Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
beraubt, sodass es blass und hager wirkte. »Die Jungs wollen nicht weiter, Jamie. Sie wollen wissen, ob wir nicht herumreiten können.«
»Das ginge nur, wenn wir noch zwei Tage länger unterwegs sein wollen, bis wir unser Ziel erreichen. Wenn Graeme mit der Antwort des Earls zurückkehrt, müssen wir an einer Stelle sein, wo er uns finden kann, aber Hepburns Männer nicht.«
Bon warf seinen Gefährten einen verstohlenen Blick über seine Schulter zu, und sein Adamsapfel hüpfte in seinem mageren Hals. »Du kannst ihnen keine Vorwürfe machen, dass sie Angst haben. Sie haben nie vergessen, was mit Laren oder Feandan geschehen ist.«
Emma hätte Angus oder Malcolm niemals für sonderlich fromm gehalten, aber bei der bloßen Erwähnung der beiden Namen bekreuzigten sich die Brüder rasch.
»Feandans Leiche wurde nie gefunden, nur sein Pferd«, erwiderte Jamie mit einem Seufzen. »Soweit wir es wissen, könnte er in diesem Moment in Edinburgh sein und sich mit einer Schankmagd vergnügen. Und Larsen war ein verträumter junger Narr, dem sein eigener Schatten in einer nebeligen Nacht Angst einjagte und der daher über eine Klippe in die Tiefe gestürzt ist.«
Die Männer wechselten unbehagliche Blicke, von der Antwort ihres Anführers ebenso wenig getröstet wie ihre Tiere.
Der befehlsgewohnte Unterton in Jamies Stimme trat deutlicher hervor. »Ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass irgendeine dumme Legende sich zwischen uns und das, was auf der anderen Seite des Waldes liegt, stellt. Wenn ihr nicht Manns genug seid, mit mir hindurchzureiten, dann steht es euch frei, wie ein Haufen abergläubischer alter Weiber hierzubleiben und darauf zu warten, dass Hepburns Männer kommen und euch einen nach dem anderen einsammeln.«
Damit trieb er sein Pferd an, ritt zwischen ihnen hindurch und zwang sie so, ihm entweder Platz zu machen oder niedergeritten zu werden. Nach einem spannungsgeladenen Moment des Zögerns begannen sie, ihre Tiere unter Kontrolle zu bringen, und folgten ihm zögernd.
Sie ritten in der Reihe hintereinander in den Wald, tauschten das Licht des aufgehenden Mondes gegen ein Gewirr aus Schatten ein. Emma erschauerte, als ein Windstoß wehte, sodass die silbrigen Blätter der Birken wie trockene Knochen klapperten. Sie musste daran denken, dass es vermutlich nicht dumm wäre, wenn sie sich genauso vor dem fürchtete, wovor auch diese rauen Burschen Angst hatten – was auch immer es war.
»Was für eine Legende meintest du, die du vorhin erwähnt hast?«, fragte sie und wünschte, sie könnte Jamies Gesicht sehen. »Was genau jagt deinen Männern solche Angst ein?«
»Die dummen Narren glauben, in diesem Wald hier spukt es.«
Emma blickte verstohlen zu den gespenstisch weißen Stämmen der umstehenden Bäume und verspürte einen neuen Schauder auf ihrem Rücken. »Wer soll denn hier spuken?«
»Meine Eltern«, erwiderte er grimmig.
Ohne ein weiteres Wort zog er scharf an den Zügeln, trieb ihr Pferd zu leichtem Galopp an und führte sie alle weiter tief in den Wald.
Kapitel 18
»Er hat sich immer geweigert, darüber zu sprechen, aber ich habe gehört, man habe sie mit sauber abgetrennten Köpfen gefunden.«
»Nun, ich habe gehört, die Klinge eines einzelnen Breitschwertes sei ihnen beiden ins Herz gestoßen worden.«
»Was für ein alberner Schwachsinn! Wenn das wahr wäre, warum sollten sie dann noch in diesen Wäldern hier spuken, rastlos mit den blutigen Köpfen unterm Arm?«
Emma aß ihr Stück von dem würzigen Käse auf, den Muira ihnen für die Reise eingepackt hatte, und trat unauffällig näher zu den Männern, die im Kreis um das Lagerfeuer saßen, einerseits abgestoßen, aber andererseits auch fasziniert von ihrem Klatsch. Nebel hing dicht über dem Boden und waberte zwischen den blassen Stämmen der Birken, die die Lichtung säumten. Genau dieser Nebel hatte Jamie gezwungen, den fieberhaften Ritt durch den Wald abzubrechen und seinen Männern aufzutragen, das Lager für die Nacht aufzuschlagen. Trotz ihres sichtlichen Unbehagens hatten sie mit nur ganz wenig Brummen gehorcht. Sie hatten vielleicht Angst, dass es hier spukte, doch sie wussten auch genau, dass es für die Beine ihrer Pferde und ihre eigenen Hälse gefährlich werden würde, wenn sie bei diesem Nebel weiter so flott ritten.
Sie sprachen mit gedämpften Stimmen und ohne die gewohnten derben Scherze, die sonst ihre Unterhaltungen bereicherten. Statt darin zu wetteifern, welcher von ihnen als Erster zu viel
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