Eine verboten schoene Frau
deinem Computer hierher? Ich meine, ich weiß ja nicht, wie lange du in London bleiben willst, aber ich habe mehr als genug Zimmer und wüsste etwas Gesellschaft zu schätzen. Und immerhin hilfst du mir ja.“
Er zögerte mit einer Antwort, und Avery fühlte sich so linkisch wie ein Schuldmädchen, das seinem großen Schwarm zum ersten Mal gegenüberstand. Sie hatte idiotisch übereifrig geklungen. Und hatte sie nicht all diese Monate versucht, diesem Kerl aus dem Weg zu gehen? Und jetzt lud sie ihn zu sich ein?
„Gerne.“
Ihr Herz machte einen Satz. „Wirklich?“
Er sah sie an, und sein Blick nahm sie gefangen. „Ja, gerne.“ Er lächelte. „Ich habe zwar ein paar Meetings, aber ich habe auch noch etwas Urlaub. Und warum soll ich den nicht jetzt und hier verbringen? Lass mich das noch mit dem Büro abklären, aber in der Zwischenzeit könnte ich schon mal meine Sachen herbringen. Passt dir morgen Vormittag?“
Ob ihr das passte? Sie spürte eine Mischung aus Vorfreude und ängstlicher Erwartung. Und ob ihr das passte. Und wenn er ihr dabei helfen konnte, die Engelsstatue wiederzufinden, würde es ihr noch viel mehr passen.
Als er am nächsten Morgen wieder bei Avery auftauchte, brachte er noch einen weiteren Auftrag mit. Einen ganz persönlichen und von niemand Geringerem als Ann Richardson, der Geschäftsführerin von Waverlys.
Roark Black, einer von Waverlys Schatzjägern, war in Dubai auf den Spuren einer Sammlung, die etliche Millionen einbringen würde. Darunter war eine antike Statue aus purem Gold, die allein schon gut zweihundert Millionen Dollar wert war. Über genau diese sollte er weitere Nachforschungen anstellen und die Ergebnisse nur an Ann Richardson persönlich weiterleiten.
„Bist du sicher, dass es okay ist, wenn ich dir bei dieser Suche helfe?“, fragte Avery später am Abend, als sie im Arbeitszimmer ihres Vaters saßen.
„Das habe ich mit Ann geklärt. Und nachdem ich die Ressourcen erwähnt habe, auf die du hier Zugriff hast, war sie mehr als einverstanden. Und wer kennt das Ablagesystems deines Vaters besser als du? Wir haben wirklich Glück, dass er so viel Referenzmaterial gesammelt hat.“
Avery nickte vorsichtig, aber er konnte immer noch einen Rest von Besorgnis auf ihrem Gesicht erkennen. Konnte sie den Druck spüren, unter dem er stand? Oder seine Erleichterung, dass sie die Suche nicht öffentlich machen mussten?
„Es ist okay“, betonte er wieder. Für sich selbst ebenso sehr wie für sie.
„Aber was, wenn ich vollkommen unfähig bin?“
Trotz all ihres Geldes, trotz ihrer Stellung fehlte ihr doch jegliches Selbstbewusstsein.
„Ernsthaft. Ich meine, ich kümmere mich um ein paar Stiftungen und kleckse ein bisschen auf Leinwänden herum, aber ich bin keine Recherche-Assistentin.“
„Verkauf dich nicht unter Wert. Du bist talentiert und tust weit mehr als herumklecksen. Und selbst ich habe gehört, was du mit deinen Stiftungen schon alles erreicht hast. Du bist genau die, die ich brauche.“
Er ließ die Doppeldeutigkeit seiner letzten Worte nachhallen und merkte sofort, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
„Tja.“ Sie atmete tief durch. „Wie kann ich da ablehnen?“
Er setzte sich an den Schreibtisch, während Avery sich dem ausführlichen Katalog ihres Vaters widmete und ihn nach einem Hinweis auf die Goldherz-Statuen durchsuchte. Es dauerte nicht lange, bis sie Verweise auf einige Bücher in seinen Regalen gefunden hatte. Sie nahm sie heraus und setzte sich auf die gepolsterte Fensterbank, um sie durchzublättern. Marcus suchte derweil weiter im Internet. Sie arbeiteten gut eine Stunde in vollständigem Schweigen, bis ein leiser Laut von ihr seine Aufmerksamkeit vom Bildschirm ablenkte.
„Hast du etwas entdeckt?“
„Na ja, hier steht jede Menge über die Statuen, und wie sie aussehen und so. Aber hast du gewusst, dass auch eine Legende zu ihnen gehört?“
Marcus stand auf und setzte sich neben sie auf die Fensterbank. Sogleich hüllte ihr süßer Duft ihn ein. Und so sehr ihn auch interessierte, was sie über die Statuen herausgefunden hatte, so wollte er im Moment doch nur das Gesicht in ihren Haaren vergraben und ihren Duft einatmen.
„Lass hören.“ Er zwang sich stillzuhalten, obwohl er sie so dringend berühren wollte. Er wollte ihr über das seidige Haar streichen, wollte ihre Lippen kosten und erforschen, ob sie noch genauso köstlich waren wie Samstagnacht.
„Das Buch hier enthält die meisten Informationen über die Statuen
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