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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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mehr verdient. Weil du dich nicht fürs Geschäft interessierst. Das Einzige, was ich dir sonst noch geben kann, ist Geld. Ich habe dir schon so viel gegeben, dass du damit um die Welt reisen könntest, wenn es das ist, was du willst. Du wirst dir die Hörner abstoßen. Du wirst zurechtkommen. Irgendwann erlischt das Feuer.«
    Als er in Antonios Alter gewesen war, war Ralph gezwungen worden, sein ausschweifendes Leben zu beenden, nach Hause zu kommen und das Geschäft zu übernehmen. Er hatte allein durch die tägliche Praxis gelernt, erst schlecht, dann ging es besser und besser. Es war zu seinem Leben geworden, und Italien war nur noch eine verblasste Erinnerung. Antonio hatte ein Alter erreicht, in dem die Vorstellung, in ein fremdes Land zu reisen, in dem er niemanden kannte, die Sprache nicht verstand und keinen Ort hatte, an dem er leben konnte, ihn nicht reizte. Er hatte sein Leben in der Hand, und die Verlockung von etwas Neuem war nichts für ihn. Er hatte sein ganzes Leben nach Wisconsin verfrachtet, und jetzt gab es keinen Rückweg mehr. Es gab aber auch keinen Weg, um das zu erreichen, was er wollte, und seine Wut wuchs. Seine alten Freunde beneideten ihn, aber seine alten Freunde waren hier nicht willkommen. Hier waren es lauter Gouverneure und Senatoren und müde alte Geschäftsleute mit Zigarren und einer Wampe, die kamen, um Ralph Truitt die Stiefel zu lecken, in der Hoffnung, dass sie bei der nächsten großen Sache gleich von Anfang an mit dabei wären, der nächsten Finanzinvestition, die sie noch reicher machen würde.
    Antonio zog sich zu seiner Witwe in der Stadt und in seine Zimmer in dem großen Haus zurück, und es kümmerte ihn nicht, dass er die Seele seines Vaters Stück für Stück zerstörte. Es konnte nicht mehr lange halten, dieses prekäre Gleichgewicht aus Hass und Gier. Es konnte nicht halten.
    Violet Alverson kam zum Abendessen. Sie war schrecklich schüchtern und lieb und schien in Ehrfurcht vor dem prächtigen Essen und dem prächtigen Haus erstarrt. Catherine zeigte ihr alles, und sie wirkte ganz bezaubert von dem Wintergarten mit seinen Singvögeln und den tropischen Pflanzen. Sie wusste nicht, welchen Löffel oder welche Gabel sie benutzen sollte, aber Ralph sprach mit sanfter, freundlicher Stimme mit ihr über ihre Wünsche für die Zukunft, für ein besseres Leben, mit einem guten Jungen, der eine Ausbildung bekommen und aus dem etwas werden sollte, vielleicht etwas in der Wirtschaft.
    Catherine bat sie, doch über Nacht zu bleiben, weil es ein paar Kilometer bis in die Stadt und die Straßen schon dunkel und schlammig waren, aber Violet lehnte ab und fuhr in ihrer geliehenen Pferdekutsche, die Peitsche in der Hand, wieder davon. Antonio und sie hatten kein Wort miteinander gewechselt. Sie fuhr in dem Glauben nach Hause, dass er sie darum bitten würde, sie zu heiraten.
    Nach diesem Abendessen begann Antonio, Violet Alverson langweilig zu finden. Sie hatte ein Kind, und sie konnte nicht gut Konversation machen. Sie war nicht hübsch genug, um seine Eitelkeit zu erregen. Er schrieb an sie, dass er sie nicht mehr wiedersehen wolle. Er ist nicht einmal selbst zu ihr gegangen.
    Sie erhängte sich am nächsten Tag an demselben Balken, den schon ihr Mann benutzt hatte, auf dem Dachboden ihres schäbigen Hauses mit seinem traurigen Doppelbett. Ihr Baby schlief auf einem Flickenteppich auf dem Fußboden. Sie hatte es, direkt bevor sie sich die Schlinge umlegte, noch gestillt. Ihr Kleid war immer noch aufgeknöpft, und ihre nackte Brust hing heraus. Das Weinen des Babys hatte die Nachbarn alarmiert. In der Lokalpresse stand, dass sie wegen ihrer anhaltenden Trauer über den Verlust ihres jungen Ehemanns gestorben war. Ralph und Catherine gingen zu der schlichten Beerdigung dieser Frau, die sie kaum kannten. Antonio blieb zu Hause und spielte Klavier.

23. KAPITEL
    â€¢ • •
    D er Wind wehte nun wärmer aus dem Süden. Die Nächte waren immer noch lang und frostig, aber inzwischen war die nackte Erde schon wieder zu sehen. Ralph verbrachte die Dämmerung jetzt immer in der Scheune, polierte sein Auto und brachte es zu neuem knatterndem und stotterndem Leben. Der Winter hatte viel zu lange angedauert. Truitt ließ Antonios Automobil aus der Stadt kommen und brachte Antonio auf der langen Einfahrt zum großen Haus das Autofahren bei. Es war die erste praktische Tätigkeit,

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