Eine verlaessliche Frau
Beleidigung einstecken, damit er dablieb.
Er war bereit gewesen, zu sterben, aber jetzt war das Leben wieder in ihn zurückgekehrt, das Leben und die Kraft und die Leidenschaft, und er wollte nie wieder ungeliebt und allein in einer Menschenmenge auf einem Bahnsteig stehen. Er wollte nie wieder ein Objekt des Mitleids für die Männer, die für ihn arbeiteten, und für ihre Frauen und Kinder sein. Er wollte nie wieder ein bloÃes Gerücht sein.
Um sie herum wurde der Haushalt gröÃer. Mrs. Larsens Mitarbeiterstab war von zwei auf sechs Personen angewachsen, einschlieÃlich einer Wäscherin, eines Zimmermädchens für Antonio und einer zusätzlichen Küchenhilfe. Catherine hatte aus Chicago einen Gärtner kommen lassen, der die Tropen in den Wintergarten und den Orangenbaum und den Jasmin in der heiÃen Nachmittagssonne zum Blühen brachte. Es war dort feucht, Singvögel flogen von Ast zu Ast und sangen. Ralphs Knochen wärmten sich, wenn er am Nachmittag dort saÃ. Der Schmerz verschwand.
Die schweren alten Damastvorhänge wurden abgenommen, und leichtere, die mehr Licht hereinlieÃen, wurden aufgehängt. Die seidenen Bettvorhänge in ihren Schlafzimmern wurden durch Stoffe, die mit chinesischen Mustern verziert waren, Mustern aus einem anderen Jahrhundert, ersetzt. Ihre exotische Pracht trug Ralph und Catherine in ihr eigenes Xanadu davon, an einen Ort, der einzig und allein das Königreich ihrer Wünsche bildete.
Aus Chicago kamen Näherinnen, brachten Musterbücher und Ballen schwerer Stoffe mit, um Kleider für Catherine zu nähen, nichts Extravagantes. Sie machten für Ralph herrliche gestreifte Hemden mit weiÃen Manschetten und Krägen und goldenen Kragenknöpfen.
Sie waren reich, und auch wenn sie keinen Drang verspürten, ihren Reichtum zur Schau zu stellen, fanden sie es doch angenehm, so zu leben, wie reiche Leute eben leben. Ralph änderte seine Gewohnheiten nicht, und er hörte wieder auf zu trinken, nachdem er einmal genug Brandy gehabt hatte. Er aà nur so viel, wie er brauchte, und nicht so viel, wie er wollte. Das Essen war ausgezeichnet. Die Gesellschaft wuchs, je mehr Licht ins Haus kam.
Aber er kam nach wie vor nicht an Antonio heran. Er hatte so viele Jahre der Hoffnung, in denen er sich bemüht hatte, ihn zu finden und wieder nach Hause zu holen, durchlebt, und nun hasste Antonio dieses Haus, hasste die Firma, war grob zu Ralphs Frau und den Bediensteten. Aber Ralph hatte Zeit. Lange Jahre hatte er gar nichts anderes gehabt als Zeit, und das hatte ihn gelehrt, aufrecht zu stehen und sich nicht vor der Kälte zu krümmen.
Mit jedem Tag wurde der Winter schwächer. Auf den Feldern wuchsen wieder Stoppeln, am Nachmittag schien die Sonne länger. Das Eis bedeckte immer noch den schwarzen Fluss, aber es war, als öffneten sich die Gefängnistore, und die Leute warteten auf den ersten warmen Tag und auf den Tag, an dem die Mädchen endlich wieder in ihren Sommerkleidern erschienen. Es gab eine Zukunft.
Antonio lernte die Pferdekutsche zu lenken, und sofort fuhr er Abend für Abend über die schlammigen StraÃen in die Stadt, wo er sich mit einer jungen Witwe, Mrs. Alverson, zusammentat, deren Mann vor zwei Jahren Selbstmord begangen hatte. Ihre sexuelle Verzweiflung war so groà wie seine, und ihre Rendezvous waren das Stadtgespräch. Es verletzte Ralph, dass sein Name wieder im Zusammenhang mit Klatsch auftauchte und von dieser Art von Skandal zu hören. Er machte einen Versuch, Antonios Benehmen zu zügeln.
»Ihr Mann war fünfundzwanzig. Sie hat ein Baby, das erst geboren wurde, nachdem ihr Mann schon tot war. Sie ist verletzlich.«
»Sie schätzt meine Gesellschaft.«
»Sie lebt von deiner Gnade. Natürlich schätzt sie deine Gesellschaft. Die Leute reden schon.«
»Dein Ruf ist mir völlig egal, wenn es das ist, worum du dich sorgst. Ich werde das tun, was ich will.«
»Vielleicht solltest du nach Europa reisen. Da drüben gibt es viele Mrs. Alversons, Frauen, die sich auf so ein Arrangement weitaus besser verstehen. Vielleicht wärst du dort glücklicher. Ich war glücklich. Es gibt Frauen â¦Â«
»Und dich und Mrs. Truitt und den ganzen SpaÃ, den wir haben, hinter mir lassen? Warum?«
»Antonio. Weil Mrs. Alverson ⦠wie heiÃt sie noch?«
»Violet.«
»Weil Mrs. Alverson mehr als das verdient hat. Jede hat
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