Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen

Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen

Titel: Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Der allein entscheidet. Beten Sie zu Gott, daß er einer meiner Salzfresser ist.«
    Sie standen wie festgenagelt und starrten die kleinen rotbraunen Männer an.
    Es kommt selten vor, daß man seinen Tod so deutlich sieht.

16
    Aus dem undurchdringlichen Unterholz, zwischen den Riesenfarnen, die sich nicht bewegten, tauchte jetzt ein Mann auf, dessen Kopf vom Federschmuck fast unsichtbar war.
    Er hob zum Zeichen des Friedens die rechte Hand und blieb abwartend im Schutze des Halbdunkels, von dem er sich kaum abhob, stehen.
    »Der Chef«, sagte Antonio Serra sarkastisch. »Alles an ihm ist gigantisch: der Kopfschmuck, das Futteral, sein Machthunger und seine Grausamkeit. Ich kenne ihn. Man nennt ihn Xinxaré, und er kann ein paar Brocken Portugiesisch. Woher, weiß keiner. Vielleicht hat er mal einen Missionar zum Schrumpfkopf verarbeitet, nachdem er begriffen hat, was Christentum ist.«
    »Ihre dämlichen Witze können Sie sich jetzt sparen«, knurrte Peters. Die Angst, die in ihm hochgekrochen war, hatte sich nicht verflüchtigt. »Was passiert nun?«
    »Entweder sind wir gleich mit Giftpfeilen gespickt, oder wir sitzen in einer Stunde am Feuer und fressen brasilianischen Warzenschweinbraten.«
    »Und dann?«
    »Bin ich ein Prophet? Im Augenblick jedenfalls ist Xinxaré nicht an unseren Köpfen interessiert.« Antonio Serra winkte dem wartenden Häuptling zu und machte einen vorsichtigen Schritt vorwärts. Dabei sagte er laut: »Wir sind gute Freunde. Wenn du Xinxaré bist, kennst du mich. Du hast bei mir Salz gegen Topase getauscht.«
    »Moment.« Peters, der Serra sofort gefolgt war, tippte ihn von hinten an. »Bis jetzt hieß es Orchideensamen.«
    »Wer hängt denn so am Wort, Hellmut? Ihr Deutschen seid von einer schrecklichen Korrektheit. Gut, bei Xinxaré waren es Topase. Der alte Gauner hat ein ganzes Lager davon, aber er verrät nicht, wo er sie findet. Außerdem sitzt er auf Diamanten und Saphiren, und Gold hat er auch! Der Alte ist ein lebendes Bergwerk!«
    »Aha! Nur deshalb kriechen Sie durch den Dschungel. Nicht wegen der dusseligen Orchideen, sondern weil hier große Edelsteinvorkommen sind, von denen niemand etwas ahnt.«
    »Geben wir es zu.« Serra grinste breit. »Mein großes Geheimnis. Wenn ich aus diesem Sauwald herauskomme, bin ich einer der reichsten Männer der Erde. Ich sage Ihnen: Steine von einmaliger Qualität! Lupenrein! Keine Einschlüsse. Die Saphire von einem herrlichen, leuchtenden Tiefblau, die Topase von einem strahlenden Goldgelb. Alles glaskar! Und das alles bekomme ich für Salz! Wenn das nicht der Job des Jahrhunderts ist! So, und jetzt sind Sie Mitwisser, Hellmut, der einzige auf der Welt.« Serra starrte ihn groß an. »Begreifen Sie, was das bedeutet?«
    »Ich ahne es!«
    »Auch gut. Ahnen Sie mal, daß Sie ab sofort mit meinem Leben untrennbar verbunden sind. Sie kommen erst von mir los, wenn ich meinen Riesenschatz unterm Rock habe. Daß ich mich darauf eingelassen habe, Ihre Gloria zu suchen, ist kompletter Wahnsinn.«
    »Dann war das mit den 5.000 Dollar auch nur Dummheit?«
    »Zur Hälfte. Kann ich diesen Xinxaré um seine Schätze erleichtern, sind 5.000 Dollar in kleinen Scheinchen gerade gut genug, mir den Hintern abzuwischen. Komme ich an die Schätze nicht heran, dann ist das eine Summe, mit der ich mir eine bürgerliche Existenz aufbauen kann.« Serra grinste wieder. Sein Gesicht wurde dadurch nicht schöner.
    Peters boxte Serra in den Rücken, er sah, wie der Häuptling leise mit den Kriegern sprach.
    »Sie sollten sich weniger um Ihre Existenz als um Xinxaré kümmern. Der Bursche wird ungeduldig. Und wir stehen da wie die Schießscheiben.«
    »Das sind wir seit Stunden.« Serra lehnte sich an einen Baum. »Ich habe ihm gesagt, wer wir sind. Nun kommt's auf ihn an. Unsere Situation ist beschissen, wie Xinxaré auch entscheidet. Aha, es geht los!«
    Die bemalten, kleinen, rotbraunen Krieger bewegten sich und verschwanden im Dschungel. Nur der Häuptling blieb übrig und drei seiner besten Schützen. Er winkte, und das war ein internationales Zeichen. Komm her!
    »Er erinnert sich an das Salz«, sagte Serra gemütlich. »Junge, war das ein Fest, als ich ihm zum erstenmal seinen Braten einsalzte. Die Kerle haben gefressen, bis sie umfielen.«
    »Haben Sie denn jetzt Salz bei sich?«
    »Immer! Nicht viel diesmal. Wir wollten ja Gloria suchen. Aber es genügt, um dem alten Halunken ein paar Diamanten abzuhandeln. Der Kerl weiß ja nicht, was sie wert sind, und trotzdem

Weitere Kostenlose Bücher