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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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sie. Es war das erste Mal, dass er im gnadenlosen Tageslicht auf ihre Hände achtete.
    Sie waren nicht weich und lilienweiß, wie es bei einer Dame eigentlich der Fall sein sollte, sondern gerötet und rissig. Sie sahen weder aus noch fühlten sie sich an wie Hände, die damenhaften Betätigungen nachgingen wie Klavier zu üben oder Aquarelle zu malen. Als er ihre Hand umdrehte und mit dem Daumen leicht über ihre schwielige Handfläche rieb, versuchte sie sie ihm zu entziehen, aber er weigerte sich, seinen Griff zu lockern.
    Sie blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Sie brauchen mich nicht zu bemitleiden, bloß weil ich ein wenig Feuerholz machen oder ein paar Töpfe selbst abwaschen musste. Ich bin sicher, das war nichts im Vergleich zu den Härten und Entbehrungen, die die Sinclair-Frauen in der ganzen Zeit erdulden mussten – Bäume fällen, Baumstämme werfen, ganze Schafherden mit bloßen Händen auf die Welt holen.«
    Ein widerstrebendes Lachen entfuhr ihm. »Von dem, was mein altes Kindermädchen mir über meine Mutter erzählt hat, hätte sie das eine Ende eines Schafes nicht vom anderen unterscheiden können. Mein Großvater war restlos in sie vernarrt und hat ihr jeden Wunsch erfüllt. Sie war mehr als ein bisschen verwöhnt.«
    Emmas Stirnrunzeln ließ nach. »Ist sie jung gestorben?«
    »Aye«, sagte er, und sein Lächeln verblasste. »Zu jung.«
    Ehe sie ihn weiter ausfragen konnte, zog er an ihrer Hand, sodass sie hinter ihm aufsaß.
    Als das Pferd sich auf sein Zeichen hin in Bewegung setzte, war sie gezwungen, die Arme um seine Mitte zu legen und sich an ihm festzuhalten. Ohne ein Korsett, um sie einzuzwängen, pressten sich ihre Brüste unter dem weichen Wildleder ihres Oberteils gegen seinen Rücken.
    Er biss die Zähne zusammen und verlagerte sein Gewicht im Sattel, als sein Körper auf eine Weise reagierte, die dafür sorgte, dass Ritte, die länger als ein paar Minuten dauerten, zur Höllenqual werden würden.
    Emma lockerte ihren verkrampften Griff um Jamie, als sie einem gewundenen Pfad durch einen Wald zu folgen begannen, begleitet von Vogelgesang. Das beständige Dröhnen des Windes war zu einem leisen Wispern gesunken, das einen duftenden Hauch Frühlingsversprechen in sich trug. Sonnenlicht drang durch die silbrigen Zweige der Birken, sodass die Pollen, die in der Luft tanzten, wie Goldstaub flimmerten.
    Obwohl sie kein bisschen glücklicher als gestern darüber war, von einer Bande unwirscher Gesetzloser durch die schottische Wildnis gezerrt zu werden, fand Emma es nahezu unmöglich zu verhindern, dass ihre Laune sich hob. Die Schönheit des Tages machte es leichter, so zu tun, als ob sie einfach zu einem großartigen Abenteuer aufgebrochen sei – vielleicht ihr letztes, ehe sie sich damit abfand, dem Earl eine pflichtgetreue Ehefrau zu sein und ihm Kinder zu gebären. Ein Kältefleck bildete sich auf ihrem Rücken, als hätte sich eine verirrte Wolke vor die Sonne geschoben.
    So skandalös ihre Aufmachung auch aussehen mochte, sie musste zugeben, dass es etwas seltsam Befreiendes hatte, wie ein Mann zu reiten. Sie hatte wenig Erfahrung im Reiten, da sich im Zuge der Pechsträhnen ihres Vaters am Spieltisch die Ställe nach und nach geleert hatten. Während ihrer Saison in London, als sie bei ihrer Tante gewohnt hatte, war sie gezwungen gewesen, jeden Nachmittag im Hyde Park auszureiten, damit ihre Cousine und sie von potenziellen Verehrern gesehen werden konnten. Es war beinahe unmöglich gewesen, die Ausritte oder die lauen Frühlingstage zu genießen, während sie verzweifelt versuchte, sich an den rutschigen Sattelknauf des Damensattels zu klammern und insgeheim zu beten, dass der Wind nicht den Saum ihres Reitkleides erfasste und ihn ihr ins Gesicht wehte.
    Rittlings auf dem Pferd zu sitzen gestattete es ihr, bei jedem Schritt die Bewegungen der Muskeln im Pferderücken zu spüren. Sie musste sich keine Sorgen machen, dass sie vor einer Schar kichernder Debütantinnen vom Gaul fiel oder das Tier versehentlich mit dem geschmacklosen Straußenfederschmuck zu erschrecken, der die viel zu breite Krempe ihres geborgten Hutes zierte. Während sie auf dem breiten Pferderücken wie eine erobernde Königin aus alten Zeiten thronte, war es beinahe möglich, so zu tun, als ob der prächtige Hengst ihr tatsächlich gehorchte.
    Unseligerweise litt das Tier unter keinen solchen Wahnvorstellungen. Es wusste genau, wer sein Herr und Meister war. In dem Augenblick, als sie aus dem Wald kamen und

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