Eine verlaessliche Frau
einladend, aber ich, also wir heiÃen Sie sehr herzlich willkommen.«
Catherine wurde rot vor Verlegenheit. »Sie sind eine wunderbare Köchin.«
»Manche Leute haben diese Gabe, andere jene.« Sie machte eine Geste, als wollte sie nähen. »Also ich konnte nie was mit einer Nadel anfangen. Aber Sie brauchen mich bloà in eine Küche zu stellen, und ich weià gleich, wo ich bin. Selbst wenn es eine Weile her ist â und es ist eine ganze Weile her â, weià ich immer noch, was ich zu tun habe.«
Catherine stand auf, und sie blickten sich verlegen an. Plötzlich war Catherine erschöpft. Sie sah zur Decke hoch, zu den polternden Stiefeln.
»Kommen sie zurecht?«
»Larsen wird auf ihn aufpassen. Sie kennen sich, seit sie kleine Jungen waren. Truitt wird schon durchkommen.«
Mrs. Larsen begann abzuräumen.
»Ich werde Ihnen helfen. Ich bin es gewohnt, für mich selbst zu sorgen.«
»Sie sollten sich ausruhen. Gehen Sie ruhig ins Bett, wenn Sie möchten.«
»Wo kann ich denn �«
»Schlafen? Ich zeig es Ihnen.« Mrs. Larsen wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, leckte sich dann die Finger, um die tropfenden Kerzen auszumachen, wobei das Funkeln auf dem Silber erlosch, und führte Catherine aus dem Esszimmer, griff nach ihrem Koffer und ging die Treppe hoch. »Es ist ein schönes Zimmer. Sie können den Fluss sehen, und Sie können zu dem kleinen Haus hinüberschauen, in dem Larsen und ich wohnen.«
Sie öffnete die Tür zu einem anmutigen Schlafzimmer, auf dem schlichten Bett lag gute Leinenbettwäsche, und der Baldachin des feinen Himmelbetts hatte eine Spitzenbordüre.
Sie legte den Koffer aufs Bett, ging zum Toilettentisch und goss Wasser aus einem Krug in eine Porzellanschüssel. Sie lief ins Badezimmer und kam mit einem wunderschönen Kristallglas voll kalten Wassers zurück, das sie vorsichtig neben dem Bett abstellte.
»Die Toilette ist den Flur entlang. Drinnen. Die erste hier im Landkreis. Ich hab versucht, alles nett zu machen. Ich weiÃ, dass Sie aus der Stadt kommen.«
»Nichts GroÃartiges.«
»Sie wären überrascht, wie viele Leute absolut keine Ahnung haben, was sie mit all den Gabeln anfangen sollen. Man kann an der Art, wie Leute essen, erkennen, wo sie überall gewesen sind. Sie sind schon an einigen vornehmen Orten gewesen.«
Mrs. Larsen lieà sie allein. Catherine packte ihre Sachen aus, hängte ihre lächerlichen, hässlichen Kleider in einen kleinen Schrank, räumte ihre Unterwäsche in eine Kommode. Das war jetzt ihr Zuhause, dachte sie. Dies sind meine Sachen, und ich räume sie in meinem neuen Zuhause ein. Der letzte Gegenstand in ihrem Koffer war ein kleines, blaues Arzneifläschchen, und lange saà sie auf einem Stuhl am Fenster und musterte es, bevor sie es wieder in ein kleines Seidenfach im Koffer stopfte und das ganze Ding unters Bett schob.
Sie öffnete die schweren Vorhänge und spürte sofort die lastende Kälte der Luft. So müde, wie sie war, war das jetzt ein angenehmes Gefühl, erfrischend. Das spärliche Licht aus dem Haus beleuchtete das anhaltende Wirbeln des Schnees drauÃen. Sie saà auf einem kleinen blauen Samtsessel und sah dem Sturm zu und fiel in einen leichten Schlaf, aus dem sie immer wieder erwachte, begleitet vom Poltern der Stiefel der Männer in dem Zimmer nebenan. Ihr eigenes Leben kam ihr vor wie das einer Fremden.
SchlieÃlich hörten die Schritte auf. Sie wartete, bis es vollkommen still im Hause war, und dann stand sie auf, stieg aus ihrem ruinierten Rock und knöpfte die dreizehn Knöpfe ihres grässlichen Kleides auf. Sie konnte den strengen Eisengeruch von Truitts Blut an ihren Kleidern und auf ihrer Haut riechen, und sie benutzte ein Leinentuch und das warme Wasser in der Waschschüssel auf dem Nachttisch, um sich, so gut sie konnte, zu waschen.
Sie stieg in das schlichte Nachthemd, das sie sich erst vor zwei Tagen genäht hatte, und stand da und sah, wie sie es so oft tat, auf ihr Gesicht in dem ovalen Spiegel.
Dies war keine Illusion, hier, in diesem Haus, in diesem Sturm. Dies war kein Spiel. Dies war real. Ihr Herz fühlte plötzlich, dass es brach, und Tränen traten ihr in die Augen.
Es hätte alles anders kommen können, dachte sie. Sie hätte vielleicht die Frau sein können, die ein Kind auf ihrem Knie schaukelte oder Essen zu
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