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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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Ralph, wurde seinem Verständnis nachgeholfen. Emilia stand zum Verkauf.
    Sie war entzückend zu ihm und unendlich charmant auf eine musikalische Art, und Ralph, der so wenig von der Liebe verstand, sah das, was er in seinem Herzen fühlte, auch auf ihrem Gesicht widergespiegelt, und glaubte, dass auch sie ihn liebte. Ihr Vater wäre erschüttert, sich von ihr trennen zu müssen, aber er würde es schließlich hinnehmen, weil sie Ralph liebte und weil er für seinen Verlust ja auch hinreichend entschädigt würde.
    Dinge zu kaufen, fiel Ralph leicht. Er hatte bereits drei Jahre in den Schatzkammern und Bildergalerien Europas verbracht, und er wusste, dass die Aristokratie jedes Mal zögerte, sich von einem ihrer Schätze zu trennen, aber er wusste auch, dass es am Ende nicht darum ging, sich von etwas zu trennen, sondern nur um den Preis dafür.
    Wieder schrieb er an seinen Vater. Er bat um sehr viel Geld. Sein Vater antwortete, dass er Ralph schicken würde, was er verlangte, dass er aber auch wünschte, dass Ralph jetzt nach Hause käme, dass er zurückkäme, um die Firma zu übernehmen. Ein Handel wurde vereinbart. Ralph konnte seine Braut haben, wenn er im Gegenzug die Verantwortung übernahm, vor der er sich so lange hatte drücken dürfen. Für Ralph war dies eine glückliche Lösung. All die Jahre hatte er gewusst, dass er, ganz gleich, wie viel Schnur man ihm gegeben hatte, damit er sich austoben konnte, früher oder später den Stachel des Hakens spüren würde, der in seinem Mund stak und ihn nach Hause zurückholte.
    Sein ganzes Leben lang hatte er gehofft, dass er am Ende jemanden so würde lieben dürfen, dass er von seinen Ängsten sprechen und sie auf diese Weise loswerden würde, und so war es jetzt Emilia, der er seine schrecklichen Geheimnisse erzählte, von dem Feuer in seinen Adern, von der grausamen Raserei in seinem Herzen, und sie heilte ihn mit einem Lachen und einem Kuss. Du wirst sehen, sagte sie, das ist albernes Zeug. Niemand wird sterben.
    Sie verstand kaum, was er eigentlich sagte. Ihr Englisch bestand aus Gesten und Poesie und Licht, und sie hatte gar nicht den Wortschatz, um eine solche Dunkelheit zu verstehen. Sie wusste nur, dass sie aufgezogen worden war, um verkauft zu werden, und an Ralph verkauft zu werden, war keineswegs die schlechteste ihrer Optionen.
    Während man darauf wartete, dass ihr kostbares Brautkleid aus Paris kam, um dann angepasst und umgenäht zu werden, während die endlosen Verhandlungen über ihren Brautpreis von Emilias Vater mit einem derart grausamen Scharfsinn geführt wurden, dass kein einziger Händler und Geschäftsmann unbezahlt blieb, trafen die Telegramme ein. Dein Vater ist krank, besagte das erste, komm sofort, aber er konnte nicht abreisen. Dein Vater liegt im Sterben, besagte das zweite, und er wartete immer noch darauf, dass Emilias Vorbereitungen abgeschlossen waren.
    Dein Vater ist tot, lautete das dritte. Und so heiratete er in aller Eile Emilia und nahm einen Zug und dann ein Schiff und noch einen Zug und reiste, bis er mit seiner Frau eine Farm in Wisconsin erreichte, der verlorene Sohn, der nach Hause kam.
    Emilia war schon schwanger, bevor sie sein Zuhause erreicht hatten. Ralph freute sich und fürchtete doch die Geburt. Er erinnerte sich daran, wie er am Grab seines Vaters gekniet hatte, Emilia neben ihm, deren weiter perlmuttgrauer Rock aus Paris in der Sonne schimmerte. Ihr Gesicht, das in Florenz so engelhaft gewirkt hatte, schien hier einfach nur seltsam zu sein, zu exotisch für das flache Land.
    Es war alles so lange her. Sie waren alle tot, sein Vater, Emilia, das kleine Mädchen, das sie in jenem ersten Frühling in Wisconsin geboren hatte, sein Bruder. Alle tot, am Ende sogar auch seine erbarmungslose Mutter, die ihm nie vergeben hatte.
    Er hatte gedacht, es würde vergehen, aber das tat es nie. Seit zwanzig Jahren hatte ihn niemand mehr voller Zuneigung oder Begierde berührt, und er hatte angenommen, dass sein Drang nachlassen würde, und dann war er, obwohl die Jahre vergingen, jedes Mal überrascht, dass die Lust, die ihn in seiner Jugend gepackt hatte, ihn immer noch packte, mit all ihrer Leidenschaft, mit all ihrer Raserei. Sie war Jahr für Jahr in seinem Herzen härter geworden, und sie hatte ihn nie verlassen.
    Dennoch drehte er sich weg von den sanften Stimmen der wenigen Frauen, die mit ihm sprachen, im Wissen,

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