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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Jamie musste die Sachen von einem der kleineren Männer unter seinen Leuten beschlagnahmt haben. In seinen eigenen Sachen wäre sie untergegangen.
    Emma spähte über ihre Schulter zu ihrem Po und bewunderte, wie verführerisch sich das Wildleder an ihre Rundungen schmiegte. Ein breites Lächeln verzog ihre Lippen, als sie sich vorstellte, wie ihre Mutter ohnmächtig werden würde, wenn sie sie in dieser Aufmachung sehen könnte. In Lancashire war der bloße Blick auf einen weiblichen Fußknöchel ausreichend, um einen Skandal zu entfesseln, der nach Generationen noch nicht vergessen war. Himmel, Dolly Strothers und Meriweather Dillingham waren gezwungen gewesen zu heiraten, nachdem Dolly beim Aussteigen aus einer Kutsche ausgerutscht war und der errötende junge Geistliche ihr Strumpfband über dem Knie zu Gesicht bekommen hatte.
    Ihre Mutter hatte zwar ein Auge zugedrückt und lieber nicht zur Kenntnis genommen, dass Emma an mehr als einem kalten Wintermorgen aus dem Haus geschlüpft war, in den Jagdmantel ihres Vater gehüllt und in einem Paar seiner viel zu großen Hosen. Wenn dann auf dem Abendtisch ein gebratenes Moorhuhn oder ein Hasenbraten auftauchte, nach einer Woche ganz ohne Fleisch, würde ihre Mutter einfach den Kopf neigen, dem Herrgott demütig für seine gütige Fürsorge danken und die Tatsache ignorieren, dass ihre älteste Tochter noch vor dem Morgengrauen aufgestanden war, um dem lieben Gott ein wenig zur Hand zu gehen.
    Erleichtert stellte Emma fest, dass es auch ein Paar fester Lederstiefel gab, um ihre fadenscheinigen Seidenschuhe zu ersetzen. Sie wären gewiss drei Nummern zu groß gewesen, wenn nicht die dicken Wollsocken gewesen wären, die in ihnen steckten.
    Sie wollte dem Burschen gerade zurufen, er könne sich umdrehen, ohne eine Tracht Prügel zu riskieren, als sie noch eine von Jamies Gaben auf dem Baumstumpf entdeckte.
    Es war ein schmaler Streifen gegerbtes Leder, das genau die richtige Länge hatte, um damit ihr Haar zurückzubinden, sodass es nicht wild im Wind wehte. Verwundert über die kleine Freundlichkeit bemühte sich Emma, ihre Locken so gut es ging mit den Fingern zu entzerren, ehe sie sie im Nacken mit dem Lederstreifen zusammenband. Es war kein Seidenband aus einem Schaufenster eines eleganten Kurzwarengeschäftes in der Bond Street, aber im Augenblick würde es ihr schwerfallen, ein Geschenk zu finden, über das sie sich mehr freuen würde oder das sie besser gebrauchen konnte.
    Ohne ein Dutzend Haarnadeln, die sie in den Nacken piksten, fühlte sie sich richtig unbeschwert. Lachhaft unbeschwert – beinahe so jung und sorgenfrei, wie sie es als Mädchen gewesen war, als sie und ihre Schwestern von morgens bis abends übermütig im Garten des Herrenhauses gespielt hatten, wie ein Quartett junger Hunde.
    Doch als sie sich umdrehte, wartete ihr junger Aufpasser auf sie, eine unmissverständliche Erinnerung daran, dass sie überhaupt nicht frei war, sondern die Gefangene eines gefährlichen Mannes, der weder vor Diebstahl noch vor Entführung oder sogar Mord zurückschreckte, um zu bekommen, was er wollte.
    Die Sinclairs waren von jeher für drei Sachen bekannt – ihre rasche Auffassungsgabe, ihre rasch fliegenden Fäuste und ihr rasch aufflammendes Temperament. In Wahrheit hing ihr reizbares Temperament an einer langen Zündschnur, die tagelang brennen konnte – oder sogar Jahrzehnte –, bevor sie sich in einem Wutanfall Bahn brach, von dem man sagte, er habe schon Burgmauern zum Einstürzen gebracht und ganze Wälder dem Erdboden gleichgemacht. Sie schrien einen vielleicht nicht gleich an, wenn man ihnen in die Quere kam, aber sie waren auf jeden Fall in der Lage, in scheinbarer Ruhe abzuwarten, bis sich die Gelegenheit bot, einem unauffällig ein Messer zwischen die Rippen zu stecken und die Leiche dann in fünfzehn verschiedenen Gräbern zu verscharren.
    Während Jamie neben den Pferden auf und ab lief und darauf wartete, dass Graeme mit Emma zurückkehrte, konnte er besagte Zündschnur brennen hören, leise aber unausweichlich wie der Wind in den Kiefern. Was genau der Grund war, warum seine Männer, nachdem beinahe eine halbe Stunde verstrichen war, aufhörten, ihm beunruhigte Blicke zuzuwerfen, und sich lieber angelegentlich mit dem Polieren ihrer Sattelknäufe beschäftigten, obwohl die bereits glänzten, oder Sattelgurte überprüften, die schon ein halbes Dutzend Mal festgezogen worden waren.
    Jamie wusste, sie rätselten immer noch über das Schauspiel, das

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