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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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Sie.«
    Â»Dafür können Sie doch nichts.« Sie trat beiseite und folgte den beiden Männern die Treppe hoch. Und dann klopften sie an die Tür, und dann, nach Schlägen, die einer nach dem anderen ihre Nerven strapazierten, öffnete sich die Tür, und vor ihnen stand Antonio Moretti.
    Er sah schwer gezeichnet aus. Er sah rein aus. Er leuchtete wie ein Heiliger. Er stand da in einem roten, seidenen Morgenmantel mit Paisleymuster, der vorn kaum geschlossen war. Offensichtlich trug er nichts darunter, und offensichtlich war es ihm völlig egal.
    Â»Mr. Moretti. Hier ist eine Dame.«
    Â»Ach, tatsächlich. Ich sehe schon. Eine Dame bitte ich immer herein.«
    Malloy holte sein Notizbuch heraus, als würde ihnen das helfen, auf den Punkt zu kommen. »Mr. Moretti … Mr. Truitt, wir sind gekommen, um Sie nach Hause zu bringen. Ihr Vater …«
    Ein Schauer lief ihm über die Stirn, flüchtig, nur für einen winzigen Augenblick. »Wie war noch der Name? Ich kenne so jemanden nicht. Ich heiße Moretti. Tony Moretti.«
    Â»Mr. Ralph Truitt. In Wisconsin, wo Sie geboren sind.«
    Â»Wollen Sie nicht hereinkommen? Ich habe Brandy da. Draußen ist es kalt.«
    Sie wollten eigentlich nicht, aber etwas Machtvolles in seinen Blicken und das Weiß seiner Haut zogen sie irgendwie weiter und in sein Wohnzimmer. Es war elegant ausgestattet – das vollkommene Gegenteil des Hauses selbst – mit feinen französischen und italienischen Möbeln, die offenbar wertvoll waren. Die Zimmerdecke war wie ein Zelt mit oranger Seide abgehängt, und marokkanische Laternen hingen herab, in denen die Kerzen flackerten. Sie brannten vermutlich immer noch von der letzten Nacht. Dahinter konnten sie das Chaos eines zeltartigen und mit Brokat geschmückten Schlafzimmers erblicken, das wie ein Palast wirkte, der kurz vor einer Revolution fluchtartig verlassen worden war.
    Ãœberall im Zimmer lag Kleidung verstreut, und nachlässig hob er ein paar Sachen auf, als wollte er ihnen Platz zum Hinsetzen verschaffen. Keiner setzte sich. Er wandte sich an Catherine und lächelte.
    Â»Wie war noch dieser Name?«
    Wieder raubte die Atemlosigkeit ihrer Stimme die Kraft. »Truitt. Mr. Ralph Truitt.«
    Â»Und Sie sind dann …?«
    Â»Mrs. Truitt. Die neue Mrs. Truitt.«
    Â»Ich hoffe, Sie werden sehr glücklich.«
    Â»Danke.«
    Â»Den Namen kenne ich aber nicht.«
    Malloy räusperte sich. »Er ist Ihr Vater.«
    Moretti lachte und zeigte seine Alabasterkehle, seine Wangen, die vom gestrigen Bartwuchs dunkel waren.
    Â»Mein Vater ist Pietro Moretti. Meine Mutter heißt Angelina. Er spielte Akkordeon in Neapel, wo ich geboren wurde. Als ich drei war, sind meine Mutter und er nach Amerika ausgewandert, nach Philadelphia, in das italienische Viertel Philadelphias, wo er in einem der zahllosen italienischen Restaurants nach dem anderen Akkordeon gespielt hat. Schließlich gehörte ihm selber eins, und es gehört ihm immer noch, und mein Cousin Vittorio kocht, er kocht übrigens sehr gut, mein Vater spielt weiterhin Akkordeon, und meine Mutter sitzt an der Kasse.«
    Malloy unterbrach ihn. »Sie sind in Wisconsin geboren. Ihr Vater ist Ralph Truitt.«
    Â»Und wer sind Sie?«, fragte Antonio.
    Fisk mischte sich ein. »Wir sind von Ihrem Vater bezahlt worden, um Sie zu finden.«
    Â»Sie haben mich beobachtet?«
    Â»Seit mehreren Monaten. Ja.«
    Â»Das macht mich sehr unglücklich.«
    Malloy und Fisk sahen auf ihre Hände. Antonio wandte seinen Blick ab und sprach Catherine an.
    Â»Ich bin in Philadelphia aufs Konservatorium gegangen, als eines dieser jämmerlichen, rotznasigen Kinder aus der Unterschicht, die solche Schulen besuchen dürfen, weil die wohlhabende Öffentlichkeit feststellt, dass es sie nichts kostet und sie so nachts besser schlafen kann. Nun ja, ich war irgendwie ein bisschen begabt. Seitdem spiele ich in Restaurants Klavier. Also, Restaurants ist eigentlich ein zu schönes Wort dafür. Ich war für Solokonzerte nicht begabt genug, aber zu begabt, um bloß Unterricht zu geben. Außerdem hasse ich Kinder. Ich bin lieber in Gesellschaft von Erwachsenen. Oder zumindest in der der meisten Erwachsenen. Hier bin ich nun. Ich kenne keinen Mr. Truitt. Ich bin noch nie in Wisconsin gewesen, auch wenn es dort vielleicht sogar hübsch sein mag. Es ist sehr weit weg.«
    Â»Das ist alles bloß

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