Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
Hand ergriffen und zog ihn entlang der Rückseite des Hauses hinter sich her. Greg folgte ihr stolpernd und erinnerte sich erst kurze Zeit später wieder ans Rezitieren. Als sie die Hausecke erreicht hatten, zog sie ihn nach links mit sich. Er hatte keine Ahnung, wohin sie gingen, bis sich ein kleines Haus in der Dunkelheit vor ihnen abzeichnete. Greg nahm an, es war das Häuschen, in dem Vittorio und Maria wohnten, und zuerst vermutete er, sie würde ihn dorthin bringen, aber dann bog sie nach rechts ab und führte ihn stattdessen zu einem kleinen Schuppen.
Der Schuppen hatte ein Vorhängeschloss. Lissianna streckte die Hand aus, packte das Schloss und zog. Es gab ein Kreischen wie von Nägeln, die aus Holz gezogen werden, und während das Schloss fest geschlossen blieb, riss sie den Riegel einfach aus der Tür.
„Kein Schlüssel, wie?”, fragte er trocken, sowohl beeindruckt als auch ein bisschen neidisch auf so viel Kraft.
„Rezitiere”, befahl Lissianna, als sie das Metallstück zur Seite warf und die Schuppentür aufzog und er einen Rasenmäher, ein Fahrrad und diverse andere Dinge vor sich sah.
„.Hundert Mann auf des toten Mannes Kiste’”, rezitierte Greg stoisch, aber er dachte: Was zum Geier machen wir hier?
Lissianna beantwortete die Frage, indem sie das Fahrrad an der Lenkstange aus dem Schuppen zerrte.
„Was willst du denn mit dem Ding?”, fragte Greg verblüfft und folgte ihr um den Schuppen herum.
„Fliehen.”
„Auf einem Fahrrad?”, fragte er entsetzt.
„Wir müssen nur bis zur Straße kommen.”
„Aber.... auf einem Fahrrad?”
„Martine und Vittorio bewachen doch die Autos”, erinnerte sie ihn. „Mit Vittorio kann ich fertig werden, aber nicht mit Martine.”
„Ja, aber.... ” Als sie von einem Rad gesprochen hatte, hatte er automatisch an ein Motorrad gedacht. Aber dieses Ding hier war rosa, mit einem rosafarbenen und gelben Korb und rosa und gelben Plastikbändern, die aus den Handgriffen hingen.... es hatte sogar eine Klingel. Er konnte nicht begreifen, dass sie tatsächlich auf einem Fahrrad fliehen wollte, und sagte lahm: „Aber das ist ein Mädchenrad.”
„Ja, es ist ein Mädchenrad”, stimmte Lissianna gereizt zu. „Es gehört Marias Enkelin. Tut mir leid, wenn es dir nicht gefällt, und wir müssen es auch nicht benutzen, wenn du glaubst, du bist schneller als Julius.”
Greg riss die Augen auf und warf einen erschrockenen Blick zurück zum Haupthaus. „Julius ist im Haus eingeschlossen.”
„Julius wird bellen wie verrückt. Jemand wird ihn hören, merken, dass wir geflohen sind, und ihn rauslassen. Wir haben vielleicht Glück, und sie hören ihn auf der Vorderseite des Hauses erst, wenn wir die Straße erreicht haben, aber wenn Maria immer noch in der Küche ist.... ” Sie hielt inne, als das Bellen eines Hundes plötzlich die Stille des frühen Morgens unterbrach. Es kam eindeutig aus der Umgebung der Bibliothek und eindeutig von draußen.
„Du kannst aufhören zu rezitieren”, sagte Lissianna finster. „Steig aufs Rad.”
Auf einem Fahrrad zu fliehen schien plötzlich gar keine so schlechte Idee mehr zu sein. Es war jedenfalls eindeutig besser, als von einem Hund in den Hintern gebissen zu werden, dachte er, als er versuchte aufzusteigen. Greg warf sein Bein mit mehr Enthusiasmus als Vorsicht über das Fahrrad und wurde recht deutlich daran erinnert, dass es sich um ein Mädchenrad handelte. Er war damit beschäftigt, den zu verfluchen, der Mädchenräder entworfen hatte, als Lissianna vor ihm aufstieg.
„Ich werde treten”, verkündete sie. „Leg die Arme um meine Taille.”
Greg hatte das gerade eben geschafft, als sie sich auch schon in Bewegung setzte und auf dem Rad die Auffahrt hinunterschlingerte. „Wann bist du denn das letzte Mal Fahrrad gefahren?”, fragte er misstrauisch, als sie vorwärtswackelten, mehr ihm Zickzack als geradeaus. Lissianna würdigte ihn keiner Antwort, sie trat heftig in die Pedale.
Greg warf einen nervösen Blick auf das Haus zurück, aus dem sie geflohen waren. In dem Meer aus Düsternis, das zwischen ihnen lag, konnte er nur ein paar beleuchtete Fenster erkennen, aber er wusste auch so, dass der Hund immer näher kam. Er brauchte ihn ja auch nicht zu sehen, denn das Bellen wurde jeden Augenblick lauter.
Er drehte sich wieder um und stellte erleichtert fest, dass Lissianna schneller geworden war, während er nach hinten gestarrt hatte. Das Rad wackelte nicht mehr, sie rasten mit höchstem Tempo dem
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