Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
sich, warum Lissianna nicht hineinging, aber dann geriet ein kleiner, untersetzter älterer Mann in sein Blickfeld, der der Tür zur Garage zustrebte.
„Wohin gehst du?” Eine Frauenstimme mit einem leichten italienischen Akzent erklang vom anderen Ende des Raums.
„Lucian will, dass ich zusammen mit Martine die Autos bewache”, antwortete der Mann und hielt einen Moment inne, um sich Stiefel und einen Mantel anzuziehen, der an den Garderobenhaken neben der Tür hing. Greg nahm an, dass das Vittorio war, der Mann der Haushälterin.
„Warum?”
„Ich weiß es nicht”, sagte er achselzuckend. „Er sagte nur ,Helfen Sie Martine, die Autos zu bewachen, Vittorio. Niemand verlässt das Anwesen, wenn ich nicht meine Erlaubnis dazu gebe.’ Also halte ich die Augen offen.”
„Hm.” Maria klang besorgt. „Ich frage mich, um was es geht. Sie würden uns nicht so früh holen, wenn es keinen Ärger gäbe. Ich hoffe, Miss Lissi hat nicht.... ”
Greg hörte nicht, was sie hoffte, dass Miss Lissi nicht getan hatte, denn in diesem Augenblick machte Lissianna die Küchentür wieder zu. Dann führte sie ihn weiter den Flur hinunter zu einer anderen Tür. Diesmal wartete sie nicht, sondern ging direkt in den Raum und zog ihn hinter sich her. Greg hatte keine Ahnung, wo er sich jetzt befand. Es herrschte vollkommene Dunkelheit. Das ließ ihn zögern und Lissianna zurückhalten, als sie trotzdem vorwärtsstrebte, aber sie hatte seine Hand fest gepackt und zog ihn weiter.
Erst als sie zischte: „Rezitierst du noch?”, fiel ihm auf, dass er aufgehört hatte. Er biss die Zähne zusammen und fing sofort wieder bei „Hundert Mann auf des toten Mannes Kiste” an, weil er nicht sicher war, wo er aufgehört hatte.
Es schien, als gingen sie eine Ewigkeit durch die Dunkelheit, bis Lissianna schließlich stehen blieb. Im nächsten Augenblick gab es eine Art Rauschen, als sie die Vorhänge aufzog. Draußen herrschte immer noch graue Morgendämmerung, aber es war hel genug, dass er die Glastüren sehen konnte, die nach draußen führten.
Greg sah, dass Lissianna die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, dann erstarrten sie beide, als sie ein Knurren hörten, das gedämpft von der anderen Seite der Türen zu hören war. Sie brauchten einen Moment, um den riesigen schwarzen Hund draußen auf dem Rasen zu erkennen. Julius, nahm er an. Eindeutig kein Schoßhündchen.
Greg hörte Lissianna fluchen, dann schwieg sie, um zu überlegen. Als sie sich dann plötzlich zu ihm umdrehte, zuckte er zusammen.
„Warte hier. Ich gehe ans andere Ende des Raums und öffne dort die Tür. Wenn Julius dort hereinkommt, schlüpfst du durch diese Tür hier nach draußen, okay?”
Greg nickte.
„Rezitier weiter.” Lissianna huschte davon, war plötzlich mit den Schatten des Raumes verschmolzen, bis sie wieder auftauchte, um die Vorhänge am anderen Ende des Raums aufzuziehen. Greg nahm an, dass es auf der ganzen Seite Terrassentüren gab, was wohl hieß, dass sie sich in der Bibliothek befanden. Er war erst gestern hier gewesen. Über drei Wände zogen sich Regale hin, die bis an die Decke hoch reichten, und die Außenwand hatte diese verglasten Türen. Er erinnerte sich an einen warmen und freundlichen Raum am Nachmittag. Merkwürdig, wie ein wenig Dunkelheit die Dinge verändern konnte.
„Halte dich bereit.”
Greg hörte das Flüstern und griff nach der Türklinke. Sein Blick suchte und fand Julius’ dunkle Gestalt draußen. Er hörte das Geräusch, als die andere Tür geöffnet wurde, sah, dass der schwarze Kopf des Hundes in seine Richtung schnupperte, und schon lief das Tier los. Greg hätte beinahe aus Furcht sofort seine Tür geöffnet und wäre nach draußen getreten, aber es gelang ihm, sich zu beherrschen, als ihm klar wurde, dass Julius es hören und vielleicht die Richtung wechseln würde, bevor er tatsächlich durch die andere hereingekommen war.
„Jetzt.” Das Flüstern kam von Lissianna, und einen Herzschlag später hatte Greg seine Tür geöffnet und war draußen. Er warf einen Blick nach der anderen Tür und sah, wie der Hund nach drinnen und an Lissianna vorbei in seine Richtung rannte. Noch während er seine Tür zuzog, sah er, wie Lissianna die ihre ebenfalls schloss. Damit war der Hund in der Bibliothek gefangen.
Sie war sofort wieder an seiner Seite. Greg hatte nicht einmal eine kleine Chance, darüber nachzudenken, wie sie sich so schnell hatte bewegen können, denn in der nächsten Sekunde hatte sie schon seine
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