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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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die Spuren ihres Geschlechtsverkehrs sehen, die befleckten Laken, und wissen, dass er nicht mehr allein war. Sie würde lächeln. Der Gedanke machte ihn verlegen. Man konnte aus solch kleinen Details so viel ablesen.
    Es hatte keinen Sinn. Er setzte sich auf und stellte die Füße auf den Boden. Sein nackter Körper zitterte in der Kälte. Auch wenn sein Körper noch stark und sein Fleisch noch fest war, er war nicht mehr jung. Er konnte seine Jugend nicht zurückbekommen, zuviel lag hinter ihm und zuwenig vor ihm. In diesem Moment hatte er das Gefühl, dass das Ende seines Lebens begonnen hatte. Er spürte es in seinem Herzen. Er spürte es in seinen Knochen. Er hörte es an seinem schweren Atem. Sein Blut schäumte vor Lust, und in seinen Gedanken beschäftigte ihn der Tod. Er würde bald neben seinen Eltern unter der Erde liegen. Er würde in die Hölle kommen und in alle Ewigkeit mit seiner Mutter zusammenleben, mit der Nadel, die durch das weiche Fleisch seiner Hand stach.
    Nun, da Antonio unwiederbringlich verloren war, spürte er, dass etwas in ihm abgestorben war und die Hoffnung dahin, die ihn durch all die einsamen Jahre hindurch getragen hatte. Er verstand es nicht. Er hatte doch so viel, und er verstand nicht, warum er dieser einen Sache so viel Bedeutung beigemessen hatte. Die Anzeige und die Ehefrau, die nicht das war, was sie zu sein vorgab, die Detektive, das Geld und die Hoffnung und das Warten, alles aus einem einzigen Grund, dem Traum von Antonio, und jetzt wusste er endgültig, dass er nie wieder nach Hause kommen würde.
    Das Mondlicht schien durchs Fenster. Das schwache, bläuliche Licht fiel auf das Wasserglas neben dem Bett, und plötzlich hatte er einen solchen Durst, dass er glaubte, sterben zu müssen. Er griff danach und hielt das Glas für einen langen Augenblick in der Hand. Er roch es schon und hielt inne, aber nur eine Sekunde lang. Dann trank er das Wasser, trank das ganze Wasser aus, und beim ersten Schluck wusste er schon, durch den feinen Geruch und den bitteren Nachgeschmack, dass das Wasser verunreinigt war. Er sah auf den Boden des wunderschönen italienischen Glases. Er sah auf seine bezaubernde Frau, die friedlich wie ein Kind im Mondlicht schlief. Er dachte an Florenz, an seine Tage des Müßiggangs. Er wusste, dass er vergiftet wurde.
    Es war ihm egal. Ihm war alles nur noch egal.

18. KAPITEL
    â€¢ • •
    E s war überall. Arsen. »Erbschaftspulver« nannten es die Alten. Es war in seinem Essen, in seinem Wasser, auf seinen Kleidern. Es war in seiner Haarbürste, wenn er morgens sein Haar kämmte. Er roch es. Er schmeckte es auf der Zunge und in seiner Kehle. Nicht die ganze Zeit, nicht jeden Tag, aber es war immer da. Anfangs war die Wirkung belebend. Er fühlte sich großartig und stark. Seine Haut sah rosig und rein aus. Sein Herz schlug zuverlässig in seiner Brust. Sein Haar glänzte, und seine Augen waren blau und klar, sein Blick war durchdringend. Die Leute machten Bemerkungen über sein Aussehen, Leute, die sonst nie ein persönliches Wort an Ralph Truitt gerichtet hatten, sagten nun, er sähe zehn Jahre jünger aus. Sie fanden, dass ihm seine erneute Heirat guttat.
    Er setzte, trotz seiner verzweifelten Trauer, sein Leben unverändert fort. Den Arbeitern begegnete er herzlich, anständig und unvoreingenommen, aber er starb, und er wusste, dass er starb, und für ihn schien es nur noch mitleidige Güte zu geben.
    Catherine war äußerst zärtlich zu ihm. Wenn er sprach, hörte sie aufmerksam zu, und er sprach oft mit ihr, über seine Geschäfte und seine Expansionspläne. Er sprach nie mehr über Antonio, sagte ihr nie, wie schwer ihm ums Herz war, wie tot es sich anfühlte Er sagte ihr nie, dass er sterben wollte, aber Angst vorm Tod hätte, vor dem langen, schmerzhaften Prozess des Sterbens. Er wollte ihr sagen, dass alles so in Ordnung wäre, er wollte ihr sagen, dass sie alles bekommen würde, wenn es so weit war, dass er, während sie in Saint Louis gewesen war, ein Testament gemacht hatte, und dass er nicht glaubte, dass Antonio je kommen würde, um sein Erbe einzufordern. Aber er konnte es nicht. Natürlich war er schockiert über das, was sie tat. Dennoch konnte er nicht mit ihr darüber reden. Er spielte mit. Er war ihr einziger Komplize.
    Ihre Stimme war wie Musik für ihn.
    Â»Bis heute hatte ich keinen Augenblick des

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