Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
Fähigkeiten.«
Jamie war gezwungen, seine Antwort durch seine zusammengebissenen Zähne hindurchzuquetschen. »Komisch, Bon, aber ich kann mich gar nicht erinnern, dir die Anweisung gegeben zu haben, unseren Gefangenen freizulassen.«
»Er hat keine Anweisung gebraucht.« Emma zupfte Bon freundschaftlich an einem Ohr. »Es war nur das Versprechen auf ein heißes Scone frisch aus dem Ofen nötig.«
Mit einem komischen Blick zu Jamie nahm Ian sich ein weiteres Scone. »Mach dir keine Sorgen, dass ich dich hinterrücks niederstechen könnte, nur damit ich dir dein Erbe abjage. Wie du dir sicher gut vorstellen kannst, war ich anfangs ziemlich verblüfft, als Miss Marlowe mir die Neuigkeit erzählt hat. Inzwischen jedoch, nachdem ich ein wenig Zeit hatte, alles in Ruhe zu überdenken, habe ich beschlossen, dass mich diese faszinierende Entwicklung freut – und sei es nur, wenn ich mir den Verdruss vorstelle, den es meinem Onkel bereiten wird.« Er hob elegant eine Schulter. »Besser, ich verliere mein Erbe an dich als an irgendein schreiendes Baby, das ich am Ende versucht wäre in der Wiege zu ersticken. Vielleicht kann ich nun endlich frei sein von dieser gottverlassenen Burg und dem gehässigen Tyrannen, der darin herrscht.«
Jamie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hätte nicht gedacht, dass du so bereitwillig einem kaltblütigen Mörder gestatten würdest, deinen Platz einzunehmen.«
»Interessant, dass du das ansprichst. Während ich deine … Gastfreundschaft genießen durfte, habe ich mich mit einem jungen Mann namens Graeme unterhalten, den du zu meiner Bewachung abgestellt hattest. Natürlich habe ich ihn bereits kennengelernt, als er in die Burg kam, um deine Lösegeldforderung zu überbringen, aber da hatten wir nur eingeschränkte Möglichkeiten, uns auszutauschen, weil es nicht wirklich ein geselliges Zusammentreffen war.« Ian benutzte die Klinge seines Messers, um sich frische Sahnecreme auf sein Scone zu streichen. »Er war so freundlich, mir die langen Stunden meiner Gefangenschaft damit zu vertreiben, mir eine faszinierende Geschichte über einen bösartigen Wildhüter und einen edlen Beschützer zu erzählen, der aus dem Nebel geritten kam, um eine gewagte Rettungsaktion in Szene zu setzen. Eine Rettungsaktion, die dazu führte, dass der Bursche das Glück hatte, unversehrt und im Besitz seiner beiden Hände zu entkommen.«
»Was für eine aufregende Geschichte!«, rief Emma und beachtete Jamies finstere Miene nicht weiter, als sie sich Ian gegenüber auf die Bank setzte.
»Genau.« Ian warf Jamie einen Blick aus schmalen Augen zu. »Eine Schande, dass mein lieber Cousin hier es nicht für nötig hielt, mir das vor Jahren schon zu sagen, und mich stattdessen vier Jahre lang das Schlimmste von ihm hat annehmen lassen.«
»Etwas, das du nur zu bereitwillig getan hast. Selbst wenn ich dir damals die Wahrheit gesagt hätte, als du hergeritten kamst, um mich zur Rede zu stellen, bezweifle ich, dass du mir geglaubt hättest.«
Ian schnaubte. »Und warum hätte ich dir glauben sollen, nachdem mein Onkel mich gerade erst davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass beinahe jedes Wort, das du mir gegenüber geäußert hattest, eine Lüge war?«
Die Röte, die sich über Jamies Hals ausbreitete, sorgte dafür, dass er mürrischer wurde. »Ich habe nicht gelogen, als wir auf St. Andrews waren. Ich habe es lediglich versäumt, dir mitzuteilen, dass unsere Familien seit mehr als fünfhundert Jahren verfeindet waren und du mich hassen und mir mit jedem deiner Atemzüge den Tod wünschen müsstest.«
»An dem Tag wollte ich mehr als dir den Tod zu wünschen«, bemerkte Ian halblaut und schaute zu Emma. »Als mein Onkel herausfand, mit wem genau ich in St. Andrews Umgang gepflegt hatte, lachte er so heftig, dass ich dachte, er bekäme davon einen Schlaganfall. Er hat mir gesagt, Jamie hätte sich gewiss die ganze Zeit hinter meinem Rücken ins Fäustchen gelacht und sich mit unseren Schulkameraden und den rauen Burschen, mit denen er sich abgab, wenn er auf den Berg hier zurückkehrte, über mich lustig gemacht. Er hat mir gesagt, dass egal, wie gut ich meine Fäuste zu gebrauchen lerne, ich nie hoffen dürfte, auch nur halb der Mann zu werden, der Jamie Sinclair war.«
»Dieser Bastard«, stellte Jamie tonlos fest und hasste den alten Hepburn von Neuem dafür, einen Keil zwischen zwei gute Freunde getrieben zu haben. »Kein Wunder, dass du damals versucht hast, mich umzubringen.«
»Ich dachte, es
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