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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Schlepptau zurückgekommen war, waren ihre neugierigen Blicke durch Jamies finster gerunzelte Stirn im Keim erstickt worden. Nachdem sie eine Mahlzeit aus gepökeltem Wildfleisch und altbackenem Brot zu sich genommen hatte, alles heruntergespült mit einem dunklen bitteren Ale, hatte sie sich auf ihr Lager zurückgezogen. Sie hatte nicht berücksichtigt, wie sehr ihr Jamies Nähe fehlen würde, bis sie allein aufgewacht war, desorientiert und vor Kälte zitternd.
    Ein fernes Jaulen ertönte von irgendwo in den Felsen oberhalb des Moores, und die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Sie erhob sich von ihren Decken, spähte beunruhigt in die Schatten und wickelte sich die Decke fester um die Schultern. Der nächtliche Himmel wölbte sich über ihr wie eine schwarze Eisfläche, auf der die Sterne wie Frostsplitter glitzerten. Es war, als sei sie der einzige Mensch im ganzen Universum, der wach war. Die Einzige, die am Leben war.
    Bis sie ihn sah.
    Jamie war nur wenige Fuß von ihr entfernt eingedöst, mit dem Rücken gegen einen Felsblock gelehnt und gänzlich ohne irgendeinen Mantel oder eine Decke, um ihn vor der Kälte zu schützen. Sie bemerkte ein Seil, das um sein Handgelenk gebunden war, und zog die Brauen zusammen. Mit den Augen folgte sie dem Stück Seil, das an ihrem Fußknöchel endete. Er hatte es ihr offensichtlich um den Knöchel gewickelt, während sie schlief, nicht fest genug, um sie zu fesseln, aber doch so fest, dass jede verräterische Bewegung von ihr ihn wecken würde.
    Sie schüttelte den Kopf, und ein widerstrebendes Lächeln spielte um ihren Mund. Sie hätte wissen müssen, dass er ihr nicht blind vertrauen würde. Wenn sie einen Schritt mehr gemacht hätte, hätte der Ruck am Seil ihn aus dem Schlaf gerissen.
    Offensichtlich hatte er ihr nicht geglaubt, als sie geschworen hatte, nicht noch einmal wegzulaufen. Sie konnte es sich nicht länger leisten, für ihren Ungehorsam mit Küssen und Zärtlichkeiten bestraft zu werden. Er hatte sie von Anfang an gewarnt, dass es ihr am Ende gefallen könnte, wenn er sie anfasste. Hätte sie gewusst, wie sehr es ihr gefallen würde, sie hätte sich die Warnung zu Herzen genommen.
    Jetzt, da sie den Strick, der sie verband, gesehen hatte, wäre es ein Leichtes, sich davon zu befreien. Aber statt sich von ihm zu entfernen, bewegte sie sich auf ihn zu – ohne sich dazu entschieden zu haben.
    Wie viele Nächte er wohl schlafend auf dem kalten Boden verbracht hatte, ohne Dach über dem Kopf als Schutz vor Regen, Schnee oder der hartnäckigen Kälte? Er war vielleicht erst siebenundzwanzig Jahre alt, Sonne und Wind allerdings ständig ausgesetzt zu sein hatte seine Haut bereits gegerbt, tiefe Furchen zu beiden Seiten seines Mundes gegraben und feine Fältchen an seinen Augenwinkeln entstehen lassen.
    Selbst im Schlaf war da nichts Weiches, Nachgiebiges an dem Mann, kein flüchtiger Blick auf den Jungen, der er einmal gewesen war. Er schlief noch nicht einmal mit leicht geöffnetem Mund, sondern hatte die Lippen zu einer festen Linie zusammengedrückt. Der einzige Hinweis auf Verletzlichkeit waren die dunklen Schatten der Erschöpfung unter seinen Augen. Beinahe als spürte er ihre eingehende Musterung rührte er sich und drehte sein Gesicht in den Schatten, sodass sie ihn nicht länger betrachten konnte.
    Emma seufzte. Er hatte ihr seine Decke gegeben, aber ihr war dennoch entsetzlich kalt. Sie konnte nicht umhin, daran zu denken, wie gemütlich es sich letzte Nacht angefühlt hatte, dicht bei ihm zu liegen, wie sich sein harter schlanker Körper schützend an sie geschmiegt hatte, Hitze abgestrahlt hatte wie ein Kohlenofen an einem verschneiten Winterabend.
    Das durchdringende Jaulen ertönte erneut. Sie erschauerte und trat noch einen Schritt näher zu Jamie. Sie hatte keine Ahnung, welche blutrünstigen Geschöpfe die nächtliche Wildnis durchstreiften. Wildkatzen? Wölfe? Bären? Soweit sie es wusste, konnte es auch ein Drache sein, der in den Klippen über ihnen sein Unwesen trieb und auf der Suche nach einer leckeren Jungfrau war.
    Sie warf Jamie einen letzten sehnsüchtigen Blick zu, bevor sie sich bückte und sich das Seil vom Knöchel streifte.
    Jamie öffnete die Augen, war jäh aus tiefem Schlaf geweckt und hellwach, mit einer Schnelligkeit, die Jahren der Wachsamkeit entsprang.
    Ihm drängten sich sogleich zwei Beobachtungen auf.
    Er war mit einer Decke zugedeckt, die nicht da gewesen war, als er einschlief.
    Und unter der Decke war eine

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