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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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schlüpfte mit der Hand unter ihr Nachthemd und legte sie ihr auf den Oberschenkel.
    Â»Ich weiß, was du tust. Ich weiß, was mit mir geschieht.«
    Â»Ich …«
    Â»Sag jetzt einfach gar nichts. Sprich nicht. Wir werden es nie wieder erwähnen. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich es weiß und dass es in Ordnung ist. Es ist mir egal. Ich verzeihe dir. Nur …«
    Ihre Hände waren starr. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie flüsterten miteinander.
    Â»Ich weiß nicht, wovon du redest oder was du mir damit sagen willst.«
    Â»Wenn es schlimmer wird, wenn es das ist, was du willst, dann mach es schnell. Ich habe so lange gewartet, um zu sehen, was passieren wird, und jetzt weiß ich es, und es ist in Ordnung, ich akzeptiere es, aber ich möchte, dass es schnell geht. Ich möchte nicht leiden.«
    Er konnte spüren, wie das Blut durch die Ader in ihrem Bein pulsierte. Er konnte sehen, wie sich ihr Blick von ihm abwandte und sich aufs Mondlicht richtete. Sie streckte die Hand aus und schloss ihm die Augen. Sie ließ ihre kalte Hand auf seinen Lidern liegen, ihr Atem blies ihm beruhigend ins Ohr, so wie man vielleicht ein Kind zum Schlafen brachte, ein Kind, das von einem Alptraum aufgewacht war.
    Â»Ich werde nie wieder davon reden. Du bist frei.«
    Â»Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn. Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich liebe dich.«
    Das hatte sie noch nie gesagt. Seit mehr als zwanzig Jahren hatte das niemand mehr zu ihm gesagt, und dennoch glaubte er ihr. Sie liebte ihn, und sie war diejenige, die ihm den Tod brachte, ein Ende seiner Qualen. Sie war der Engel seines Todes. Und er liebte sie von ganzem Herzen.
    Sie wollte es gar nicht tun. Sie wollte ihm nicht beim Sterben zusehen. Sie verabscheute die Vorstellung zutiefst, dass er sich quälen oder kränker werden würde, was alles unvermeidlich auf ihn zukam. Aber sie wusste, dass jederzeit ein Brief eintreffen konnte, ein Brief, der alles beenden würde. Liebe und Geld – diese beiden Dinge hatte sie sich selbst versprochen, aber mehr und mehr wurde ihr klar, dass ein Mensch vielleicht nur eines davon bekommen konnte, aber sie wollte und konnte nicht mittellos dastehen. Sie würde in der Gosse enden, hatte Antonio zu ihr gesagt. Sie würde traurig und verhärmt sein, und schließlich würde sie sterben. Aber was auch immer geschah, sie konnte sich nur selbst retten.
    Ein Mann aß ein ganzes Wörterbuch auf und starb. Larsen schlug sich, während Mrs. Larsen dabei zusah und schrie, die eigene verbrannte Hand mit einer Axt ab, weil er glaubte, dass die Verbrennung, die nicht heilen wollte, der Kuss des Teufels, das unauslöschliche Mal der Sünde war. Als Fünfzehnjähriger hatte er im Bürgerkrieg gekämpft und war ohne einen Kratzer wieder nach Hause gekommen. Jetzt lag er, ein sabbernder Idiot, der nur noch eine Hand hatte, in einem teuren katholischen Krankenhaus in Chicago, für das Mr. Truitt bezahlte, während Mrs. Larsen ihn nie wieder erwähnte. Solche Dinge geschahen.
    Catherine Land, eine junge Ehefrau aus Truitt, Wisconsin, war dabei, den Mann, den Ehemann, der sie liebte und den sie selbst, zu ihrer eigenen Überraschung, auch liebte, den Mann, der sie vor einem Leben in Armut und Verzweiflung bewahrt hatte, zu vergiften, langsam mit Arsen zu vergiften.
    Solche Dinge geschahen.

19. KAPITEL
    â€¢ • •
    I ch friere. Ich friere die ganze Zeit«, sagte Ralph Truitt, wenn er an den Abenden dasaß und zitterte.
    Catherine kam ins Zaudern. Ihr schwand der Mut, wenn sie das Medizinfläschchen in der Hand hielt. Sie räumte das Gift wieder weg. Für eine Woche hörte sie damit auf. Er war ein guter Mensch, ehrlich, anständig, durch und durch gut, und so etwas verdiente er nicht. Sie wusste das, und in gewisser Weise fühlte sie zum ersten Mal, dass diese Dinge eine Bedeutung hatten. Die Vorstellung, dass jemand gut sein konnte, war ihr nie in den Sinn gekommen, und jetzt war sie auf einmal sehr real. Es gab einen Grund, warum Menschen bestimmte Dinge taten, es gab einen Grund, warum manche Leben gelangen und andere nicht. Sie hatte nie darüber nachgedacht. Als wäre gut zu sein so etwas wie das Himmelreich, bei dem sie, hätte sie je innegehalten, um darüber nachzudenken, stets nur hätte ermessen können, wie weit sie davon entfernt war. Jetzt verfolgten sie diese Gedanken.
    Sie könnte es sich

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