Eine verlaessliche Frau
besitzlos leben, wenn sie das wollte. Und er würde sterben, wenn es das war, was sie von ihm verlangte.
Mrs. Larsen erzählte, dass Catherine tagsüber ruhelos war. Mrs. Larsen nahm an, dass sie sich langweilte, weil sie in diesem groÃen Haus eingesperrt war, in dem es nichts zu tun gab. Dabei hielt sie niemand zurück. Sie konnte jederzeit in die Stadt fahren, dies und das einkaufen und Damen besuchen, die sie vielleicht kennen gelernt hätte. Aber sie verlieà nur selten das Haus, höchstens, um in den verschneiten Garten zu gehen. Manchmal ging sie auf der StraÃe spazieren, im spärlicher werdenden Schnee, und spähte hier und dort in die Wagenspuren, als versuchte sie, etwas wiederzufinden, aber immer kam sie mit leeren Händen wieder nach Hause.
SchlieÃlich fand Larsen ihren Schmuck. Als er, mit ein paar abgeschossenen Kaninchen auf der Schulter, auf dem Heimweg war, senkte er den Blick und entdeckte etwas, das im Schmutz glitzerte, hob ihre kleinen Schmuckstücke auf und rieb sie mit seinen Fingern sauber, bis sie in der Sonne funkelten. Er brachte sie mit nach Hause und lief damit direkt zu Catherine, die gerade Klavier spielte, wobei die toten Kaninchen immer noch über seine Schulter baumelten und seine schlammigen Stiefel den Teppich aus Frankreich beschmutzten. Er streckte ihr seine offene Hand hin, und sie nahm ihre Sachen.
»Das ist es doch, oder? Wonach Sie gesucht haben?«
»Das ist es, Mr. Larsen. Jetzt bedeuten sie mir nichts mehr. Aber ich danke Ihnen. Ich werde sie weglegen. Ich habe sie einmal getragen, an einem anderen Ort.«
Truitt erfuhr davon. Er hörte es vor Einbruch der Dunkelheit von Mrs. Larsen, aber er fragte sie nie danach, und er sah die wertlosen Schmuckstücke auch nie, die sie mitgebracht hatte. Frauensachen, Schmuck, Rubine oder Glas, es war alles gleich.
In der Stadt nahm eine Witwe Strychnin, das Gift brachte ihr Blut zum Kochen, Galle floss ihr aus dem Mund, als sie auf dem KüchenfuÃboden lag, während auf dem Küchentisch noch ein Kuchen auskühlte. Ein junger Mann warf seine eigene Tochter in einen Brunnen und rauchte eine Zigarette, während sie ertrank. Solche Dinge geschahen.
Ralph ging nicht zu den Beerdigungen oder zu den Gerichtsverhandlungen. Er konnte die Vorstellung, unter vielen Menschen zu sein, nicht mehr ertragen. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, angestarrt zu werden. Er hatte das Gefühl, der Winter würde nie zu Ende gehen, und er wartete jeden Tag darauf, dass er seine Arbeit im Büro endlich beenden konnte. Er dachte, er würde verrückt werden, bis er endlich wieder am langen Tisch saà und der beruhigenden Stimme seiner jungen Frau lauschen konnte.
Jeder Todesfall war der Tod Antonios. Jedes Verbrechen bedeutete das Verschwinden seines Sohnes. Tagsüber weinte er. Er weinte während der langen Fahrt von seinem Büro nach Hause. Er weinte jeden Morgen, wenn er erwachte. Und Catherine war das Einzige, was seine Trauer mildern konnte.
Solche Dinge geschahen, dachte er, als er nach Hause fuhr und die StraÃe vor ihm durch seinen Tränenschleier nur noch verschwommen wahrnahm. Die Winter waren lang, das Leben war hart, die Kinder starben, und die Religion war bloà Terror, und so weinte er um diese traurigen Menschen und gleichzeitig um seinen Antonio, sein eigenes Kind, das in den Brunnen gefallen war. Er weinte, weil es keinen Prozess gegeben hatte, keine Vergeltung, niemanden, der den Jungen vor der schrecklichen Wut seines Vaters geschützt oder in Sicherheit gebracht hätte. Er war ungestraft davongekommen, und Antonio war weggelaufen und hatte sich in der brutalen Welt verloren, während er in seiner adretten Kleidung nach Hause fuhr, um von seiner wunderschönen Ehefrau vergiftet zu werden.
Und so weinte er.
Sie stand mitten in der Nacht auf, um die Laken zu wechseln. Ihre Arme flatterten, und die Leinenlaken flogen wie groÃe Vögel über das Bett. Sie strich die Laken glatt, stopfte die Kissen in ihre Bezüge und stapelte sie übereinander auf dem groÃen Bett.
Sie zog ihr Nachthemd an und legte sich unter die Bettdecke. Mrs. Larsen fand die durchnässten Laken im Schrank mit dem Bettzeug. Catherine tätschelte seine Bettseite, und er legte den Kopf auf das Kissen und blickte in ihr schönes, ruhiges Gesicht. Sie sah aus, als wäre sie weit entfernt. Sie war solch ein Schatz.
Ihm klopfte das Herz in der Brust. Er
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