Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
Vom Netzwerk:
Anwesenheit im Haus spüren. Stundenlang stand sie im Garten und starrte zu den Fenstern ihres Schlafzimmers hoch, hoffte auf den Frühling, wünschte, Antonio würde fortgehen, wünschte, sie hätte sich nie auf diesen katastrophalen Plan eingelassen, wünschte, sie hätte nie das Leuchten in Truitts Augen gesehen, wünschte, sie hätte nie die Verse des Dichters gehört: »Die, welche lieben, sollen unbesiegbar sein.« Sie fühlte sich nicht unbesiegbar. Sie fühlte sich wie eine offene Wunde, so ungeschützt und verletzlich. Wie hatte es dazu kommen können? Als sie in dem heruntergekommenen Garten stand, konnte sie sich kaum mehr daran erinnern, wie alles angefangen hatte, aber ihr war schwindelig vor Angst, dass sie all dem nicht mehr entrinnen könnte. Der Knoten in ihrem Magen sagte ihr, dass Antonio Recht hatte: Truitt würde es auf die eine oder andere Art doch herausfinden. Sie hatte ihr Leben verderben lassen, und dieses alte Leben war nun ein Geheimnis, das sie tief in sich selbst begraben hatte, wo es vor den anderen, bis auf Antonio, verborgen war.
    Sie war in der Stadt beim Arzt gewesen. Sie hatte sich die zeitlichen Abläufe sehr sorgfältig überlegt. Das Kind war von Truitt. Es lag in ihrem Bauch, so wie der Garten in ihrer Vorstellung dalag, unter der Erde und auf Fürsorge und Zuwendung wartend. Wenn Truitt wieder kräftiger wäre, würde sie es ihm erzählen. Wenn Antonio seiner Pläne müde wurde und begriff, dass alles, was Truitt gehörte, auch ihm gehörte, würde er wieder fortgehen und sein Geld ausgeben, bis er, ein alternder Geck, dem es zu langweilig geworden war, noch weiterzuleben, in Saint Louis oder London oder Paris sterben würde. Er würde von Stadt zu Stadt ziehen, wie er es immer schon getan hatte, Leute benutzen, sie wie schmutzige Wäsche in den Dreck ziehen und dann wieder verlassen, um neue Gesichter und neue Vergnügungen zu finden. Truitt hatte eine Person geliebt, die gar nicht existierte. Sicher würde er in dem Menschen, der bald auf die Welt kam, Trost und Hoffnung finden und ihn lieben.

22. KAPITEL
    â€¢ • •
    Obwohl er nicht reiten konnte, kaufte Antonio sich ein Araberpferd, und zwar, wie manche sagten, das beste im ganzen Bundesstaat. Er besorgte sich einen Lehrer, einen Bauernjungen, und nahm in der großen alten Scheune, in der Truitt den Boden ebnen und einen Parcours errichten ließ, Reitunterricht. Nach zwei Wochen war sein Interesse schon wieder abgeklungen, das Pferd stand müßig auf dem Hof und stocherte im dünnen, vereisten Schnee herum.
    Antonio kaufte sich ein Automobil, das neuer, eleganter und weitaus teurer als das seines Vaters war. Es wurde mit dem Zug herbeigeschafft und versetzte die ganze Stadt in Erstaunen, aber Antonio konnte nicht fahren, und die Straßen waren ohnehin zu zerfurcht, also stellte er den Wagen in einer Garage in der Stadt ab.
    Antonio fuhr für fünf Tage nach Chicago und kam mit glasigen Augen und einem erschöpften Gesichtsausdruck, einem Koffer voller neuer Kleider, einem Päckchen Arsen und einer Opiumkugel wieder nach Hause. Er kam mit einer Miss Carruthers nach Hause, Elsie Carruthers, einem Mädchen, das Catherine aus dem Theater und von ihren Nächten mit India kannte, und brachte sie in einem Nebenzimmer unter. Dort, in ihrem Zimmer, verbrachten sie die Nächte, tranken kostbaren Wein und zerrten sich die Kleider vom Leibe. Aber Miss Carruthers war dumm und langweilte sich bei den langen Abendessen und den Gedichten, und Antonio und sie gesellten sich nicht mehr am Abend zu ihnen. Ralph sagte, dass sich junge Männer nun mal so benahmen, dass er sich auch so benommen hätte, obwohl er fast fünftausend Kilometer ins Ausland gereist war, um das zu tun. Er hatte seine Verderbtheit nie unter dem elterlichen Dach ausgelebt, aber er sagte nie ein Wort zu Antonio. Es war eine Erleichterung für Catherine, dass er ihr nicht im Wege war, auch eine Erleichterung, zu merken, wie sehr sie ihre Zeit allein mit Truitt wieder genoss.
    Antonio begann, sich mit Miss Carruthers zu langweilen, und Ralph gab ihr einen Haufen Geld, damit sie den Zug nahm und wieder nach Chicago zurückfuhr. Danach hatte Antonio nichts mehr zu tun. Einfach gar nichts.
    Â»Mrs. Truitt, wir haben das Giftpulver. Du kennst den Plan. Ich habe dir gesagt, dass ich ihm sonst alles erzählen werde, und das werde ich auch.«
    Â»Wenn du

Weitere Kostenlose Bücher