Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
mitleidsvoll zusammen, als Malcolm gegen das Pferd eines anderen lief, was ihm einen Fluch von dem Mann und einen nervösen Tritt von dem Pferd, dem er nur mit Müh und Not ausweichen konnte, eintrug.
Das Rätsel ihrer ungeminderten Erschöpfung wurde gelöst, als Brigid wenige Sekunden später hüftschwenkend auf den Hof trat, ein katzenhaftes Lächeln auf den Lippen und Strohhalme im wirren Haar. Ihr üppiger Busen schwebte sogar in noch größerer Gefahr als gestern, aus ihrem halb geöffneten Mieder zu fallen. Emma verschlang den Rest ihres Brotes, da ihr Appetit wie durch ein Wunder wiederhergestellt war.
Die anderen Männer verfolgten mit Verwunderung, wie Brigid den Zwillingen winkte. »Gute Reise, meine Süßen«, flötete sie. »Ich hoffe sehr, ihr kommt wieder.«
Einer der Männer ließ ein lautes Johlen hören, während die anderen in Gelächter ausbrachen. Als sie vor ihrem hingerissenen Publikum umherstolzierte, glitt Brigids triumphierender Blick über den Hof. Da es ihr nicht gelang, das – oder den – zu finden, den sie suchte, wich ihr selbstbewusstes Lächeln einem Schmollen.
Sie ging zu der Stelle, an der Bon seinem Fuchs das Zaumzeug anlegte. »Du kannst deinem Cousin eine Nachricht von mir ausrichten«, sagte sie, und ihre Stimme war laut genug, dass man sie auf dem ganzen Berg hören konnte. »Sag ihm, Angus und Malcolm seien zweimal mehr Mann, als er es je sein kann.«
Mit einer kecken Kopfbewegung, die ihre Locken wippen ließ, schritt sie zur Hütte, sich sehr wohl bewusst, dass die Blicke aller Männer auf der Lichtung wie festgeklebt an ihren wohlgeformten Hüften hingen.
»Man könnte es auch so deuten, dass zwei Männer nötig waren, um Jamie in der … äh, Zuneigung des Mädchens zu ersetzen«, rief Bon, nachdem sie im Gebäude verschwunden war, was seine Gefährten ihm mit einer Runde Gelächter lohnten.
Emma suchte sich über den schlammigen Boden vorsichtig ihren Weg zu Bon. Dem Fuchs den schlanken rostfarbenen Hals streichelnd erkundigte sie sich beiläufig: »Haben Sie heute Morgen schon Mr Sinclair gesehen?«
Bon widmete sich wieder seiner Aufgabe und deutete mit dem Kopf auf das Ende eines schmalen Pfades, der von der Lichtung tiefer in den Wald führte. Emma runzelte die Stirn. Bon war nicht wie die anderen Männer. Es passte nicht zu ihm, ihrem Blick auszuweichen.
Sie drehte sich gerade um, um dem Weg zu folgen, als er halblaut sagte: »Pass auf, wohin du trittst, Mädel. Dort drüben kann der Boden tückisch sein.«
Von seiner Warnung beunruhigt folgte sie dem gewundenen Pfad durch den Wald. Der Regen hatte den Schnee vertrieben, und jetzt wehte der Wind rasch die Spuren des Regens fort. Sie hatte nie einen Ort mit so schnell umschlagendem Wetter erlebt, aber andererseits passte das wohl zu dem rauen Wesen der Männer, die diesen Berg ihr Zuhause nannten.
Nachdem sie eine kurze Weile gegangen war, bog sie den knorrigen Ast einer Eberesche zur Seite, trat aus den Bäumen heraus und fand sich auf einem breiten Felsstück wieder. Die windzerzauste Schlucht unten hätte unansehnlich und karg ausgesehen, wenn nicht der purpurfarbene Schleier gewesen wäre, der sich über das mit Steinbrocken übersäte Gelände auszubreiten begann. Bei dem atemberaubenden Anblick verspürte Emma einen Stich; fast bereute sie es, dass sie nicht da sein würde, wenn das Heidekraut in voller Blüte stand, um die Aussicht von hier aus zu bewundern.
Jamie saß auf dem Rand eines großen Felsbrockens, der eine seltsame Ähnlichkeit mit dem Kopf eines schlafenden Löwen aufwies. Sein schwarzes Haar wehte im Wind, sein Kinn war glatt rasiert, sodass er sowohl jünger als auch irgendwie weniger zugänglich aussah.
Er blickte auf, als sie näher kam, den Stift in seiner Hand über dem Zettel, den er auf einem Stein liegen hatte, der ihm als behelfsmäßiges Schreibpult zu dienen schien.
Emmas Schritte stockten. Nachdem sie mit angesehen hatte, wie Brigid von ihrem schamlosen Stelldichein auf dem Heuboden zurückgekehrt war, war sie sich überdeutlich der Tatsache bewusst, dass, hätte sie ihn nicht weggeschickt, heute Morgen ihre Locken in wildem Durcheinander gewesen wären, ihre Lippen gerötet und geschwollen von seinen Küssen, ihre Augen verklärt mit Erinnerungen an die verbotenen Genüsse, die sie miteinander geteilt hatten.
Wenn sie bedachte, wie sie sich getrennt hatten, erwartete sie gewiss kein herzliches Willkommen, aber Jamies Miene war noch verschlossener, als Bons es gewesen
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