Eine verlaessliche Frau
gutem Geschmack und altem Geld zeugten, wie jemand, von dem er gar nicht mehr erwartet hätte, dass er ihn jemals finden könnte. Sie war sein Traum.
Er musste jeden Abend darum ringen, das Abendessen hinter sich zu bringen, ohne sie anzufassen, und zu warten, bis es Zeit war, ins Bett zu gehen. Er musste darum ringen, mit normaler Stimme Konversation zu machen, ihren Blick zu meiden und ihrer süÃen Stimme zu lauschen, während sie ihm vorlas, diese sanfte Qual, wenn sie Klavier spielte oder sie Karten spielten, während Mrs. Larsen den Tisch abräumte und das Geschirr abwusch.
Jede Nacht lag Catherine in seinen Armen, und jede Nacht sammelte sich der SchweiÃ, der seinen Rücken herunterrann, zwischen ihren Brüsten und tränkte sie beide. Sie holte dann ein frisches Handtuch und trocknete ihm vorsichtig seinen Rücken, seine Brust, seine Beine und FüÃe ab. Jede Nacht schlief sie neben ihm, jede Nacht trank er sein kristallklares Wasser aus, und jeden Morgen war sie da, wenn er erwachte, steif von seinen verworrenen Träumen.
Gift. Es war das Gift der Lust, das Gift, von dem er wusste, dass es ihn töten würde. Seine Mutter hatte es auch gewusst. Er hatte immer noch die Narbe an seiner Hand, die ihn daran erinnerte. Dies war das Gift, das seine Mutter schon in seinen Pupillen gesehen hatte, bevor sein Blick zum ersten Mal auf den nackten Körper einer Frau gefallen war. Das war Schlechtigkeit, und sie war tödlich.
Er träumte von Frauen. In seinen Träumen kehrten seine sinnlichen Erfahrungen, die er vor langer Zeit gemacht hatte, detailliert und verführerisch wieder. Stimmen riefen nach ihm. Er lag nackt auf einer Wiese, der Wind zerzauste das Haar eines jungen Mädchens, das neben ihm lag, ihr Kleid war offen, und seine Hände umfassten ihre Brüste. Er lag in Innenhöfen, in Gärten, während das Wasser aus den Springbrunnen spielerisch über Marmorstatuen fiel und die Luft vom Duft der Gardenien, von Jasmin und Rosmarin schwer war. Frauen flüsterten ihm leise ins Ohr, während sie mit ihren Fingerspitzen an seiner Kleidung zupften. Während ihm ihre spitzen Fingernägel auf seinem Rücken ins Fleisch drangen. Im Traum gingen ihm hinter seinen Lidern die Augen über angesichts der üppigen Ausschweifungen.
Er träumte von Männern, die nicht er selbst waren, und Frauen, die er nie gekannt hatte. Er träumte von seiner Mutter und seinem Vater, die in der stummen, lieblosen Leidenschaft verloren waren, der er seine Existenz verdankte. Er träumte von den Männern und Frauen aus der Stadt, die so gläubig und so streng, heimlichtuerisch und fruchtbar waren. Er träumte von jungen Liebespaaren und vom ersten Kuss, vom ersten Bändchen, das mit zitternden, jugendlichen Fingern gelöst wurde, während man an einem Wasserfall stand, an einem kristallklaren Fluss, an einem Ort, den er kannte.
Er träumte von groÃen Festen. Sie waren fröhlich, es gab lauter gute Sachen zu essen und gut gekleidete Männer und Frauen aus einer Zeit, die zwanzig und vierzig Jahre zurücklag. In diesen Träumen war er ein Kind unter lauter Erwachsenen. Es wurde gelacht, man vergnügte sich, er erkannte die unausgesprochenen Zeichen erfüllter Begierde. Das waren alles keine Menschen, die er kannte. Das waren alles keine Häuser, die ihm vertraut waren. Diese Häuser waren riesig und besaÃen viele Zimmer, die ineinander übergingen, so dass die Gäste beständig von einem Zimmer in das nächste, von einer Lust zur nächsten, von einem Partner zum nächsten gehen konnten. Sie hatten wunderschöne Haut und wohlklingende Stimmen, und er liebte sie, liebte es, unter ihnen zu sein.
In diesen Träumen, in denen er manchmal seine Mutter und seinen Vater glücklich sah, hatte er keinen Sex, aber alles roch so intensiv nach Lust, dass er selbst nur noch Körper war und kraftvoll und mit einem Stolz daherging, der ihm ganz unbekannt war.
Er träumte nie von Catherine. Er träumte nie von Emilia. Er träumte von Antonio und sah ihn mit einer Frau nach der anderen. Diese Träume waren ihm peinlich und erfüllten ihn mit Scham, aber auch mit Sehnsucht.
In seinen Träumen roch er Blumen. Er roch Mandeln. Er roch sein eigenes sterbendes Fleisch.
Diese Träume verschwanden im Morgengrauen, und er wachte ängstlich und verstört auf und erblickte Catherine, die schon wach war und die Hand
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