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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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wäre er, nicht lange danach, eines Tages einfach tot, und sie hätte alles.
    Â»Mrs. Larsen?«
    Â»Ja, Miss?«
    Â»Wo kommt dieses Essen her?«
    Mrs. Larsen lachte und löffelte Soße über eine Entenbrust. »Wo das herkommt? Ich habe es gekocht.«
    Â»Aber …«
    Â»Dachten Sie, wir essen getrocknetes Rindfleisch? Corned Beef und Kohl? Schinken von Oktober bis Mai? Wie Hinterwäldler? Na ja, manche tun das schon. Wir aber nicht. Es gibt ein Kühlhaus, in dem wir das meiste aufbewahren. Manche Sachen lässt er sich aus Chicago kommen. Einiges ist mit demselben Zug gekommen, mit dem Sie auch gekommen sind.«
    Â»Sie kochen wie ein Engel.«
    Â»Das habe ich vor langer Zeit gelernt, als ich noch ein Mädchen war. In dem anderen Haus. Das waren andere Zeiten. Und, das muss ich schon sagen, es ist schön, es wieder tun zu können. Es richtig zu machen.«
    Â»In dem anderen Haus?«
    Â»Ja. Das ist sehr lange her.«
    Â»Wo lag das?«
    Â»Es liegt. Es ist immer noch da.«
    Â»Wo denn?«
    Â»Ganz in der Nähe. Nicht mal zwei Kilometer entfernt. Wir gehen nie dorthin.«
    Â»Wie sieht es denn aus?« Vielleicht war es dieses andere Haus, aus dem all die schönen Dinge mit den Namen auf der Rückseite gekommen waren.
    Â»Das ist doch egal. Wir gehen nie dorthin. Wenn es nicht aufhört zu schneien, ist es mit all dem schönen Essen ohnehin bald vorbei.« Mrs. Larsen ließ sie allein am langen Tisch mit all dem glänzenden Silberbesteck sitzen.
    Catherine hatte Ahnung vom Kochen, von der französischen Küche. Sie hatte davon in der Bibliothek gelesen. Sie hatte sie nie selbst zubereitet, aber sie konnte Rezepte für Saucen auswendig. Sie versuchte, nicht allzu neugierig zu erscheinen. Denn das machte Mrs. Larsen nervös.
    Es war erstaunlich, was man in einer Bibliothek alles lernen konnte, einfach, indem man nachschlug. Über Gifte zum Beispiel. Seite für Seite für Seite über Gifte. So einfach wie ein Kochbuch. Wenn man lesen konnte, dann konnte man lernen, wie man einen Menschen auf eine Art und Weise vergiftete, dass es nie jemand herauskriegen würde.
    In Ralph Truitts Haus gab es keine Bücher. Es gab ein altes Klavier, das mit einem bestickten spanischen Schultertuch bedeckt war, und zwischen ihren Pflegeeinsätzen und vor jeder Mahlzeit übte sie ihre kleinen Klavierstücke. Die meiste Zeit aber wusste sie nicht, wo sie hier hingehörte, und es gab niemanden, der es ihr sagte. Mrs. Larsen jedenfalls nicht, die nett und ehrlich war und das Gleiche auch von ihr erwartete und neben vielem anderen auch noch erwartete, dass gemütliche Leute es sich auch selbst gemütlich machen konnten. Mrs. Larsen war stattlich und gütig, anders als ihr kleiner, dünner Mann, der jeden Schritt Catherines misstrauisch beäugte und sie mit kaum verhohlener Verachtung behandelte.
    Â»Oh, Larsen«, hörte sie Mrs. Larsen sagen, »jetzt lass mal gut sein. Gib dem armen Mädchen eine Chance.«
    Eine Chance, aber wozu eigentlich? Wenn sie es bloß wüssten, dachte sie. Sie fand keinen Sessel, in den sie sich setzen konnte, wusste aber auch nicht, wo sie sich denn hinstellen sollte. Sie blickte auf die gefrorene Landschaft hinaus und konnte ihren Schmuck unter dem Schnee sehen. Sie weinte grundlos.
    Eines Tages sagte Mrs. Larsen völlig unvermittelt zu ihr, als sie Truitts schweren Körper auf saubere, weiße Laken hievten: »Ich könnte es nicht ertragen, Miss. Ich könnte es nicht ertragen, wenn man ihn noch einmal so hintergehen würde.«
    Â»Wer hat ihn denn hintergangen?«
    Â»Alle. Es ist sehr lange her. Aber so etwas geht nie vorbei. Es hat fast sein Leben zerstört.«
    Â»Sie machen sich aber viele Gedanken über ihn.«
    Â»Ich respektiere ihn. Diese Art von Kummer muss man respektieren. Ich hätte zu einer Waffe gegriffen. Aber ich sage Ihnen eins, wenn Sie ihm wehtun, dann werde ich Ihnen auch wehtun.«
    Â»Ich werde ihm nicht wehtun.«
    Â»Nein, das machen Sie sicher nicht.«
    Catherine log, aber zumindest würde sie ihm jetzt noch nicht wehtun. Er musste erst wieder gesund werden, bevor sie ihn verletzen konnte. Er konnte nicht sterben und sie auf dem Trockenen sitzen lassen, ohne Liebe oder Geld. Das würde sie nicht ertragen, die lange Rückfahrt mit dem Zug, mit leeren Händen.
    Sie löffelte ihm das Essen in den Mund. Sie wischte ihm vorsichtig

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