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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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er dein Sohn wäre.«
    Â»Und du sagst, er ist es.«
    Â»Ich ja. Er nicht.«
    Â»Andy.«
    Â»Er nennt sich Tony.«
    Â»Er hat um deinen Ring gebeten?«
    Â»Ich habe ihn ihm gegeben. Er hat mich bloß ärgern wollen.«
    Sie konnte auf seinem Gesicht sehen, wie sehr ihn das schmerzte. Er wollte unbedingt haben, was ihm gleichzeitig die größte Angst einjagte, und der Schmerz war schrecklich, schlimmer als die Wunde auf seiner Stirn, als sie sie ihm genäht hat. Sie hoffte, er würde ihr glauben. Sie zählte darauf.
    Â»Wir werden ins große Haus einziehen. Wir ziehen nächste Woche um. Dieses Haus überlassen wir Larsen und seiner Frau.«
    Â»Das müssen wir doch nicht. Es gibt keinen Grund dafür. Jetzt gibt es keinen Grund mehr dafür.«
    Â»Es wartet seit Jahren auf ihn. Malloy schreibt, dass er gierig ist und nie einen Cent hat. Er wird kommen, wenn alle anderen Mittel versagt haben. Wir werden einziehen und abwarten.«
    Sie dachte an ihren Garten und an die Freude, die er ihr bringen würde. Sie dachte an die hohen Räume, die Kristallkronleuchter und die Porträts der Menschen, die sie nicht kannte. Sie dachte an sich selbst, wie sie, während die Säume ihrer Kleider über den Boden schleiften, durch die großen Salons in den oberen Stockwerken ging, und sie wusste, dass es das war, was sie wollte, dass er es für sie tat, nachdem sich seine eigenen Hoffnungen zerschlagen hatten.
    Â»Ich bin hier glücklich gewesen. Wir könnten so weiterleben.«
    Â»Ich möchte ein Kind. Ich möchte nicht sterben, ohne ein Kind zu haben. Wenn du dazu bereit bist. Wenn Gott will und du dazu bereit wärst. Ich wäre dir so dankbar.«
    Â»Aber natürlich.«
    Â»Es ist ein Haus für Kinder. Ein Palast der Abenteuer und heimlichen Treppen und … ich war ein Kind, als ich es gebaut habe, ein verwöhntes, eigensinniges, dummes Kind. Wir werden so weiterleben, wie du sagst.«
    Sie nahmen schweigend das Abendessen ein, und Mrs. Larsen brachte die Teller herein und räumte sie wieder ab. Sie aßen wenig. Selbst nach ihrer langen Zugfahrt respektierte Catherine Truitts Trauer, und ihr Appetit schien ihr unwichtig. Wie konnte sie, selbst wenn sie noch so verhärtet war, nicht mit ihm fühlen, da sie doch wusste, was sie wusste?
    Er hatte keine Übung darin, über seine Trauer zu sprechen. Zwanzig Jahre lang hatte er keine einzige ungetrübte Freude erlebt, und jetzt hatte ihn echte Trauer ergriffen, ohne Vorwarnung oder Schutz, und er war einfach nur stumm. Sein verlorener Sohn. Es war der Traum seines Lebens gewesen, etwas aus diesem ganzen Schrecken zu erretten, und jetzt war selbst diese Hoffnung verflogen.
    Und während der Kaffee kalt wurde, konnte sie doch nicht widerstehen, darüber zu sprechen, so sehr sie sonst auch mit ihm fühlte.
    Â»Wir haben ihn gesehen. In einem Restaurant. Wir haben ihn spielen gehört.«
    Â»Und wie klang es?«
    Â»Liebenswert. Traurig. Ich kann es nicht beurteilen.«
    Â»Du spielst sehr schön.«
    Â»Ich kann es nicht beurteilen.«
    Ich habe alles verloren, wollte er sagen. Ich habe mich verleugnet, mich gequält und alles getan, was man von mir erwartet hat, und es war alles umsonst. Meine Hemden sind sauber. Mein Verhalten ist über jeden Zweifel erhaben. Und all das bedeutet dennoch gar nichts. Es traf ihn dort, wo er am verwundbarsten war, als er ihr ins Gesicht sah und die aufkeimende Liebe zu ihr spürte, weil sie nach Hause gekommen war und er sich gefreut hatte, sie zu sehen, ein Vogel in seinem Käfig, der sang, und seine quälenden Erinnerungen an die Grausamkeiten, die er dem Jungen gegenüber an den Tag gelegt hatte, der jetzt seine Existenz verleugnete. Es war zuviel für ihn. Und er war mit Stummheit geschlagen.
    Der Kaffee war kalt. Das Abendessen war vorüber, und es war spät. Als er die Treppe hochging, fragte er sie leise, ob sie in ihrem eigenen Zimmer schlafen wollte.
    Â»Warum das denn?«
    Â»Du musst müde von der Fahrt sein.«
    Â»Du bist mein Mann.«
    Sein Wasserglas stand am Bett, ein Betthupferl von Mrs. Larsen, während sie vor ihrem traurigen kalten Kaffee gesessen hatten. Er ging ins Badezimmer, um ihr Zeit zu geben, sich bettfertig zu machen, und kniete sich auf den Boden, legte die Stirn an den kalten Toilettenstuhl, bis sich sein Fieber wieder abgekühlt hatte. Als er zurück ins Schlafzimmer

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