Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
eine Weile, um zu verstehen, was sie meinte, dann sagte er: „Ich nehme an, es ist diese unterirdische Einkaufsstadt. Sie macht Toronto für Vampire natürlich sehr attraktiv. Sie können sich dort auch tagsüber aufhalten und.... ”
„Was glaubst du denn wohl, wer angeregt hat, dass diese unterirdische Stadt gebaut wurde?”, fragte sie. „In Montreal gibt es etwas Ähnliches. Auch dort wirst du viele von uns finden.”
„Ach was!” Greg lehnte sich erstaunt zurück. „Wie viele von euch gibt es denn?”
Lissianna zuckte die Achseln und hörte auf, die Tür des Kinosaals im Auge zu behalten, denn sie war ziemlich sicher, dass sie Valerian abgehängt hatten. „Das weiß ich nicht genau.”
„Mehr als tausend?”, fragte Greg. Lissianna öffnete den Mund, um zu antworten, dann zuckte sie zusammen und starrte scharf auf die Filmleinwand, als ein Stöhnen durch die Zuschauer ging und mehrere Leute sogar aufschrien. „Es ist ein Vampirfilm”, sagte Greg amüsiert. „Die Zwillinge wären schon bei dem Gedanken an einen solchen Film verärgert.”
„Ja”, stimmte Lissianna zu, dann runzelte sie die Stirn, als er es sich bequemer machte. „Willst du nicht gehen?”
„Wohin denn?”, fragte Greg. „Wir können doch jetzt noch nicht zu deiner Freundin gehen.... ”
„Debbie”, sagte Lissianna. Debbie, ihre Kollegin aus dem Heim war die einzige Person, die sie um Hilfe bitten konnte. Es widerstrebte ihr zwar, sie in diese Sache hineinzuziehen, aber sonst war ihr niemand eingefallen. Greg hatte vorgeschlagen, sie sollten zu seiner Schwester gehen, aber das hatte sie sofort zurückgewiesen. Niemand aus seiner Familie kam in Frage; das würden die ersten Orte sein, an denen ihre Mutter und ihr Onkel nachsehen würden. Ebenso wie ihre eigene Familie und ihre Freunde.... zumindest ihre Vampirfreunde.
Debbie schien als Einzige in Frage zu kommen. Sie war ihre Kollegin, und sie mochten einander, aber sie standen sich nicht so nahe, dass sie miteinander ausgingen oder sich in einer Notsituation aneinander wendeten.... jedenfalls bisher noch nicht. Debbie arbeitete in der Nachtschicht, so wie Lissianna selbst, und Lissianna wusste, dass sie am Tag schlief. Sie hoffte, sie würde um vier am Nachmittag wach sein.
„Wir können noch lange nicht zu Debbie gehen.” Er zuckte die Achseln. „Also können wir genauso gut bleiben und uns hier entspannen. So werden wir wenigstens eine Stunde oder so totschlagen. Und du kannst ein bisschen schlafen.”
Es würde sie auch von anderen Vampiren fernhalten, denen sie sonst vielleicht begegnen würden, erkannte Lissianna und lehnte sich beruhigt zurück.
15
Greg hatte das Knie hochgezogen und war auf seinem Sitz zur Seite gerutscht, um Lissianna schlafen zu sehen, als sie plötzlich die Augen aufschlug. Sie blinzelte ihn verschlafen an, dann schaute sie sich um und bemerkte, dass der Film vorbei war, der Abspann gerade lief und das Kino schnell leerer wurde. Sie drehte sich langsam wieder zu ihm um und fragte: „Warum hast du mich denn nicht geweckt?”
„Du brauchtest Schlaf, sagte er schlicht.
Sie zog die Brauen hoch. „Und dann? Du wolltest mich einfach schlafen lassen?”
Greg zuckte die Augen. „Bis einer dieser Kerle mit Taschenlampen uns rausgeschmissen hätte.”
„Platzanweiser”, informierte Lissianna ihn. „So nannte man diese Leute mit den Taschenlampen früher einmal.”
„Aha.” Wieder zuckte er die Achseln; ihm war wirklich egal, wie man sie genannt hatte. Er machte sich mehr Gedanken um Lissianna. „Wie geht es dir?”
Lissianna setzte sich ein wenig gerader hin und wich seinem Blick aus, als sie sagte: „Nicht schlechter.”
Diese Antwort rief ein Stirnrunzeln bei ihm hervor, und er ließ sich von ihrer Wortwahl nichts vormachen.... „Nicht schlechter’
bedeutet auch.nicht besser’, ja?”
Sie sah sich in dem leer werdenden Kino um und stimmte ihm nicht zu, aber sie stritt es auch nicht ab.
„Du brauchst Blut”, stellte Greg das Offensichtliche fest. „Du fängst an, selbst hier im Dunkeln blass auszusehen.”
„Ja, aber du brauchst dir keine Gedanken zu machen, dass ich plötzlich anfange, im Dunkeln zu leuchten”, sagte sie unbeschwert und erhob sich. Als er sie erschrocken ansah, fügte sie rasch hinzu: „Nur ein Scherz, Greg.”
„Verstehe”, murmelte er. Dann stand er auch auf und folgte ihr zum Saalausgang.
In der Vorhalle nahm Greg sie am Arm und warf einen Blick auf die Uhr über den Ticketschaltern.
Weitere Kostenlose Bücher