Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
derart erschütterte, dass sie ihr Gesicht abwandte und den Kuss unterbrach.
Er erstarrte, hob dann den Kopf und blickte sie an.
Obwohl sie am liebsten in erbitterte Tränen ausgebrochen wäre, zwang sie sich, ihn anzusehen, seinen müden Blick zu erwidern. »Bitte. Ich möchte das nicht.«
Während sie die Worte flüsterte, wusste sie, er könnte sie mühelos Lügen strafen, musste nur seine Hüften bewegen.
Der grimmige Zug um seinen Mund konnte nicht das unausgesprochene Flehen in seinen Augen verbergen. »Es gibt da Sachen, die ich mit dir tun könnte, Mädchen. Dinge, die ich für dich tun könnte. Lust, die ich dir schenken könnte, ohne deine Unschuld zu gefährden. Er würde es nie bemerken. Niemand müsste es je erfahren.«
Trotz ihrer Unschuld begriff Emma, was er ihr anbot. Aber sie wusste auch, wie teuer sie beide es würden bezahlen müssen.
»Er wüsste es vielleicht nicht«, erwiderte sie leise. Sie war unfähig zu verhindern, dass sich Verzweiflung in ihre Stimme schlich. »Aber ich.«
Jamie schaute sie weiter an, als wöge er ihre Worte ab. Er hielt ihre Hände fest und ihren Körper unter seinem, sodass sie ihm ausgeliefert war, seine Gefangene. Sie konnte ihn genau spüren – heiß und hart und schwer in ihrem Schritt. Es war an ihm, Gnade zu gewähren … oder zu verwehren.
Er rollte sich von ihr und auf die Füße, alles mit einer abrupten Bewegung, als machte Verweilen diese Tat unmöglich.
Emma hatte sich geirrt. Es konnte ihr wieder kalt sein. Beinahe war es, als fiele der Schnee nicht draußen vor dem Fenster, sondern hier im Raum, und er schuf eine Kälte, die kein Feuer vertreiben konnte.
Ohne sie anzusehen, holte sich Jamie sein nasses Hemd und zog es sich über die breiten Schultern. Der enge Schnitt seiner Hose erlaubte es ihm nicht, sein ungestilltes Verlangen zu verbergen.
Als er zur Tür ging und sie aufriss, richtete sich Emma auf dem Bett auf die Knie auf. »Gehst du zu ihr?«
Er blieb auf der Schwelle stehen, drehte sich aber nicht zu ihr um. »Nein, Miss Marlowe«, sagte er schließlich. »Ich gehe und nehme mein Bad zu Ende.«
Obwohl Emma spürte, es wäre ihm nichts lieber gewesen, als die Tür zuzuknallen, so fest, dass die Fensterscheiben klirrten, zog er sie sehr behutsam ins Schloss.
Nachdem seine Schritte verklungen waren, warf sie sich rückwärts aufs Bett und blickte zur Decke empor. Sie wusste genau, sie hatte nicht das Recht, diese Frage zu stellen.
Und noch weniger, über seine Antwort erleichtert zu sein.
Emma trat am nächsten Morgen aus der Hütte und entdeckte, dass der Zauber, der sie bei ihrer Ankunft gestern gefangen genommen hatte, gebrochen war. Irgendwann in der Nacht war der Regen zurückgekehrt und hatte alle Überreste des Schnees und der Verzauberung weggewaschen. Es regnete jetzt zwar nicht mehr, aber die Wolken hingen noch tief über dem Tal und tauchten die Lichtung in düstere Schatten.
Sie hatte damit gerechnet, sich die halbe Nacht lang hin und her zu wälzen, nachdem sie Jamie fortgeschickt hatte, aber dank ihrer Erschöpfung, den Nachwirkungen des Whiskys und der unwiderstehlichen Wärme der dicken Steppdecken auf dem Bett war sie schließlich doch eingeschlafen. Sie war aufgewacht und hatte ein schlichtes, aber praktisches Kleid aus Merinowolle über das Fußende des Bettes drapiert gefunden, zusammen mit einem Paar dicker Socken. Hoffend, dass sie nicht Brigid gehörten, hatte sie die Kleidungsstücke angezogen und war in Bons Stiefel geschlüpft, ehe sie nach unten ging. Als sie dort niemanden entdecken konnte bis auf den alten Hund, hatte sie sich eine Scheibe von dem warmen Laib Brot abgeschnitten, der auf dem Tisch stand, mit sahniger Butter bestrichen und war, die stibitzte Brotscheibe in der Hand, nach draußen geschlendert.
Obwohl mehrere von Jamies Männern bereits ihre Tiere aus dem Stall brachten, war ihr Anführer nirgends zu sehen. Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob Jamie sein übereilt gegebenes Versprechen schon bald bereut hatte. Und ob er noch auf einem Heuboden schlief, eine nackte Brigid im Arm.
Oder auch nicht schlief, überlegte sie und verlor jäh allen Appetit.
In dem Augenblick kam Angus – es konnte auch Malcolm sein – aus dem Stall gewankt, mit Malcolm – oder Angus, je nachdem –, so dicht neben sich, dass sie sie sich fast auf die Füße traten. Keiner von beiden sah aus, als habe er auch nur eine Minute Schlaf gefunden. Angus gähnte, und Malcolm bekam die Augen kaum auf. Emma zuckte
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