielleicht war Nicholas noch nicht bereit, sich einzugestehen, dass er von der Dame zumindest verzaubert war. Vielleicht auch mehr.
    Derek mochte im Moment nicht in der Lage sein, seine eigenen Probleme mit Annabel zu lösen. Aber vielleicht konnte er Nicholas helfen. Eine Idee keimte in ihm auf. Grübelnd starrte er in sein Glas und vergaß darüber seinen Whisky.
    Frauen verfielen Nicholas, wie die Blätter im Herbst von
einem Baum fielen. Wenn die hübsche Witwe einst eine schreckliche Ehe erleiden musste - wie hatte sie wohl auf die verführerische Kraft einer der vollkommensten Liebhaber ganz Englands reagiert? Wenn er es nach dem Verhalten des Duke of Rothay beurteilen sollte, musste etwas Bedeutsames vorgefallen sein.
    Nun, das war tatsächlich interessant.
    Ja, vielleicht sollte er Vorkehrungen treffen, sich mit der Lady zu treffen. Wenn auch nicht zu dem ursprünglichen Zweck, den Nicholas ihm unterstellte.

Kapitel 18
    Es geschah zu später Stunde. Sie war müde, und ihr Besucher weigerte sich, ihrem Butler seinen Namen mitzuteilen. Caroline runzelte die Stirn, als sie die kryptischen Buchstaben anstarrte, die der Besucher auf das Kärtchen gekritzelt hatte. Dann erkannte sie fassungslos, wer er sein musste. »Ja, Norman. Ich möchte den Gentleman sprechen. Führen Sie ihn in Edwards Arbeitszimmer.«
    Der ältere Mann, der zu dieser Stunde einen Morgenrock trug, neigte den Kopf. Er zeigte ob des ungewöhnlichen Vorfalls in einem normal ruhigen Haushalt keine Neugier, aber sie konnte sich vorstellen, was er dachte. Auch ihre Abwesenheit für einige Tage war ungewöhnlich für sie.
    EofM. Das musste für Earl of Manderville stehen. Sie hatte um Diskretion gebeten und war sich ziemlich sicher, dass ein abendlicher Besuch in ihrem Stadthaus dieses Kriterium nicht erfüllte. Der Mann hatte wohl von Nicholas erfahren, dass sie bereits zurück waren.

    Er verschwendete also keine Zeit. Es war schwierig zu entscheiden, ob sie sich geschmeichelt fühlen sollte oder verärgert war. Zum Glück war sie noch angekleidet, denn sie war in ihrem Wohnzimmer nach dem Dinner beim Lesen eingedöst. Es war einfacher, sich ein Tablett mit Essen in ihre Räume bringen zu lassen, statt im Esszimmer das formelle Ritual zu durchlaufen, wenn sie allein war. Das Personal hatte sie zudem nicht so früh zurückerwartet, daher waren kaltes Hühnchen, Käse und frisches Brot ihre Mahlzeit, die sie ebenso gut oben einnehmen konnte. Das machte sie oft genug. Grundsätzlich war es zwar besser, allein an dem langen Tisch zu sitzen, als mit Edward gemeinsam zu essen. Aber trotzdem vermittelte es ihr das Gefühl, allein zu sein und bedrückte sie.
    Irgendwie brauchte sie das. Sie hatte sich gefragt, ob die idyllische Landpartie mit dem schönen Rothay ihr Leben verkomplizierte, statt als Heilmittel gegen ihre anhaltende Melancholie zu wirken.
    Caroline blickte in den Spiegel. Sie strich ihr Haar glatt und ging dann nach unten, um in Erfahrung zu bringen, was Derek Drake mit ihr bereden wollte, was nicht bis zu einer zivilisierteren Stunde warten konnte.
    Als sie das Arbeitszimmer betrat, war sie auf den ersten Blick etwas verwirrt, dann erleichtert, schließlich belustigt. Sie schloss behutsam die Tür. »Guten Abend, Mylord.«
    Er drehte sich um und bemerkte sofort das Lachen, das auf ihren Lippen bebte. Ein reuiges Lächeln umspielte seinen wohlgeformten Mund. »Guten Abend. Ihr seht, ich kann so erfindungsreich sein wie Ihr, Mylady. Ich bin außerdem zu Fuß gekommen, damit niemand mein Pferd oder die Kutsche bemerkt.«
    Es stimmte. Er hatte sich wie ein Händler gekleidet. Ein schäbiger Mantel hing von seinen breiten Schultern, eine abgetragene Hose umschloss seine langen Beine. Irgendwo hatte er abgewetzte,
alte Stiefel aufgetrieben. Ein abgenutzter Hut lag auf einem Stuhl. Er stand am Fenster und wirkte trotz seiner schäbigen Kleidung groß und beeindruckend. Auch wenn man auf den

Weitere Kostenlose Bücher