Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
Augen bemerkt hatte. Waren es Schuldgefühle? Bedauern? Sehnsucht? Was auch immer es war, es hinderte ihn nicht daran, schwungvoll seinen Namen unten auf das Blatt Papier zu setzen und damit ihrer beider Schicksal zu besiegeln.
Er blies über das Papier, um die Tinte zu trocknen, dann rollte er das Blatt mit abgehackten Bewegungen zusammen und band es mit einem Lederstreifen zu.
Graeme erschien zwischen den Bäumen; die Schritte des Jungen verlangsamten sich, als er Emma erblickte. Er zog den Kopf ein, schaute zwischen ihr und Jamie hin und her. »Bon hat mir gesagt, Sie suchten nach mir, Sir?«
Jamie stand auf und hielt ihm die Papierrolle hin. »Sieh, dass das hier so schnell wie möglich in die Hände des Earls gelangt. Warte auf seine Antwort und bring sie mir ohne Verzögerung. Wir warten bei den Ruinen des Klosters auf der Nordseite des Berges.«
Graeme nahm die Nachricht in Empfang. An seiner blonden Stirnlocke zupfend verbeugte er sich entschlossen. »Aye, Sir. Ganz wie Sie sagen. Ich bin Ihr Mann, jawohl.«
Er verneigte sich noch zweimal, ehe er zur Lichtung mit der Hütte zurücklief, eindeutig darauf bedacht, sich Jamies Vertrauen als würdig zu erweisen.
»Also, was tun wir jetzt?«, fragte Emma steif, als der Junge fort war.
»Er wird nicht lange brauchen, bis er unten im Tal angekommen ist. Daher reiten wir weiter«, erwiderte Jamie. Er fasste sie am Arm und zog sie mit sich zur Lichtung, wie um sie daran zu erinnern, dass sie nie mehr für ihn sein würde als seine Gefangene.
Als sie auf die Lichtung traten, wartete Muira auf sie, um Emma einen warmen Umhang um die Schultern zu legen.
Die ältere Frau hakte den Verschluss unter Emmas Kinn zu, und ihre rundlichen Finger waren erstaunlich geschickt dabei. »Ich bin so froh zu sehen, dass das Kleid passt, Mädchen. Nachdem sie ihr viertes Kind bekommen hat, konnte sich meine Schwiegertochter einfach nicht mehr hineinzwängen. Hat die ganze Zeit über, die sie das Kind auf die Welt gebracht hat, geschrien wie eine Sau und danach auch so viel gegessen.«
Emma versuchte nicht zu erschauern, dankbar, dass ihre Mutter nicht bis zu den Grundlagen des Gebärens gekommen war, als sie sie in die Pflichten einer Ehefrau einführte.
Nachdem sie sich tränenreich von Jamie verabschiedet hatte, schloss Muira Emma in die Arme und drückte sie, als sei sie ihre lang vermisste Tochter. Leicht entsetzt von dieser Zurschaustellung von Zuneigung tätschelte Emma der älteren Frau sanft den Rücken.
Erst da flüsterte Muira ihr zu: »Und vergiss nicht, Kleines, ein Mann braucht nicht immer Gedichte, um einer Frau den Hof zu machen.«
Emma schaute sich um, um zu überprüfen, ob Jamie sie gehört hatte, aber dieser war bereits auf sein Pferd gestiegen und hielt ihr die Hand hin, damit auch sie aufsitzen konnte. Er verschwendete keine Zeit, sie hinter sich in den Sattel zu ziehen. Während er sein Pferd antrieb, drehte Emma sich im Sattel um und stellte erstaunt fest, dass sie einen Kloß im Hals hatte, als Muira und ihre gemütliche Hütte vor ihren Augen mit dem Wald verschmolzen.
Jamie trieb sie in gnadenlosem Tempo den Berg hoch, bis sie nicht länger den sich ausbreitenden Schatten der einbrechenden Dämmerung entkommen konnten. Ein Wald ragte dunkel vor ihnen auf, und die Dunkelheit drohte sie völlig einzuhüllen.
Die anderen Pferde sträubten sich am Rand dieses Waldes, auch nur einen Schritt weiterzumachen, was Jamie keine andere Wahl ließ, als sein Pferd anzuhalten.
Die Pferde gingen unruhig umher, warfen ihre Köpfe nach hinten und wieherten nervös. Die Männer zerrten an den Zügeln, um sie davon abzuhalten durchzugehen, machten dabei aber für Emmas Geschmack selbst einen wenig furchtlosen Eindruck. Die hohen Kiefern wiegten sich im Wind, knarrten dabei und bewachten den unsichtbaren Eingang in den Wald wie verzauberte Wächter, die ein längst vergessener König dort aufgestellt hatte.
»Wo sind wir?«, fragte Emma leise, umfasste Jamies Mitte fester und ließ allen Stolz fahren. Es war beinahe so, als wollten sie eine unsichtbare Grenze überschreiten, hinter der ein Land lag, aus dem sie vielleicht nicht wieder zurückkehren würden.
»Nirgendwo – es ist völlig unerheblich.« Sein Ton war angespannt, doch er legte kurz seine Hand auf ihre, als wollte er ihre Ängste beschwichtigen.
Bon lenkte seinen Fuchs neben sie und musste sich immer noch anstrengen, das Tier zu kontrollieren. Die flackernden Schatten hatten sein Gesicht aller Farbe
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