Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
Frau, die ebenfalls nicht da gewesen war, als er einschlief.
Er blinzelte verwirrt. Emma lag zusammengerollt auf der Seite, mit dem Gesicht zu ihm. Zwischen ihnen war nur eine Handbreit Platz, beinahe als hätte sie versucht, ihm so nahe zu kommen, wie es möglich war, ohne ihn zu berühren. Was ihn tief innerlich mehr berührte, als er sich eingestehen wollte.
Allmählich hatte er sich an den dumpfen Schmerz gewöhnt, der seine Lenden quälte, seit er dumm genug gewesen war, sie zu entführen. Aber das hier war ein noch hartnäckigerer Schmerz, der gefährlich nahe an seinem Herzen entsprang.
Ihre rostfarbenen Wimpern lagen wie kleine Fächer auf ihren sommersprossigen Wangen, wodurch sie noch mehr nach dem siebzehnjährigen jungen Mädchen aussah, das in London die Liebe gesucht hatte, nur um Herzschmerz zu finden, statt wie die junge Frau, die ebendieses Mädchen geworden war. Selbst mit den um sich geschlungenen Armen, um die kostbare Wärme zu halten, sah sie aus, als fröre sie. Und sie wirkte unglücklich. Und einsam.
Indem er sich damit Zeit ließ, dem Earl die Lösegeldforderung zu schicken, bis sie die höheren Regionen des Berges erreicht hatten, hatte Jamie gehofft, den alten Hepburn mit höllischen Bildern von einem Sinclair, der ihm stahl, was ihm gehörte, zu foltern. Doch jetzt war es Jamie selbst, der brannte, der gefoltert wurde von Bildern mit ganz anderem Inhalt – Bildern von Emma, wie sie blass, sommersprossig und weich unter ihm lag, die vollen Lippen voller Eifer geteilt, um seinen Kuss zu empfangen, während sie ihre Arme um seinen Hals schlang, ihre Schenkel spreizte und ihn aufforderte, sie zur Seinen zu machen.
Seine Lippen pressten sich grimmig aufeinander. Gleichgültig, wie eifrig sie seine Küsse erwiderte, sie war dennoch die Frau des alten Hepburn. Sie gehörte nicht ihm, und sie würde es auch nie. Er hatte keine andere Wahl, als sich abzuwenden und sie dem kühlen Trost ihrer eigenen Arme zu überlassen.
Sie rührte sich. Ein leises Stirnrunzeln erschien auf ihrer zarten Stirn. Ein verschlafenes Wimmern kam über ihre geöffneten Lippen.
Mit einem erstickten Fluch griff Jamie nach ihr, zog sie an sich, sodass ihre Wange auf seiner Brust lag. Sie schmiegte sich mit einem heiseren kleinen Stöhnen zufrieden in seine Arme, schenkte ihm völlig unbegründet Vertrauen, dass er die Macht nicht missbrauchte, die er über sie hatte. Ehe sie richtig wach wäre, könnte Jamie schon den Verschluss seiner Hose geöffnet und ihr die von Bon geborgte bis auf die Knöchel hinabgeschoben haben, sich tief in sie versenkt haben, das wusste er genau.
Aber wenn er der dunklen Versuchung erlag, wäre er nicht besser als Hepburn. Er wäre genau das geworden, was er verachtete: ein Mann, der diejenigen ausbeutete, die schwächer waren als er, der bereit war, das zu zerstören, was er sich am meisten wünschte, nur um zu verhindern, dass es ein anderer bekam.
Er würde einfach auf der Hut sein müssen, dass er sich am Morgen von ihr löste, wenn sich die ersten seiner Männer regten. Er legte sein Kinn auf ihren Scheitel und blickte in die Dunkelheit, wusste, dass es noch lange dauern würde, bis die Morgendämmerung anbrach.
Kapitel 14
Am nächsten Morgen wachte Emma auf und fühlte sich seltsamerweise gut erholt. Es war fast so, als habe sie den größten Teil der Nacht in einem warmen Federbett verbracht statt auf dem kalten steinigen Boden. Allerdings war die Wolldecke sorgsam unter ihrem Kinn festgesteckt. Doch Jamie war nirgends zu entdecken.
Sie stand auf, gähnte und reckte sich, lockerte ihre steifen Muskeln. Ein laues Aprillüftchen hatte die meisten Wolken vertrieben, sodass der Himmel in klarem Blau erstrahlte. Jamies Männer waren auf der anderen Seite des Lagerfeuers damit beschäftigt, zu frühstücken und ihre Pferde für den heutigen Ritt fertig zu machen.
Zuerst dachte sie, Jamie hätte beschlossen, ihrem Wort zu vertrauen, und darauf verzichtet, eine Wache aufzustellen. Dann jedoch bemerkte sie Graeme, den jungen Burschen von gestern, der auf einem Felsblock in der Nähe hockte und so tat, als schnitzte er konzentriert an einem Stück Holz, das jedoch mit jedem Strich seiner Klinge formloser wurde. Als sie ein paar Schritte machte, folgte er ihr, gab sich Mühe, unauffällig auszusehen. Sie war in Versuchung geführt, mit einem Satz in Richtung der Bäume zu laufen, nur um zu sehen, ob er den Mut besäße, sie wirklich aufzuhalten.
Während sie durch das Lager schritt,
Weitere Kostenlose Bücher