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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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das unbedingt machen willst, brauchst du nicht mich dazu.«
    Â»Der verlorene Sohn, der seinen Vater umbringt? Das wird nicht klappen. Ich bin ein Feigling. Aber du nicht. Nein, Mrs. Truitt, ich werde dich immer brauchen. Wenn ich das Knistern deines Rocksaums auf der Treppe höre, dann will ich dich wieder, immer wieder aufs Neue.«
    Â»Die Vergangenheit ist tot.«
    Â»Nein, das ist sie nicht. Sie ist nicht einmal vorbei.«
    Â»Ich könnte es nicht tun.«
    Er berührte sie da, wo ihr Puls schlug, am Hals. »Sag mir, dass du mich liebst.«
    Sie schlug ihm ins Gesicht.
    Er lächelte. »Siehst du?«
    Antonio war es gewöhnt, angebetet und begehrt zu werden, und in seinem Herzen gab es keinen Platz für die komplexen Facetten der Liebe. Er wurde nie von dem Bedürfnis nach Zuneigung getrieben. Das Begehren hatte seine eigenen maßlosen und dramatischen Freuden. Die Liebe jedoch war letztlich, Stunde für Stunde, der immer gleiche, regelmäßige Herzschlag, und sie langweilte ihn in ihrer Ereignislosigkeit. Und weil es ihm möglich war, alles zu haben und immer zu tun, was er wollte, wurde er von einer lähmenden Tatenlosigkeit erfasst, von Verzweiflung und Wut, so dass er sich wie ein Tiger in einem Käfig fühlte. Er suchte nach dem neuen Gefühl und der neuen Eroberung, und er fand einfach nichts.
    Ralph begriff, dass Antonio nie einen Ehering tragen würde. Die schlichten Freuden der Häuslichkeit bedeuteten ihm nichts, er würde sein Leben damit verbringen, von einer Frau zur nächsten zu ziehen, von Begierde zu Begierde, und zwar endlos, bis er nicht mehr so gut aussah, bis ihn seine Begierden im Stich ließen und er mit nichts zurückblieb. Liebe, die die Leidenschaft überlebte, war schwer zu fassen. Sie war der Gazeverband, mit dem man die Wunden des Herzens verband. Sie existierte außerhalb der Zeit, in einem Kontinuum, das man weder sehen, noch beschreiben konnte. Tagsüber dachte Ralph mit einer Mischung von Liebe und Angst an Catherine, aber er stellte fest, dass er froh war, dass sie da war, wenn der Abend kam.
    Antonio würde das nie verstehen. Seine Mutter war an ihren sexuellen Eskapaden gestorben, hatte ihr Leben weggeworfen, und Antonio war das Produkt ihres Ruins. Das Primat des Sex nie aufzugeben, bedeutete, allein zu sterben, in einer Art von Armut. Es bedeutete auch, dass man das Tröstliche von Sex ohne Getriebenheit nie kennen lernen würde.
    Ralph hatte seine Leidenschaft, die so lange unterdrückt gewesen war, wiederentdeckt. Er hatte sie ausgerechnet durch eine Frau wiederentdeckt, die log und betrog, die ihm etwas vormachte und noch Schlimmeres tat, aber er wachte jeden Morgen mit dem Gefühl auf, eine Nacht voll lüsterner Träume verbracht zu haben. Er hatte sich nach etwas Bestimmtem gesehnt und etwas anderes gefunden. Sie war das Werkzeug seines Todes. Und sie war die Einladung zu seinem neuen Leben. Er wusste, wo er stand.
    Er wurde kräftiger, und er wurde noch reicher und noch mächtiger. Seine Geschäfte, die lange Zeit nur eine lästige Pflicht gewesen waren, ein Zeitvertreib und eine Art Wiedergutmachung, wurden nun von seiner Leidenschaft beflügelt, und er griff zu, die Hände voller Geld, um zu kaufen und zu zerstören, zu retten und aufzubauen und sich anzueignen, was ihm dazu verhelfen würde, seine Macht noch weiter zu vergrößern. Es war das, was aus ihm geworden war. Es war das, was Amerika ihm angeboten hatte. Es war das, zu dem Antonio vielleicht noch werden könnte.
    Â»Es langweilt mich.«
    Â»Es hat mich auch gelangweilt. Was es dann für mich interessant gemacht hat, war, dass ich es allmählich gut konnte. Das ist das Leben, Antonio. Arbeit. Das ist es, was die Leute nun mal machen.«
    Â»Aber nicht mein Leben, das ist nicht das, was ich tue.«
    Â»Dieses Land, dieses ganze Land, Antonio, baut und wächst. Es gibt so vieles, das man besitzen und beherrschen kann. Es gibt auf den Farmen und in der Stadt Menschen, die nicht wissen, wo sie hin gehören. Sie brauchen bloß ein Licht, und sie werden ihm folgen.«
    Â»Dir. Sie können dir auch in die Hölle folgen, wenn’s nach mir geht.«
    Ralph machte dennoch weiter, mit unendlicher Geduld, mit uferloser, unerschöpflicher Liebe. Antonio war für ihn das Einzige, was er aus den Trümmern seines früheren Lebens noch gerettet hatte, und er würde alles tun und jede

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